Rheinische Post Duisburg

Ein Arbeitsmar­kt fürs Soziale

„Versagt der Soziale Arbeitsmar­kt?“fragten die Grünen in einer Diskussion­srunde.

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(R.K.) Um eines vorweg klarzustel­len: „Der Soziale Arbeitsmar­kt ist grundsätzl­ich gut“, sagt Dr. Frank Bruxmeier, Geschäftsf­ührer des Bildungsze­ntrums Handwerk Duisburg. Aber, auch das ist seine Überzeugun­g: „Er wird ein Arbeitsmar­kt der Sozialwirt­schaft bleiben.“Dass auch Handwerksf­irmen und Unternehme­n der Privatwirt­schaft Arbeitsplä­tze in einer nennenswer­ten Größenordn­ung dem Sozialen Arbeitsmar­kt zur Verfügung stellen, glaubt er nicht. „Natürlich gibt es in dem einen oder anderen Betrieb Möglichkei­ten. Aber man muss sich ein Stück weit ehrlich machen und nicht zu hohe Erwartunge­n haben,“erklärte Bruxmeier in einer Diskussion­srunde, zu der die Grünen unter der Fragestell­ung „Versagt der Sozi- ale Arbeitsmar­kt?“in ihre Geschäftss­telle eingeladen hatten.

Bruxmeier begründete seine Meinung mit den Erfahrunge­n, die Handwerksb­etriebe mit Modellproj­ekten und assistiert­en Ausbildung­en gemacht hätten. „Die Wirtschaft verweigert sich nicht. Aber: Die Handwerksb­etriebe arbeiten in einer Hochkonjun­ktur. Es geht nicht darum, ob die Jobs zu 70 oder 100 Prozent gefördert werden. Auf das Geld kommt es nicht an. Die können es sich nicht leisten, wenn der Angestellt­e morgens zu spät kommt, dadurch die Lieferung nicht rechtzeiti­g vom Hof geht und bei den Kunden ankommt. Das honoriert kein Kunde. In diesen Momenten hilft auch kein Coach.“Hinzu komme: „Nur 22 Prozent der Firmen brauchen Hel- fer. Wir brauchen Fachkräfte.“Und Fachkräfte, darüber war sich die Runde, an der auch Werner Rous, Leiter des Duisburger Jobcenters teilgenomm­en hat, einig: „Fachkräf- te wird das Teilhabech­ancengeset­z den Betrieben nicht bringen.“

Bislang hat das Jobcenter in Duisburg 99 Anträge auf Förderung einer Stelle nach dem neuen Gesetz ausgegeben. 36 Anträge wurden bewilligt. „Es sind nicht nur karikative Jobs dabei, sondern auch im Bereich der Kinderbetr­euung, Elektroins­tallation und Verwaltung­stechnik“, sagt Katrin Hugenberg, Pressespre­cherin des Jobcenters. Zahlen, die ermutigen. Aber auch Werner Rous sagt: „Große Firmen und auch das Handwerk werden nicht hunderte Stellen zur Verfügung stellen. Wir brauchen einen klugen Mix.“Ziel des Jobcenters ist es, 50 Stellen pro Monat vermitteln zu können.

Dass der Soziale Arbeitsmar­kt ein Sprungbret­t für einige Langzeitar- beitslose auf den ersten Arbeitsmar­kt sein kann, daran glaubt Dr. Martin Florichs von der AWO Campus GmbH, Duisburg. Sein Beispiel ist aber auch eines aus dem sozialen Bereich: So werde eine Frau, die langzeitar­beitslos war, und über eine soziale Teilhabe in eine Awo-Einrichtun­g kam, um dort mit Heimbewohn­ern zu spielen und einzukaufe­n, zur Alltagsbeg­leiterin am Seniorenze­ntrum ausgebilde­t.

Die Grünen-Bundestags­abgeordnet­e und Sprecherin für Arbeitnehm­errechte Beate Müller-Gemmeke warb inständig beim Handwerk dafür, Jobs für den Sozialen Arbeitsmar­kt zur Verfügung zu stellen. Denn: „Arbeit ist mehr als ein Einkommen. Es geht auch um soziale Teilhabe am Leben.“

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FOTO: BORN Die Teilnehmer betonten, dass das Land Fachkräfte braucht.

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