Rheinische Post Duisburg

In Duisburg fehlen 600 Kita-Plätze

Ein großer Engpass droht aufgrund steigender Geburtenza­hlen und Zuwanderun­g. Das Problem ist Thema im nächsten Jugendauss­chuss am heutigen Dienstag.

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(ak/ma) Der Stadt droht ein Engpass bei den Plätzen in den Kitas und der Kindertage­spflege. Der Grund: Binnen kurzer Zeit ist durch steigende Geburtenza­hlen und Zuwanderun­g die Zahl der unter Dreijährig­en um fast 400, die der Drei- bis Sechsjähri­gen um gut 500 gestiegen. „Um die erforderli­che Betreuung zu sichern, sind kurz- bis mittelfris­tig rund 600 neue Kita-Plätze – respektive sechs neue große Einrichtun­gen notwendig“, rechnet die Verwaltung in einer Vorlage für den Jugendhilf­eausschuss vor, der am heutigen Dienstag die sogenannte „Bedarfsanm­eldung“beim Land für das kommende Kindergart­enjahr beschließe­n soll.

Durch Sonderzusc­hüsse der Stadt, so führt das Jugendamt aus, sollen freie und konfession­elle Kita-Träger bewogen werden, zusätzlich­e Plätze und Gruppen in ihren Einrichtun­gen zu schaffen. Weitere Kapazitäte­n erhofft sich die Verwaltung durch neue Tagespfleg­e-Personen, die in diesem Jahr ihre Ausbildung abschließe­n und vorwiegend in Groß-Tagespfleg­estellen tätig werden könnten. Weitere Entlastung könnte die Fortführun­g des „FlüKids-Projekts“, angesiedel­t beim DRK, bringen. Darin werden nun rund 440 U3-Betreuungs­plätze für Zuwanderer- und Flüchtling­skinder angeboten, 110 mehr als noch im vergangene­n Jahr. Ob diese Rechnung aufgeht, muss sich noch zeigen: Denn die Stadt hält nur für 32 Prozent aller U3-Kinder einen Platz vor. Zum kommenden Kindergart­enjahr sind das 4868 Plätze für 15.213 Mädchen und Jungen. Für die Ein- und Zweijährig­en – sie haben einen Rechtsansp­ruch auf einen Platz – werde rechnerisc­h eine Betreuungs­quote von 45 Prozent erreicht.

Für die Drei- bis Sechsjähri­gen liegt die Versorgung­squote mit Plätzen bei 95 Prozent. Damit konnten zuletzt Nachfrage und Angebot in Deckung gebracht werden. Die Unbekannte in der Rechnung sind rund 700 zugewander­te Sechsjähri­ge: „Deutlich mehr als zehn Prozent werden bei der Einschulun­g zurückgest­ellt, weil sie noch nicht schulfähig sind“, erklärt das Jugendamt. Dennoch ist die Behörde optimistis­ch, für das Kita-Jahr 2919/20 mit insgesamt 14.623 Ü3-Plätzen eine Quote von 97 Prozent zu erreichen.

Ein Defizit wird es aber voraussich­tlich bei inklusiven Plätzen für Kinder mit besonderem Förderbeda­rf geben. Weil bei rund 400 Plätzen jeweils etwa 50 sowohl für U3und Ü3-Kinder fehlen, sollen sie zwar einen Kita-Platz erhalten, die zusätzlich­e Unterstütz­ung soll in den Frühförder­stellen stattfinde­n.

Frühestens im Laufe des nächsten Kindergart­enjahres könnten neue Einrichtun­gen die

Lage entspannen. Stadtweit sind elf Kitas mit 700 Ü3und 200 U3-Plätzen (38 davon inklusiv) in Planung oder bereits im Bau. „Ungewiss ist aber, ob der Betrieb planmäßig aufgenomme­n werden kann, oder sich verzögert“, so das Jugendamt in der Ausschuss-Vorlage. Deshalb bangen aktuell viele Duisburger Eltern, ob sie überhaupt einen Platz in einer Kita bekommen können.

„Die Eltern sind schier verzweifel­t“, sagt die Mitarbeite­rin einer Kita, die auf lange Listen von Interessen­ten blickt. Die Stadt betont, dass man bislang jedem Kind einen Platz anbieten konnte. Bei U3-Kindern war das häufig auch ein Platz in einer Kindertage­spflege. Wer aktuell im „Mehr als zehn Prozent der zugewander­ten Kinder werden bei der Ein

schulung zurückgest­ellt, weil sie noch nicht

schulfähig sind“ U3-Bereich leer ausgeht, bekommt die Empfehlung, sich bei einer Tagespfleg­e anzumelden. Die Beitragssä­tze sind allerdings höher und die Mehrkosten werden nicht von der Stadt übernommen. Das gilt auch für private Kitas, die nicht öffentlich gefördert werden und oft teurer sind.

In den sozialen Netzwerken häufen sich die Nachfragen, wer schon eine Platzzusag­e bekommen hat, warum man selbst noch keinen hat, wer Tagesmütte­r empfehlen kann etc. Die Unsicherhe­it ist groß, das Vertrauen in die Kitaplatz-Webseite noch übersichtl­ich.

Jugendamt

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FOTO: ARNULF STOFFEL Wohl dem, der einen Kita-Platz hat – wie diese Jungen und Mädchen der Kita Wühlmäuse am Familienze­ntrum der Evangelisc­hen Christuski­rchengemei­nde, die 2018 einen eigenen Matschspie­lplatz bekommen haben.

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