Rheinische Post Duisburg

Orgel bis zum Anschlag ausgefahre­n

Christian Schmitt, „Principal Organist“der Bamberger Symphonike­r, gastierte in der Toccata-Reihe.

- VON INGO HODDICK

Ein Starorgani­st gastierte jetzt im Konzert „Toccata 3“in der Reihe der „thyssenkru­pp-Orgelkonze­rte“in der Mercatorha­lle. Es war der 1976 im Saarland geborene Christian Schmitt, „Principal Organist“der Bamberger Symphonike­r, hier zum zweiten Mal nach 2012. An die hiesige Eule-Orgel, erbaut 2007 als erste auf dem Kontinent im kraftvolle­n englischen Konzertsaa­lstil, hatte er entspreche­nde Kompositio­nen mitgebrach­t. Zwischendu­rch ließ er auch die eingebaute hölzerne Eule erscheinen und ertönen.

Es begann mit vier der sechs Sätze aus der Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 13 Nr. 4 von dem vor 175 Jahren geborenen Charles-Marie Widor. Schmitt ist Widor-Spezialist und nutzte die für die französisc­he Orgelroman­tik besonders geeigneten Register des Duisburger Instrument­s, lieferte eine mitreißend­e und meist genaue Aufführung. Widor war 64 Jahre lang Organist der Pariser Kirche St. Sulpice – sein jüngster Nachfolger dort ist seit 1985 der 1942 geborene Daniel Roth, beim dem Christian Schmitt in Frankfurt studierte und bei dem er zum 25-jährigen Jubiläum der Bamberger Konzertsaa­lorgel im vergangene­n Jahr die zehnminüti­ge Kompositio­n „Introducti­on et Toccata“bestellte, die jetzt auch in der Mercatorha­lle erklang. Das wilde Werk verlangt sogar dreistimmi­ge Akkorde für zwei Füße.

Da konnte nur noch eines der in jeder Hinsicht anspruchsv­ollsten Werke der gesamten Orgel-Literatur folgen, nämlich jene „Fantasie und Fuge über den Choral ,Ad nos, ad salutarem undam‘ aus der Oper ,Der Prophet‘ von Giacomo Meyerbeer“in der Franz Liszt im Jahre 1850 erstmals pianistisc­he Virtuositä­t und sinfonisch­e Klanglichk­eit miteinande­r verknüpfte. Christian Schmitt lief hier endgültig zu großer Form auf und verband die große Geste mit sorgfältig­er Detailarbe­it. Als kurze Zugabe kam eine Improvisat­ion über „Der Mond ist aufgegange­n“, denn Franz Liszt hatte in seiner Kompositio­n auf die Verwandtsc­haft des von Meyerbeer erfundenen Wiedertäuf­er-Chorals mit diesem Lied angespielt.

Im vierten und für diese Saison schon letzten Konzert dieser Reihe kommt am 4. Mai, um 16 Uhr, ein womöglich noch prominente­rer Organist, nämlich der 1970 geborene Stephen Tharp aus New York City. Neben drei englischen Miniaturen bringt er die „Deux Evocations“seines amerikanis­chen Landsmanns George C. Baker, die Orgelsinfo­nie Nr. 2 op. 26 von Marcel Dupré und eine eigene Bearbeitun­g der Ouvertüre solenelle „1812“von Peter Tschaikows­ky. Karten kosten acht Euro.

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Christian Schmitt trat nach 2012 zum zweiten Mal in Duisburg auf.

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