Rheinische Post Duisburg

Zeit für unerfreuli­che Entscheidu­ngen

Ein „Weiter so“darf es beim MSV Duisburg nicht geben. Die Verantwort­lichen müssen handeln. Ohne personelle Konsequenz­en wird es beim Tabellenle­tzten nicht funktionie­ren. Es gibt mehrere Optionen.

- VON HERMANN KEWITZ

Wie heißt es so schön: In der größten Not bringt der Mittelweg den Tod. Dass der Fußball-Zweitligis­t MSV Duisburg in größter Not ist, daran gibt es keine Zweifel mehr. In der Tabelle steht die Mannschaft ganz unten. Das Aus im Pokal verhindert­e, eine mögliche kommende Drittliga-Saison einigermaß­en finanziell gesittet angehen zu können. Die Vorstellun­g der Mannschaft weckt zudem wenig Lust beim Publikum, durchs Jammertal zu gehen.

Was aber kann man tun? Voraussetz­ung ist zunächst ein ehrliches Erkennen und Ausspreche­n, was in diesem Jahr schiefläuf­t. Dann gilt es, unerfreuli­che Entscheidu­ngen zu treffen. Hier einige Optionen mit Für und Wider.

Der Vorstand könnte Trainer Torsten Lieberknec­ht feuern. Seit dem Zwischenho­ch im November zu Beginn seiner Amtszeit gelingt dem Coach wenig: Seit dem 2. Dezember fuhr die Mannschaft acht Niederlage­n (bei einem Sieg) ein. Nach dem 1:3 gegen Dresden musste der Trainer einräumen, dass die Elf nicht seine Vorgaben eingehalte­n habe. So was übersetzen Böswillige gern mit: „Der Trainer erreicht die Mannschaft nicht.“Nach dem 0:1 gegen Fürth sagte Lieberknec­ht: „Die Bereitscha­ft, auf dem Platz präsent zu sein, fehlte.“

Vor dem Amtsgerich­t nennt man das einen Offenbarun­gseid: In einem derart wichtigen Spiel gegen eine Mannschaft in der Krise und mit der Aussicht auf einen bedeutende­n Dreier war das Personal geistig abwesend?

Anderersei­ts, der Coach versteht sein Handwerk. Noch einmal in einem Fußballleh­rer zu investiere­n, kostet Geld, das bei der Mission Wiederaufs­tieg fehlen könnte. Und: Retter gibt es nicht im Supermarkt an der Kasse. Der Tauglichst­e seiner Art rettet ohnehin gerade Fortuna Düsseldorf.

Den Sportdirek­tor feuern. Ivica Grlic hat mit seinen Einkäufen in diesem Jahr daneben gelegen. Offenbar haben die neuen Leute das Gefüge in der Mannschaft zerstört, ohne wirklich mehr Qualität zu bieten. Die Schwachste­llen auf den Außenposit­ionen in der Abwehr konnte er nicht beseitigen. In der kritischen Lage zeigte er nicht die Führungsqu­alität, dem Trainer den Rücken wirksam zu stärken oder das kickende Personal auf der Gehaltslis­te zur Erfüllung der Dienstpfli­cht zu rufen. Anderseits: Fehleinkäu­fe passieren allen Sportchefs. Und eine Neubesetzu­ng der Position angesichts der Not könnte das Chaos an der falschen Stelle erhöhen.

Sportchef und Trainer könnten ein Zeichen setzen und noch mal zwei oder drei Spieler an die Luft setzen. Das einzige Signal, das von Einwechsel­spieler John Verhoek im Spiel gegen Fürth ausging, war ein Ellbogensc­hlag. Da hätte es auch Rot geben können. Für den teuers- ten Spieler der Mannschaft ist das zu wenig. In der U 19 haben die Zebras Jan-Niklas Pia, der regelmäßig trifft. Was auf Schalke geht, könnte auch

Die Fans machen ihren Job Am Samstag gegen Union Berlin wird man sehen, was dem MSV zu dem Trauerspie­l der Saison eingefalle­n ist. So viel ist sicher: Nette Gesten von Spielerfra­uen helfen nicht mehr. Ansagen ans Publikum wie von Gerrit Nauber sollte man sich ebenfalls sparen. Die Fans machen ihren Job. Und bezahlen dafür Geld. Jetzt ist es an denen, die für ihre Arbeit Geld bekommen, ihren Job zu machen.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Ein Bild mit Symbolkraf­t: Gerrit Nauber (links) und Ahmet Engin beim Spiel in Fürth

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