Mutter soll Baby nach Geburt erstickt haben
Die Anklage wirft der 34-Jährigen Totschlag vor. Die Rechtsmediziner streiten über die Todesursache.
(bm) Ein grausames Verbrechen wird einer 34-Jährigen vorgeworfen. Wegen Totschlags steht die Duisburgerin, die 2017 nach Oberhausen zog, derzeit vor dem Landgericht. Am 10. August 2018 soll sie im Badezimmer ein Kind zur Welt gebracht und es getötet haben.
Die Staatsanwaltschaft ist sich nicht sicher, ob die Frau dem Mädchen die Hand oder einen weichen Gegenstand auf das Gesicht legte oder es so fest in einer Decke einwickelte, dass es keine Luft mehr bekam. Eine Notärztin, die am Tattag in die Wohnung gerufen wurde, fand den Leichnam in einer Plastiktüte neben dem Waschbecken. Die Patientin sei ruhig und gefasst gewesen, während ihr Ehemann fassungslos war, erinnerte sich die Ärztin.
Die Angeklagte wollte sich bislang nicht zur Sache äußern. Der Notärztin und einem Polizisten hatte sie allerdings berichtet, dass es sich um eine Sturzgeburt handelte und das Kind tot zur Welt gekommen sei. Sie habe erst sechs Wochen zuvor bemerkt, dass sie schwanger war. Sie habe während der Schwangerschaft keinerlei Lebenszeichen von dem Kind bemerkt. Bei einer Obduktion wurde schnell klar, dass die Angaben nicht stimmen konnten: Das Kind kam lebend zur Welt. Ihrer Familie hatte die Angeklagte die Schwangerschaft verschwiegen. Und auch dem Vater des Kindes, ein 35-jähriger Duisburger, hatte sie laut dessen Aussage Lügengeschichten über ihren Zustand aufgetischt.
Thomas Bajanowski vom Uni-Klinikum Essen und sein Kollege Michael Tsokos von der Berliner Charité trugen gestern ihre sach- verständige Meinung über den Tod des Kindes vor. Eine eindeutige Antwort gab es nicht: Der eine hält den äußeren Erstickungstod für die einzig verbleibende Todesursache, der andere hält auch eine Komplikation bei der Geburt für möglich. Durch ein Zusammenpressen der Nabelschnur im engen Geburtskanal hätte es zu einer Sauerstoffunterversorgung kommen können, die ohne ärztliche Hilfe nach der Geburt zum schnellen Tod führte. Bis Anfang März sind noch zwei weitere Verhandlungstage geplant.