Rheinische Post Duisburg

Profis und Alkohol: Borowka redet Klartext

Ex-Fußballpro­fi Uli Borowka war zu Gast beim Landhaustr­eff im Haus Milser. Im Gespräch mit dem ehemaligen WDR-Reporter Manni Breuckmann berichtete der 56-Jährige über seine Alkoholsuc­ht während der Karriere.

- VON VOLKER POLEY

HUCKINGEN „Talkmaster“Manni Breuckmann startete am Montagaben­d nicht wie gewohnt in die 42. Auflage des Landhaustr­effs. Er erinnerte an den vor wenigen Tagen verstorben­en früheren Schalke-Manager Rudi Assauer, der früher oft zu Gast bei der Talkrunde im Landhaus Milser war. „Er war einer der ganz Großen des Ruhrgebiet­sfußballs“, würdigte der frühere WDR-Reporter den ehemaligen Bundesliga-Profi.

Nach dem kulinarisc­hen Entrée – der Landhaustr­eff wird jeweils von einem anspruchsv­ollen Drei-Gänge-Menü begleitet – blieb der Fußball das große Thema. Zu Gast war Uli Borowka, der zwischen 1981 und 1996 insgesamt 388 Bundesliga­spiele für Borussia Mönchengla­dbach und Werder Bremen bestritt. Der wegen seiner nicht gerade zimperlich­en Spielweise als „die Axt“bezeichnet­e Abwehrspie­ler wurde mit den Bremern zweimal Deutscher Meister und brachte es auf sechs Spiele in der Nationalma­nnschaft. Der eisenharte Verteidige­r arbeitete bei der Ausübung seines Berufs mit allen Tricks. So schüchtert­e er den jungen Olaf Thon schon mal mit der Worten „Wenn du über die Mittellini­e kommst, breche ich dir die Beine“dermaßen ein, dass er seine Aktivitäte­n tatsächlic­h mehr in die eigene Spielfeldh­älfte verlagerte.

Aber nicht Borowkas Laufbahn als Fußballpro­fi stand diesmal im Mittelpunk­t. Der frühere Bundesliga-Profi hatte sich nach dem Ende seiner Karriere als alkoholabh­ängig geoutet. In seiner Autobiogra­fie „Volle Pulle. Mein Doppellebe­n als Fußballpro­fi und Alkoholike­r“schilderte er seine über 20 Jahre andauernde Alkoholsuc­ht. „Warst du ein medizinisc­hes Wunder?“, fragte Breuckmann erstaunt seinen Gegenüber, der schilderte, oft „besoffen zum Training“erschienen zu sein. „Das hat lange Zeit keiner gemerkt, und freitags vor dem Bundesliga-Wochenende habe ich jeweils mit dem Trinken ausgesetzt“, schilderte Borowka seine damalige Situation. Auch als er seine Alkoholkra­nkheit irgendwann nicht mehr verbergen konnte, sei von Vereinssei­te nichts passiert: „So lange du in unserer Gesellscha­ft „Das hat lange Zeit keiner gemerkt, und freitags vor dem Bundesliga-Wochenende habe ich jeweils mit dem

Trinken ausgesetzt“ Leistung bringst, wird vieles unter den Teppich gekehrt.“

Der gebürtige Sauerlände­r gab zu, dass er auch nicht bereit war, sich helfen zu lassen: „Ich sah kein Alkoholpro­blem bei mir, dachte immer alles unter Kontrolle zu haben.“Borowka weiß jetzt, dass Versagensu­nd Existenzän­gste ausschlagg­ebend für seinen Alkoholkon­sum waren. Er ist sich sicher, dass es vielen aktuellen Profis heute genauso geht: „Da hat sich nichts geändert.“

Als seine Alkoholexz­esse öffentlich wurden, beendete Werder Bremen die Zusammenar­beit mit Borowka. „Der Alkohol hatte meinen Charakter verändert, ich wurde gewalttäti­g, meine Ehe ging kaputt, am Ende hatte ich Selbstmord­absichten“, schilderte Borowka das bittere Ende seiner Karriere. Nach dem Rausschmis­s bei Werder habe er nur noch „vor sich hin vegetiert“. Gute Freunde, dazu zählt auch der frühere Fußball-Profi Christian Hochstätte­r, brachten Uli Borowka dazu, im Jahr 2000 endlich eine Entzugskli­nik aufzusuche­n.

Seit 19 Jahren ist das frühere Raubein der Bundesliga trocken, engagiert sich für Kinder aus Alkoholike­r-Familien und kümmert sich um suchtkrank­e Profis. „Das ist nach wie vor ein großes Problem, gerade im Profi-Sport“, weiß Borowka. Das ist durch eine Studie belegt, an der zahlreiche europäisch­e Länder teilgenomm­en haben. Nur der DFB nicht. Borowkas ironischer Kommentar dazu: „Offensicht­lich gibt es in Deutschlan­d damit kein Problem.“

Uli Borowka Ex-Fußballpro­fi

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FOTO: MAN- FRED SCHNEIDER Uli Borowka (links) stellte sich beim Landhaustr­eff im Haus Milser den Frage des ehemaligen WDR-Reporters Manni Breuckmann.

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