Rheinische Post Duisburg

Eine Fingerspit­zenlänge voraus

Rettungssc­hwimmerin Sabrina Welters siegte in Australien mit ihrer DLRG-Staffel bei der WM. Die Hombergeri­n erfüllte sich damit einen Traum.

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HOMBERG (ok) Für die Rettungssc­hwimmerin Sabrina Welters ist es nicht der erste Sieg bei einer Weltmeiste­rschaft. Doch mit ihrer neusten Goldmedail­le und den zwei silbernen hat sie sich in Australien einen Traum erfüllt. „Dort kommt der Sport her, den wir unser Leben lang machen“, sagt die 35-Jährige und freut sich, dass sie und ihr Erfolgstea­m für die DLRG Homberg in Adelaide starten konnten.Den Staffeldis­ziplinen galt dabei das Hauptaugen­merk, so Welters, „und wir wussten, wenn wir unsere Trainingsz­eiten schwimmen, stehen wir internatio­nal vorne.“Dass sie mit Marianne Hermanns, Iris Wood und Gisa Fähnrich sogar den WM-Titel in der Hinderniss­taffel nach Homberg holen würde, habe sie vorher nicht geglaubt. Zumal die Wettkämpfe spannend waren. „Es ging immer nur um einen Unterschie­d von Zehntelsek­unden, um eine Fingerspit­ze.“

Diese Anspannung ist längst von Sabrina Welters abgefallen. Mit kräftigen Armzügen zieht sie nun ihre Bahnen im Kombibad und hat ein breites Grinsen im Gesicht. So erweckt sie den Eindruck, dass die Puppe, die sie hinter sich herzieht, federleich­t sei. Dabei wiegt sie gut 50 Kilo. Die frisch gekürte Weltmeiste­rin beflügelt vielleicht einfach das Homberger Schwimmbad, in dem sie schon als kleines Mädchen schwamm. Leider kann sie nur noch selten im heimischen Becken schwimmen, und deshalb „blutet mir das Herz“. Die Physiother­apeutin lebt schon seit 2011 in Köln. Seither trainiert sie hauptsächl­ich in dortigen Bädern, man- gels Ausrüstung aber nur ihre Muskelkraf­t und Ausdauer. Ohnehin sei ihr Bizeps längst nicht mehr so groß wie noch zu Teenagerze­iten, sagt sie, und so gut in Form wie damals sei sie auch nicht mehr. Dennoch ist sie in der DLRG Homberg für ihr hartes Training bekannt – und nicht umsonst unter den Weltbesten ihrer Altersklas­se.

Doch nicht nur Kraft und Geschwindi­gkeit sind ausschlagg­ebend bei Meistersch­aften, „es kommt vor allem auf die Technik an“. Diese haben sie und ihre Kameradinn­en ein Jahr lang verbessert, im Kombibad, wo die nötige Ausrüstung lagert, und auf einer Trainingst­our durch halb Deutschlan­d. Denn alle vier Weltmeiste­rinnen wohnen nicht mehr in Homberg. Trotz der jüngsten WM-Erfolge wurmt es Sabrina Welters, dass sie mit Gisa Fähnrich im Leinenwurf eine weitere Medaille verlor – ausgerechn­et durch einen Technikfeh­ler.

Allzu tief sitzt dieser Stachel aber nicht, wenn Welters an Australien zurückdenk­t. Dann lächelt sie. „Dort ist Rettungssc­hwimmen wie hier Fußball.“Kein Wunder also, dass sie in der Straßenbah­n von Fans als Athletin angesproch­en wurde. Dagegen scheut sie sich, hierzuland­e zu erwähnen, dass sie Rettungssc­hwimmen betreibt. Denn dabei denke niemand an die Wettkämpfe, sondern an Baywatch mit David Hasselhoff und der kurvigen Pamela Anderson im roten Badeanzug. „Dabei ist Rettungssc­hwimmen ein superschön­er Sport, und das Training ist abwechslun­gsreich und aufregend.“

Abseits der Meistersch­aften lernen die Athleten überdies wichtige

Fähigkeite­n. Bei Wettkämpfe­n geht es zwar um Zehntelsek­unden, aber „ich könnte einen Menschen retten“, betont Welters, „und natürlich würde ich im Ernstfall helfen; und das sicher schneller als manch anderer.“

Ihrem Leistungss­port will sie immer treu bleiben, sich aber künftig verstärkt ihrem Privatlebe­n und dem Beruf widmen. Dieser Entschluss freut ihre Lebenspart­nerin. Jedoch würde sie Welters auch weiterhin unterstütz­en, sollte sie neue Titel erringen wollen. Und tatsächlic­h: „Wir wollen unsere Medaillen gerne verteidige­n“, sagt Sabrina Welters. Dies steht in gut zwei Jahren in Italien an. Der Ehrgeiz treibt sie noch weiter an: Bei der WM 2022 in Marokko will die Weltmeiste­rin erneut mit der Staffel für die DLRG Homberg starten – und mit Edelmetall zurückkehr­en.

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FOTO: ARNULF STOFFEL Sabrina Welters zeigt ihre drei Medaillen, die sie bei der Weltmeiste­rschaft mit der Staffel gewonnen hat.

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