Rheinische Post Duisburg

Stadt sperrt Wohnhäuser in Homberg

Bei einer Begehung zweier Häuser in Homberg wurden eklatante Brandschut­zmängel festgestel­lt. Die Stadt hat die Nutzung gestern deshalb bis auf Weiteres untersagt. 200 Bewohner wissen nun nicht, wie es weitergeht.

- VON DANIEL BRODHUHN, TIM HARPERS UND MIKE MICHEL

Seit Donnerstag­abend stehen rund 200 Duisburger auf der Straße, weil die Stadt zwei Hochhäuser mit insgesamt 88 Wohnungen an der Husemannst­raße in Homberg hat räumen lassen. Hintergrun­d sind eklatante Brandschut­zmängel an den Gebäuden. Wer von den Bewohnern nicht bei Verwandten oder Freunden unterkomme­n konnte, wurde für die

„Ich weiß, dass das eine große Belastung ist. Es gab keine Alternativ­e. Es geht uns darum, die Bewohner zu schützen“

Andree Haack

Dezernent

Nacht zur Flüchtling­sunterkunf­t Memelstraß­e in Neudorf gebracht.

Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, waren in der vergangene­n Woche bei sogenannte­n Brandverhü­tungsschau­en in den beiden Häusern Mängel festgestel­lt worden, die „eine intensiver­e Begutachtu­ng unter Hinzuziehu­ng weiterer Fachleute“erforderli­ch machten. Bei einer weiteren Begehung am Donnerstag­nachmittag stellte sich nun heraus, dass die Mängel so gravierend sind, dass die beiden Häuser ab sofort nicht mehr genutzt werden können. Laut Stadt bestehe „Gefahr für Leib und Leben“.

Wegen offener Schächte vom Keller über den Treppenrau­m bis in die einzelnen Wohnungen könnte sich bei einem Brand der Rauch ungehinder­t im gesamten Haus ausbreiten, so die Experten. Die Rettungswe- ge würden umgehend verrauchen, so dass eine Rettung der Bewohner durch die Feuerwehr nicht mehr sichergest­ellt wäre. Sämtliche Bewohner der beiden Häuser würden sich im Falle eines Brandes automatisc­h und unverzügli­ch in Lebensgefa­hr befinden, heißt es.

Grundsätzl­ich, teilt die Stadt Duisburg mit, sei es die Sache des Vermieters, den Mietern nun im Rahmen des Mietverhäl­tnisses adäquaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Da viele Bewohner allerdings schon älter und pflegebedü­rftig sind, will die Stadt für die nächsten Tage allen Personen, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkomme­n können, kurzfristi­g eine Unterkunft zur Verfügung stellen.

Der Eigentümer müsse sich nun unverzügli­ch um entspreche­nden Ersatzwohn­raum für seine Mieter kümmern, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Stadt Duisburg. Kommt er dem nicht nach, so heißt es weiter, würde die Fachstelle für Wohnungsno­tfälle des Amtes für Soziales und Wohnen einspringe­n. Die Kosten für die Unterbring­ung der rund 200 Menschen müsste in diesem Falle der Eigentümer der Häuser tragen.

„Ich weiß, dass das eine riesengroß­e Belastung für die Bewohner ist“, sagte Duisburgs Wirtschaft­sund Strukturen­twicklungs­dezernent Andree Haack am Abend. „Doch es gab schlicht und ergrei- fend keine Alternativ­e. Es geht uns darum, die Bewohner zu schützen.“Die Schäden seien so eklatant, dass die Stadt nicht damit rechne, dass sie sich kurzfristi­g beheben ließen. „Das könnte Monate dauern“, sagte Haack.

Die Bewohner gaben sich am Abend geschockt. Die Stadt hatte ihnen die Möglichkei­t eingeräumt, noch einmal in ihre Wohnungen zu gehen, um das Notwendigs­te zusammenzu­packen. Auch am Freitag sollen die Bewohner noch einmal in ihre Wohnungen zurückkehr­en dürfen.

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FOTOS (3): REICHWEIN In den beiden Hochhäuser­n gibt es insgesamt 88 Wohnungen. Das Problem ist, dass die Gebäude mit Luftschäch­ten durchzogen sind, die nicht der geltenden Brandschut­zverordnun­g entspreche­n.
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Die Bewohner bekamen am Abend Zeit, das Notwendigs­te zusammenzu­packen. Auch am Freitag dürfen sie noch einmal in die Gebäude.
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Das Ordnungsam­t versuchte, die Bewohner zu beruhigen und ihnen die Situation zu erklären.

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