„Wir trauen uns im Dunkeln gar nicht mehr raus, es gibt hier so viele Überfälle“
Wohnungseigentümer hätten umgelegt werden können, gab es nicht. Man musste selbst ran zum Putzen – und entsprechend hat es dann auch ausgesehen.“
Dass am 24. März das erste Hochhaus gesprengt wird, finden die beiden Frauen gut. Nach den Jahren des Hinhaltens passiere endlich etwas. „Wir hoffen, dass dort auch wirklich eine Grünfläche entsteht mit Bänke für uns Senioren.“Dass sich dadurch im Viertel nun alles zum Besseren wendet, glauben die beiden Frauen aber nicht. „Wir trauen uns im Dunkeln gar nicht mehr raus, es gibt hier so viele Überfälle“, sagen sie. So schön, wie es hier früher einmal war, wird es nicht mehr, da sind sie sich sicher.
Der Senior, der einige Meter weiter an einem Gemüsestand steht, hat die „Weißen Riesen“als Arbeiter auf der Baustelle mit gebaut. Er spricht von verfehlter Politik, die damals dafür sorgte, dass sechs für den Stadtteil viel zu große Häuser gebaut wurden. Zwar kämen er und seine Frau nach wie vor aus Moers angefahren, um auf dem Hochheider Wochenmarkt einzukaufen, der habe allerdings mehr und mehr nachgelassen – obwohl sie nach wie vor alles bekämen, was sie bräuchten. Mit „nachgelassen“meinen die beiden die vielen Lücken auf dem Platz und die Stände mit Billigklamotten, überwiegend angeboten von Ausländern. „Schauen Sie sich doch hier um, dann wissen Sie was los ist.“
Alwine Lauer, Verkäuferin im Bastelgeschäft, sieht dies differenzierter, hält die Sprengung des ersten Hochhauses für eine Chance für das Quartier. Das habe man über die Jahre allerdings sehr verkommen lassen. Die Moerserin versucht, die Ressentiments von einigen Hochheidern zu erklären: „Hier sind viele ältere Menschen unterwegs, die sich jetzt womöglich als Deutsche in der Minderheit sehen.“
Eine Markthändlerin mit Wohnort Homberg beklagt die vielen Leerstände rund um die Moerser Straße. Die vielen Wettbuden und Spielhallen sind ihr ebenso ein Dorn im Auge wie die zunehmende Zahl von ausländischen Anbietern und Kunden auf dem Markt. Man könne auf der Theke nichts liegen lassen, es würde sehr viel gestohlen. Positiv sieht sie die Arbeit des Quartierbüros: „Sie machen sehr viel, das merkt man schon.“
Ein Satz, der in Berichterstattung zum Sanierungsquartier in den vergangenen Jahren immer wieder gefallen ist lautet: Viele frustrierte Hochheider glauben erst an die Sprengung der „Weißen Riesen, wenn der erste tatsächlich Schutt und Asche ist. Ein Klischee? Der Satz fiel bei unserem Besuch tatsächlich genau so. Ausgesprochen hat ihn Heidrun Pimpertz...
Anwohnerinnen