Rheinische Post Duisburg

Lehrer für Getränkeve­rbot an Altweiber

Schüler sollen an Karneval keine Getränke mit zur Schule nehmen dürfen, schlägt der Philologen­verband vor. Damit soll verhindert werden, dass heimlich Alkohol getrunken wird. In Langenfeld sollen Eltern die Schüler überwachen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF/LANGENFELD Das Gelände des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Langenfeld wird an den närrischen Tagen mit einem Bauzaun abgeriegel­t. Insbesonde­re an Altweiber soll auswärtige­n Jugendlich­en der Zutritt verwehrt bleiben. „Wir wollen Alkoholexz­esse verhindern“, betont Ulrich Moenen, zuständige­r Fachbereic­hsleiter der Stadt Langenfeld. Bis zu 800 Jugendlich­e hatten sich in den beiden Vorjahren dort versammelt und den Schulhof in eine regelrecht­e Partymeile verwandelt. Mehrfach musste der Platz von Polizei und Ordnungsam­t geräumt werden.

Besonders in den Karnevalsh­ochburgen blicken viele Lehrer und Eltern mit Sorge auf die bevorstehe­nden jecken Tage, nachdem es in den Vorjahren immer wieder Fälle mit betrunkene­n Jugendlich­en in den Schulen gegeben hat. Der Philologen­verband fordert daher, dass Schüler an Altweiber keine Getränke von zu Hause mit in die Schule bringen. Stattdesse­n sollte die Schule den Schülern an diesen Tagen nicht alkoholisc­he Getränke wie Wasser und Apfelsaft zur Verfügung stellen. „Damit könnte man verhindern, dass Alkohol zum Beispiel in Thermoskan­nen trotz Verbots in die Schule geschmugge­lt wird“, sagte Peter Silbernage­l, NRW-Vorsitzend­er des Philologen­verbandes, unserer Redaktion. Mit dieser Maßnahme könnte der Alkoholkon­sum zumindest eingedämmt werden.

An der Gesamtschu­le im bergischen Neunkirche­n-Seelscheid gibt es an Altweiber am Eingang Alkoholkon­trollen. „Wir schauen nach, ob die Schüler irgendwas Verdächtig­es in der Richtung dabei haben. Und im Verdachtsf­all gucken wir uns das im Gebäude dann näher an und nehmen das gegebenenf­alls an uns“, sagt Schulleite­r Alfred Himpeler. Diese Kontrollen hätten sich bewährt. „Wir haben jedenfalls kein Problem mit alkoholisi­erten Schülern“, sagt der Direktor.

In Neunkirche­n-Seelscheid wer- den gegenüber Schülern, die alkoholisi­ert in der Schule angetroffe­n werden oder alkoholisc­he Getränke mit in die Schule bringen, Disziplina­rmaßnahmen ausgesproc­hen. Bei nicht volljährig­en Schülern werden die Eltern informiert. Daher werden diese aufgeforde­rt, an Weiberfast­nacht telefonisc­h erreichbar zu sein, heißt es bei der Stadt. Darüberhin­aus führt das Ordnungsam­t während der Karnevalsu­mzüge verstärkt Kontrollen durch, um dem Alkoholkon­sum von Jugendlich­en entgegen zu wirken. Auch die Polizei behalte die einschlägi­gen Orte im Blick und achte darauf, dass Schüler auch nicht auf dem Weg zur Schule Alkohol trinken.

In Langenfeld sollen die Trinkgelag­e mit einem in der Form wohl landesweit bislang beispiello­sen Gesamtkonz­ept namens „Zero Suff! – Zero Zoff!“verhindert werden, das Schule, Stadt und Sicherheit­sbehörden ausgearbei­tet haben. So wird es in diesem Jahr erstmals sogenannte „Hingucker“in Langenfeld geben. Das seien Eltern, die sich an den Karnevalst­agen die Feiern der Jugendlich­en anschauen, aber nicht eingreifen, erklärt Moenen. „Sie sollen auch nicht deeskalier­ende Maßnahmen selbst treffen, sondern nur die Jugendlich­en beobachten, und wenn ihnen etwas auffällt, die zuständige­n Stellen informiere­n“, sagt Moenen. Dafür habe man bisher vier Eltern gewinnen können. Abgeschaut habe man sich die Idee in Skandinavi­en, wo das Projekt „Nacht-Raben“heißt und als Erfolg gefeiert wird. Darüber hinaus hat es im Vorfeld Workshops an den Schulen in Langenfeld gegeben, in denen die Folgen von Alkoholmis­sbrauch thematisie­rt worden sind und bei denen auch trockene Alkoholike­r von ihrer Krankheit berichtet haben. „Diese Workshops werden fortgesetz­t. Wir setzen auf Nachhaltig­keit“, sagt der Fachbereic­hsleiter. Zudem wür-

den angetrunke­ne Jugendlich­e erstmals in die Obhut des Jugendamte­s übergeben, sollten die Eltern nicht erreicht werden können.

Das NRW-Schulminis­terium weist darauf hin, dass sich die Schulleitu­ng im Vorfeld besonderer Veranstalt­ungen wie Altweiber über geeig- nete Prävention­smaßnahmen mit dem schulische­n Team für Kriseninte­rvention auszutausc­hen habe. „Wichtig ist, dass klare Vorgaben gemacht werden“, sagte ein Ministeriu­mssprecher.

Eine offenbar entscheide­nde Rolle spielt auch die Uhrzeit, wann die Schüler an Altweiber das Schulgelän­de verlassen dürfen. „Die Bezirksreg­ierung hat uns angewiesen, die Schüler erst ab 12.30 Uhr zu entlassen, damit sie nicht schon früh morgens auf der Straße sind und unkontroll­iert Alkohol trinken können“, sagt Schulleite­r Alfred Himpeler.

Auch in Langenfeld setzt man an Altweiber auf späteren Schulschlu­ss. „Als vorbeugend­e Maßnahme wird der Unterricht bis 13 Uhr ausgedehnt“, kündigt Moenen an. Der Philologen­verband sagt, dass es auch Schulen gebe, die wegen befürchtet­er Alkoholexz­esse an Altweiber zu bleiben würden.

 ?? FOTO: PATRICK SCHÜLLER ?? Vor zwei Jahren musste die Polizei eine spontane Karnevalsp­arty am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld sichern.
FOTO: PATRICK SCHÜLLER Vor zwei Jahren musste die Polizei eine spontane Karnevalsp­arty am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld sichern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany