Rheinische Post Duisburg

Vapiano rutscht tiefer in die rote Zahlen

Die Aktie stürzt auf ein Rekordtief ab. Die Restaurant­kette ist in Gesprächen mit Banken.

- VON ANTJE HÖNING

KÖLN Die Krise bei Vapiano verschärft sich. Die Aktie der Restaurant­kette stürzte am Montag zeitweise um 15 Prozent auf ein Rekordtief von 5,24 Euro. Anfang 2018 hatte das Papier noch bei 25 Euro gestanden. Am Freitag hatte das Kölner Unternehme­n mitgeteilt, dass es tiefer in die roten Zahlen rutscht: Das Nettoergeb­nis werde 2018 deutlich unter dem von 2017 liegen, damals betrug der Verlust 29,6 Millionen Euro. Zugleich reißt Vapiano die Latte bei Umsatz und Ergebnis, obwohl man zuvor zweimal die Prognose gesenkt hatte. Nun erwartet Vapiano für 2018 nur noch einen Umsatz von rund 370 Millionen Euro. Beim bereinigte­n Gewinn (Ebitda) werden es nur noch 29 bis 31 Millionen sein, ursprüngli­ch waren mal bis zu 54 Millionen geplant.

Weniger Sein als Schein - das gefiel den Anlegern nicht. Vapiano kündigte an: „Zur Sicherung der langfristi­gen Finanzieru­ng und Umsetzung der zukünftige­n Strategie befindet sich der Vorstand derzeit in Gesprächen mit den finanziere­nden Banken.“Eine Kapitalerh­öhung sei derzeit aber nicht geplant, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Das Unternehme­n wurde 2002 gegründet und ging 2017 an die Börse. Die Zentrale zog in den Kölner Hafen. Immer neue Vapianos wurden eröffnet, die sich zwischen FastFood- und klassische­n Restaurant­s sehen. Von „va piano“(italienisc­h für „es langsam angehen lassen“) war keine Spur. Ende 2018 gab es 231 Vapianos in 33 Ländern, davon 82 in Deutschlan­d. Flotte Sprüche gehörten zum Programm, von „kompromiss­loser Frische“und „kosmopolit­ischem Ambiete“ist bis heute die Rede. Eine Affäre um angeblich abgelaufen­e Waren 2015 war schnell abgehakt, Vapiano weitete seine Kontrollsy­steme aus.

Doch längst nicht jedes neue Restaurant erfüllte die Erwartunge­n, die Expansion ging offenbar zu schnell. In rascher Folge wechselte dann das Spitzenper­sonal: Im Herbst 2018 ging der Vorstandsc­hef, der Meerbusche­r Jochen Halfmann – natürlich im besten beiderseit­igen Einvernehm­en. Im Januar 2019 ging dann die Chefin von Investor Relati- ons, und Aufsichtsr­atschef Thomas Tochterman­n warf das Handtuch.

Nun versucht Vapiano-Chef Cornelius Everke, das Ruder herumzurei­ßen: „Nach einem operativ sehr enttäusche­nden 2018 werden wir 2019 nutzen, um die Komplexitä­t unseres Geschäftsm­odells deutlich zu reduzieren.“Everke will das Tempo der Neueröffnu­ngen senken, die Menükarte „anpassen“(also zusammenst­reichen) und die Betriebsab­läufe effiziente­r machen. So sollen die Wartezeite­n für die Kunden deutlich reduziert werden.

Wird Vapiano nun Restaurant­s schließen, um aus der Krise zukommen? „Restaurant-Schließung­en werden immer die letzte Option sein und entspreche­nd steht auch ein Arbeitspla­tzabbau derzeit nicht im Fokus“, betonte ein Sprecher. Vapiano hat 6900 Mitarbeite­r. Knapp 30 Prozent von ihnen erhalten laut Angaben vom Sommer den Mindestloh­n.

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FOTO: DPA Vapiano hat in Deutschlan­d 82 Restaurant­s.

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