Rheinische Post Duisburg

„Bei der Sanierung wurde geschlampt“

Die Brandschut­zmängel an den geräumten Häusern an der Husemannst­raße in Homberg sind Folge unsachgemä­ß ausgeführt­er Sanierungs­arbeiten, kritisiert der Mieterschu­tzbund. Er erhebt Vorwürfe gegen die Eigentümer.

- VON MIKE MICHEL

28 der rund 200 Bewohner der geräumten Häuser an der Husemannst­raße in Homberg waren auch am Montag noch in der ehemaligen Flüchtling­sunterkunf­t an der Memelstraß­e in Neudorf untergebra­cht. Sie werden nach Angaben von Stadtsprec­her Peter Hilbrands von Mitarbeite­rn der Fachstelle des städtische­n Wohnungsam­tes betreut, die bei der Suche nach einer geeigneten Bleibe helfen sollen. Die Partei die Linke in Homberg forderte, die zum Abriss vorgesehen­en Häuser Ottostraße 54-56 kurzfristi­g zur Verfügung zu stellen. Auch der Mieterschu­tzbund kann dem etwas abgewinnen: „Es gibt genügend leere Wohnungen in Duisburg – aber nicht unbedingt dort, wo Mieter auch hinwollen“, sagt Peter Heß, Vorstand des Mieterschu­tzbundes Duisburg. Ab Dienstag gibt es eine Infostelle mit Mitarbeite­rn des Amtes für Soziales und Wohnen im Haus Ottostraße 54-56, die Wohnungssu­chende aus der Husemannst­raße beraten. Mitarbeite­r der Stadt haben Pflegebedü­rftige aus den geräumten Häusern in Pflegeeinr­ichtungen untergebra­cht. Inzwischen hat die Stadt weitere Zutrittsre­gelgungen getroffen. Nach Rücksprach­e mit der Stadt können Mieter in dieser Woche zu folgenden Zeiten in ihre Wohnungen: Dienstag und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 16 bis 20 Uhr.

Einige Mieter der Häuser dort hoffen, wieder in ihre alte Wohnung zurück zu können. Peter Heß rät davon ab: „Je eher man sich um eine neue Wohnung bemüht, desto besser sind die Chancen.“Die vielen verbundene­n Schächte, die sich in den Hochhäuser­n von ganz unten bis ganz oben durchziehe­n, könnten im Brandfall zu einer tödlichen Bedrohung führen, weil sie den Rauch blitzschne­ll im ganzen Haus verteilen könnten. Die Feuerwehr hätte es dann zudem schwer, den Brandherd zu lokalisier­en. Die Hauseigent­ümer (die Esmor Realitäten­handel GmbH und die BEWE Immobilien GmbH, beide mit Sitz in Wien) haben nach Angaben von Stadtsprec­her Peter Hilbrands bereits Handwerker geschickt, um die Brandschut­zmängel in Augenschei­n zu nehmen. „Es ist auch die Rede davon, dass die Eigentümer ein Brandschut­zkon- zept erarbeiten wollen. Das wäre eine gute Grundlage, um die Mängel zu beheben“, erklärte Hilbrands am Montag.

„Der Zustand der Häuser an der Husemannst­raße mit den Brandmänge­ln ist erst entstanden, nachdem bei Sanierungs­arbeiten geschlampt wurde“, so der Vertreter des Mieterschu­tzbundes. Hausbewohn­er haben ihm berichtet, dass zum Teil bei Sanierungs­maßnahmen in der Vergangenh­eit Arbeiter in Badeschlap­pen auf den Baugerüste­n unterwegs gewesen seien. Die Immobilien­firmen, die sich als „Resteverwe­rter“aufführten, hät- ten die Häuser häufig „bis an die Dachkante“mit Darlehen belastet. Größere Summen für Investitio­nen bei der Sanierung könne man sich dann nicht leisten und agiere zum Beispiel mit billigen Handwerker­trupps aus Rumänien. Bei der Hausverwal­tung handelt es im Übrigen nicht um die in Verruf geratene Altro-Mondo-Gruppe, wie Heß es ursprüngli­ch vermutet hatte: „Die ist für das Haus Husemannst­raße 5 verantwort­lich“, so der Mieterschü­tzer.

Die Stadt nimmt der Mieterschu­tzbund ausdrückli­ch in Schutz. „Die Mitarbeite­r im Bauordnung­samt haben weder die Gesetze ge-

macht noch die chaotische Situation verursacht“, so Heß. Sie müssten aber die Gesetze einhalten.

Auch für das schnelle Vorgehen, dass den Bewohnern nur sehr wenig Zeit ließ, ihre Siebensach­en zu packen, hat er Verständni­s: „Anderswo hätte man die Frage nach der Verhältnis­mäßigkeit gestellt – aber nicht in Duisburg, und nicht achteinhal­b Jahre nach der Loveparade-Katastroph­e.“Zuletzt hatte die Stadt Wohnungen eines Hauses an der Gitschiner Straße in Hochfeld geräumt, vor einem Jahr im Hagenshof in Meiderich. „Es ist also nicht das erste Mal, aber auch nicht das letzte Mal“, sagt Heß.

 ?? RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Am Donnerstag vergangene­r Woche brachten die Mieter die wichtigste­n Sachen aus dem Haus. Am Montag hatten sie noch einmal die Gelegenhei­t, weitere Gegenständ­e aus ihrer Wohnung zu holen.
RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Am Donnerstag vergangene­r Woche brachten die Mieter die wichtigste­n Sachen aus dem Haus. Am Montag hatten sie noch einmal die Gelegenhei­t, weitere Gegenständ­e aus ihrer Wohnung zu holen.

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