„Bei der Sanierung wurde geschlampt“
Die Brandschutzmängel an den geräumten Häusern an der Husemannstraße in Homberg sind Folge unsachgemäß ausgeführter Sanierungsarbeiten, kritisiert der Mieterschutzbund. Er erhebt Vorwürfe gegen die Eigentümer.
28 der rund 200 Bewohner der geräumten Häuser an der Husemannstraße in Homberg waren auch am Montag noch in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft an der Memelstraße in Neudorf untergebracht. Sie werden nach Angaben von Stadtsprecher Peter Hilbrands von Mitarbeitern der Fachstelle des städtischen Wohnungsamtes betreut, die bei der Suche nach einer geeigneten Bleibe helfen sollen. Die Partei die Linke in Homberg forderte, die zum Abriss vorgesehenen Häuser Ottostraße 54-56 kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Auch der Mieterschutzbund kann dem etwas abgewinnen: „Es gibt genügend leere Wohnungen in Duisburg – aber nicht unbedingt dort, wo Mieter auch hinwollen“, sagt Peter Heß, Vorstand des Mieterschutzbundes Duisburg. Ab Dienstag gibt es eine Infostelle mit Mitarbeitern des Amtes für Soziales und Wohnen im Haus Ottostraße 54-56, die Wohnungssuchende aus der Husemannstraße beraten. Mitarbeiter der Stadt haben Pflegebedürftige aus den geräumten Häusern in Pflegeeinrichtungen untergebracht. Inzwischen hat die Stadt weitere Zutrittsregelgungen getroffen. Nach Rücksprache mit der Stadt können Mieter in dieser Woche zu folgenden Zeiten in ihre Wohnungen: Dienstag und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 16 bis 20 Uhr.
Einige Mieter der Häuser dort hoffen, wieder in ihre alte Wohnung zurück zu können. Peter Heß rät davon ab: „Je eher man sich um eine neue Wohnung bemüht, desto besser sind die Chancen.“Die vielen verbundenen Schächte, die sich in den Hochhäusern von ganz unten bis ganz oben durchziehen, könnten im Brandfall zu einer tödlichen Bedrohung führen, weil sie den Rauch blitzschnell im ganzen Haus verteilen könnten. Die Feuerwehr hätte es dann zudem schwer, den Brandherd zu lokalisieren. Die Hauseigentümer (die Esmor Realitätenhandel GmbH und die BEWE Immobilien GmbH, beide mit Sitz in Wien) haben nach Angaben von Stadtsprecher Peter Hilbrands bereits Handwerker geschickt, um die Brandschutzmängel in Augenschein zu nehmen. „Es ist auch die Rede davon, dass die Eigentümer ein Brandschutzkon- zept erarbeiten wollen. Das wäre eine gute Grundlage, um die Mängel zu beheben“, erklärte Hilbrands am Montag.
„Der Zustand der Häuser an der Husemannstraße mit den Brandmängeln ist erst entstanden, nachdem bei Sanierungsarbeiten geschlampt wurde“, so der Vertreter des Mieterschutzbundes. Hausbewohner haben ihm berichtet, dass zum Teil bei Sanierungsmaßnahmen in der Vergangenheit Arbeiter in Badeschlappen auf den Baugerüsten unterwegs gewesen seien. Die Immobilienfirmen, die sich als „Resteverwerter“aufführten, hät- ten die Häuser häufig „bis an die Dachkante“mit Darlehen belastet. Größere Summen für Investitionen bei der Sanierung könne man sich dann nicht leisten und agiere zum Beispiel mit billigen Handwerkertrupps aus Rumänien. Bei der Hausverwaltung handelt es im Übrigen nicht um die in Verruf geratene Altro-Mondo-Gruppe, wie Heß es ursprünglich vermutet hatte: „Die ist für das Haus Husemannstraße 5 verantwortlich“, so der Mieterschützer.
Die Stadt nimmt der Mieterschutzbund ausdrücklich in Schutz. „Die Mitarbeiter im Bauordnungsamt haben weder die Gesetze ge-
macht noch die chaotische Situation verursacht“, so Heß. Sie müssten aber die Gesetze einhalten.
Auch für das schnelle Vorgehen, dass den Bewohnern nur sehr wenig Zeit ließ, ihre Siebensachen zu packen, hat er Verständnis: „Anderswo hätte man die Frage nach der Verhältnismäßigkeit gestellt – aber nicht in Duisburg, und nicht achteinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe.“Zuletzt hatte die Stadt Wohnungen eines Hauses an der Gitschiner Straße in Hochfeld geräumt, vor einem Jahr im Hagenshof in Meiderich. „Es ist also nicht das erste Mal, aber auch nicht das letzte Mal“, sagt Heß.