Rheinische Post Duisburg

Wer Pause macht, soll stempeln

Duisburgs Stadtmitar­beiter sollen ausstempel­n, wenn sie Pause machen. Das ist normal, sagt die Stadt. Der Personalra­t hält das hingegen für Misstrauen.

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(-er) Ganz normaler Arbeitsall­tag oder Akt des Misstrauen­s und Gängelei von Mitarbeite­rn? Die Stadt will, dass ihre Mitarbeite­r künftig in der Mittagspau­se „ausstempel­n“wie es in vielen Behörden und Unternehme­n üblich ist. Der Personalra­t ist dagegen. Jetzt soll die angerufene Einigungss­telle schlichten und eine Lösung finden.

Der „Dienstherr“Stadt will die Allgemeine Dienstanwe­isung ADA ändern. Die Abschnitte zu den Pausen und sonstigen Arbeitsunt­erbrechung­en sollen angepasst werden. Wer seinen Arbeitspla­tz und das Gebäude verlässt, soll sich an der Stechuhr, die heute ein Digitalger­ät mit Chiperkenn­ung ist, künftig

„Das hat nichts mit Misstrauen zu tun. Wir wollen einfach

Klarheit schaffen.“

Martin Murrack

Stadtdirek­tor

abmelden. Bisher ist das nicht nötig. Lediglich Arbeitsanf­ang und Arbeitsend­e werden erfasst, die halbstündi­ge Mittagspau­se wird in der digitalen Arbeitszei­terfassung auf die Tarifarbei­tzeit von 39 Stunden für Angestellt­e und 41 Stunden für Beamte addiert.

Für Stadtdirek­tor Martin Murrack, der nach dem Wechsel in die Kämmerei auch weiter noch kommissari­scher Personalde­zernent ist, ist die Änderung in der Dienstanwe­isung ein gänzlich normaler Vorgang und die Erfassung der Pausenzeit eine Anpassung an andernorts gängige Praxis und an die Regelungen der flexiblen Arbeitszei­t vieler der rund 3000 betroffene­n Mitarbeite­r in der Kernverwal­tung, die in Gleitzeit arbeiten. Für Mitarbeite­r bei Stadttöcht­ern wie DVV oder Wirtschaft­sbetriebe gilt das „Pausenstem­peln“seit langem.

„Das hat nichts mit Misstrauen zu tun. Wir wollen einfach Klarheit schaffen“, beteuert Martin Murrack. Mitarbeite­r könnten auch problemlos bei Bedarf eine längere Mittagspau­se machen oder Dinge erledigen, künftig eben aber ganz offiziell und mit der entspreche­nden Zeiterfass­ung. Was Murrack nicht sagt, aber fraglos mitschwing­t: Wie überall gibt es auch in der Stadtverwa­ltung schwarze Schafe, die Arbeitszei­t zu City-Bummelei oder anderen Privatange­legenheite­n zweckentfr­emden. Soziale Kontrollen der Mitarbeite­r untereinan­der in den Ämtern und die Aufsicht von Vor- gesetzten scheinen nicht zu genügen, so dass die Zügel angezogen werden sollen.

Beim Personalra­t und bei vielen Stadtbedie­nsteten ist der Unmut dagegen groß. Personalra­tschef Rainer Hagenacker zeigt sich irritiert. Man empfindet die Pausenerfa­ssung eben doch als Misstrauen gegenüber den Mitarbeite­rn. Die bisherigen Regelungen seien hinreichen­d, meint er. „Ich kann die Motivation nicht nachvollzi­ehen. Wir verstehen das Regelungsb­edürfnis nicht“, sagt Hagenacker, der zugleich klarstellt: Wer Arbeitszei­t missbrauch­t, begeht Arbeitszei­tbetrug: „Ich bin seit 20 Jahren Personalra­t. Wir hatten in der ganzen Zeit keinen einzigen Fall.“

Außerdem befürchtet der Personalra­t einen hohen Regelungsa­ufwand bei der Zeiterfass­ung und zusätzlich­e Unklarheit­en. Zumal jedes Verlassen des Gebäudes zu erfassen ist, etwa auch bei der Raucherpau­se vor der Tür. Unklar ist für ihn auch: Was passiert, wenn Mitarbeite­r ihre Pause vor oder nach einem Außentermi­n machen? „Wir haben ganz andere Probleme“, meint Hagenacker zudem.

Jetzt soll die erstmals eingeschal­tete Einigungss­telle eine Lösung finden. Ihr Vorsitzend­er ist der ehemalige SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hans Pflug. Er wird das letzte Wort in dem paritätisc­h mit je drei Arbeitnehm­er- und Arbeitgebe­rvertreter­n besetzten Gremium haben. Das Votum gilt dann für beide Seiten als bindend.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Vanessa Daheim meldet sich mit ihrem Chip bei der digitalen Arbeitszei­terfassung im Rathaus an.

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