Kinder-Ideen für das neue Hochheide
Im Quartiersbüro sind Ideen für die Fläche zu sehen, die zwischen den „Weißen Riesen“liegt. Wenn die einmal gesprengt sind, gibt es hier jede Menge Platz.
HOMBERG (kui) Wenn es nach Awan und Selem ginge, wäre die Sache schon jetzt klar. Einen Sportplatz fänden die beiden Elfjährigen toll, am besten für alles auf einmal. Wie das aussehen könnte, haben sie mit bunter Pappe nachgebaut. Auf nebeneinander liegenden Feldern kann man prima Fußball, Badminton, Hockey, Volleyball und Basketball spielen. Dagegen verfolgen Valentina, Sara und Ela andere Pläne. Sie haben Spielplätze entworfen: Bäume gehören dazu, mit Blättern, die rauschen und im Sommer Schatten spenden – ebenso spannende Spielgeräte wie Drehscheibe und Schaukel, ein Schwenkgrill und vielleicht auch ein Springbrunnen. Voraussetzung: „Der Brunnen muss so flach sein, dass auch die Kleinen darin spielen können“, zitiert die Künstlerin Madalina Rotter den Wunsch der Mädchen.
Jetzt kurz vor der Sprengung des ersten „Weißen Riesen“erscheint eine schönere Zukunft Hochheides fast zum Greifen nah. Anlass für ein Projekt des Quartiersbüros und des Vereins Ziuma. Unter dem Motto „Gestalten mit Kinderaugen“entwickelten zehn Zehn- bis Zwölfjährige Ideen für die große Freifläche, die hier einmal entstehen wird. Ihre Wünsche werden zusammen mit anderen Vorschlägen dem Amt für Umwelt und Grün übergeben. Am Ende kann sich Rosemarie Ring vom Quartiersbüro einen Wettbewerb vorstellen, bei dem die besten Entwürfe ausgewählt werden. Natürlich dauert es noch, bis es soweit ist, bremst Ring allzu vorfreudige Erwartungen. Ein Weißer Riese wird im März gesprengt, zwei weitere sollen folgen – der letzte, das Hochhaus an der Ottostraße 56, zieht die Stadt gerade leer.
Ein Fall für die Stipendiatenkinder des Bildungsträgers Ziuma. Sie haben sich in den Weihnachtsferien mit Hochheide beschäftigt. Die Jungen und Mädchen, die hier mitmachen, stammen fast alle aus dem Viertel, einige wohnen oder wohnten sogar in einem Weißen Riesen. Alle verbindet eine „schwierige Lebenssituation“, wie Rosemarie Ring formuliert. Beim Projektstart 2018 besuchten sie die 4. und 5. Klasse. Ging es im vorigen Jahr noch darum, private Lieblingsorte abzubilden, wurde diesmal in die Zukunft gedacht. Frei nach dem Leitsatz „Jeder Mensch ist verantwortlich für seinen eigenen Lebensraum“.
Projektleiterin war die Künstlerin Madalina Rotter, die auch für das Lehmbruck-Museum arbeitet. Dass sie ebenso wie ihre jungen Stadtplaner aus Homberg stammt, ist „reiner Zufall“. Gemeinsam mit den Kindern sah sie sich alles genau an, danach wurde im Quartiersbüro an der künstlerischen Umsetzung der Ideen gearbeitet. Bisher, so Rotter, ist die Fläche, um die es geht, ein „ziemlich gruseliger Ort.“Wie sich das künftig ändern könnte, zeigt die Ausstellung mit Bildern und einer Reihe Dioramen, die kreative Kids auf der Fensterbank platzierten, so dass man sie auch von draußen sehen kann. Schließlich, so Ring, geht es um alle Hochheider, die kleinen und die großen. „Wir dürfen den Fokus auch nicht nur auf die Jugend lenken.“
Bunt, auf gar keinen Fall trist, soll der neue Lebensraum werden, fasst die Künstlerin die Kinderwünsche zusammen – und bitte von überall einsehbar, um Dealer und andere Kriminelle abzuschrecken.
Das zeigen auch die Bilder an den Wänden. Zeren (10) malte eine große Picknickwiese aus der Vogelperspektive, der gleich alte Dominik brachte mit flottem Strich einen Skatepark zu Papier – aber bitte mit Dach, um die Anlage zu schützen. Dazu passt eine Frage, die die Kinder am Ende des Projekts bewegte: Wer pflegt unsere schönen Sachen? Und wer passt darauf auf? Madalina Rotter nickt: klug beobachtet! Aber für den Feinschliff bleibt ja noch genügend Zeit.