Düsterer Krimi aus dem Harz
MillionenInzweiBeiträgenZuschauerwidmetsahensichdiederARD-SenderSerie ARTE„Charité“.der AmGeschichteDienstagvonstartetNord-dieundzweite,Südkorea. inhaltlich unabhängige Staffel. Sie behandelt die letzten beiden Kriegsjahre und die unrühmliche Rolle von Är
BERLIN Skrupel verspürt Dr. Artur Waldhausen (Artjom Gilz) schon, als er vor der Versuchsreihe mit einem neuen Impfstoff im Kinderheim Wiesengrund die Papiere der kleinen Patienten durchsieht. Es fehlen die Einverständniserklärungen der Eltern, bemängelt er. Die brauche man nicht, klärt ihn eine Schwester auf. „Das sind Reichsausschusskinder.“Körperlich oder geistig behinderte Kinder, die ihren Eltern weggenommen wurden oder die diese auch allzu gerne weggeben haben. Aber dann macht Waldhausen das, was sein Chef und seine Kollegen von ihm erwarten. Er macht mit, nicht unbedingt aus Angst, sondern auch, weil er Karriere machen möchte.
Die zweite Staffel der ARD-Serie „Charité“beleuchtet das Leben in
Berliner Klinik in Zeiten des Nationalsozialismus, die sechs Folgen unter der Regie von Anno Saul konzentrieren sich auf die letzten zwei Kriegsjahre. Der Druck des Regimes auf Andersdenkende wird immer unerbittlicher, die Anhängerschaft immer fanatischer, und die vielen Gemäßigten oder Mitläufer können die Augen nicht mehr davor verschließen, was um sie herum geschieht. So überdenkt Waldhausens Frau Anni (Mala Emde) auch erst ihre eigene Haltung und die Arbeit ihres Mannes, als sie ein behindertes Kind bekommt. Sie promoviert beim Psychiater und SS-Standartenführer Max de Crinis (Lukas Miko) und begutachtet dafür Soldaten, die im Verdacht stehen, sich durch Selbstverletzung dem Dienst an der Front zu entziehen.
Im Zentrum der Geschichte steht
ZDF
WDR Ferdinand Sauerbruch (Ulrich Noethen), einer der renommiertesten Ärzte des 20. Jahrhunderts. Geboren in Barmen, kam er zunächst zu Professoren-Ehren in Marburg und Zürich, ehe er nach München und schließlich nach Berlin an die Charité ging. Schon als junger Arzt entwickelte er eine Operationstechnik für den Brustkorb, später machte er sich einen großen Namen mit der Umkipp-Plastik am Oberschenkel und dem so genannten Sauerbruch-Arm, der das Tragen und sogar Steuern einer Prothese ermöglichte. Seine Patientenkartei liest sich wie ein Geschichtsbuch: Er soll
SWR Adolf Hitler nach dessen Putschversuch 1923 behandelt haben, außerdem Kaiser Wilhelm II., NS-Größen, Männer des 20. Julis, Revolutionär Lenin und Bankier Rothschild. Sauerbruch blieb trotzdem gerne beim Du.
Sauerbruchs Gesinnung – und womöglich auch seine Schuld – werden in der Serie nicht moralisch oder juristisch bewertet. 1933 bekannte er sich mit anderen Professoren und Ärzten zu Hitler. Er war Chefarzt in einem Kliniksystem, das beteiligt war an Menschenversuchen mit Häftlingen, Rassenhygiene und Zwangssterilisationen. Er
RTL profitierte von der Nähe zum Führer und anderen NS-Funktionären. Doch Sauerbruch, der seine Freundschaft zum jüdischen Maler Max Liebermann selbst dann noch pflegte, als sich längst alle anderen schon von diesem abgewandt hatten, bot Hans von Dohnanyi Schutz und anderen Widerständlern die Möglichkeit, sich in seinem Haus zu treffen. Auch Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg behandelte er, nachdem dieser im Krieg eine Hand verloren hatte. Wie aus dem Tagebuch des zwangsverpflichteThemenabend: ten französischen Nordkorea Chirurgen und Adolder Rest phe der Jung Welt, (Hans 20.15 Löw) Uhr, ARTE hervorgeht,
SAT.1
MDR
PRO 7
Dsoll Sauerbruch mit Gegnern des Nazi-Regimes zusammengearbeitet haben. Das zeigt auch die Serie.
Den Start der ersten Staffel, die Sönke Wortmann als Regisseur verantwortet hatte, sahen 8,32 Millionen Zuschauer. Die weiteren Folgen fielen dann zwar etwas in der Gunst ab, erreichten aber auch mehr als sechs Millionen. Damit startete sie erfolgreicher – und war es am Ende auch insgesamt – als das hochgelobte „Babylon Berlin“.
Historische Stoffe scheint das TV-Publikum zu mögen. In „Charité“finden sich real existierende Personen wie Sauerbruch, de Crinis und Jung sowie fiktive Charaktere wie das Arzt-Ehepaar Waldhausen und das Pflegepersonal. Das ergibt einen Mehrteiler, der den Zuschauer rührt, unterhält und beschäftigt. „Der Film präsentiert sechs Geschichtsstunden der dunkelsten Epoche Deutschlands und schildert auf berührende, manchmal aufwühlende Weise die Konflikte, in die Menschen unter entsprechenden Bedingungen geraten“, sagt Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité.
Die ARD gönnt der Serie auch eine Dokumentation mit dem Titel „Medizin unterm Hakenkreuz“. Von den 20 Ärzten, die im Nürnberger Ärzteprozess nach dem Krieg angeklagt wurden, waren sieben Berliner Hochschulmediziner, darunter ebenfalls Ärzte der Charité. Fast die Hälfte der 52.000 Mediziner wurden NSDAP-Mitglieder – Sauerbruch nicht. Unbelastet war der allein dadurch dennoch nicht.
Serienstart „Charité“, Das Erste, 20.15 Uhr, Doku „Medizin unterm Hakenkreuz“, 21.45 Uhr.
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