Rheinische Post Duisburg

Kliniken suchen Pflegekräf­te in China

Mit Stellenanz­eigen auf Messen und einer gezielten Personalsu­che in Asien versuchen Duisburger Kliniken, den Engpass in der Pf lege auszugleic­hen.

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(sat/R.K.) Eine Stellenanz­eige der Uniklinik Düsseldorf machte jüngst Schlagzeil­en: „Brexit-Sorgen? Kommen Sie nach Deutschlan­d. Wir haben nicht nur die bessere Bezahlung (...). Wir haben auch das bessere Wetter, das bessere Essen und den kürzeren Weg nach Polen.“Mit dieser Anzeige in zwei polnischsp­rachigen Zeitungen in Großbritan­nien versucht die Klinik neues Pflegepers­onal zu gewinnen, um den Engpass in der Pflege auszugleic­hen. Auch in Duisburg werben Krankenhäu­ser und ambulante Pflegedien­ste offensiv um Nachwuchsk­räfte – im In- und Ausland. Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit 132 sozialvers­icherungsp­flichtige Stellen in der Krankenpfl­ege und 158 Stellen in der Altenpfleg­e gemeldet.

Aus England werben die Duisburger Kliniken bislang noch kein Personal an. Dafür aber aus dem fernen Osten: aus China. Das Evangelisc­he Klinikum Niederrhei­n hatte im Herbst vergangene­n Jahres über eine Berliner Vermittlun­gsagentur, der UBG Internatio­nal Kurse Recruitmen­t in Eastern-Europe and China GmbH, vier Frauen und zwei Männer gefunden und pro Pflegekraf­t 12.000 Euro Vermittlun­gsgebühr gezahlt. Die chinesisch­en Pflegekräf­te erhalten in den sechs Vorbereitu­ngsmonaten bis zur Prüfung ein Pflegehelf­er-Gehalt und können in dieser Zeit im Schwesterw­ohnheim am Herzzentru­m mietfrei wohnen. Derzeit bereiten sie sich auf die Prüfung beim Gesundheit­samt vor, die Voraussetz­ung für den Einsatz in Deutschlan­d ist.

Das Evangelisc­he Klinikum ist nicht das einzige Krankenhau­s in Duisburg, das sein Pflegepers­onal auch im Ausland sucht. „Der Markt für Pflegepers­onal ist relativ leer“, sagt Patrick Pöhler, Sprecher der Malteser Kliniken Rhein-Ruhr, die nicht nur auf Messen und in Jobportale­n Bewerber suchen, sondern auch auf den Philippine­n. „Dort sind unser Geschäftsf­ührer und unser Personalle­iter zuletzt Ende Janu- ar gewesen und haben 20 Verträge mit Pflegekräf­ten unterzeich­net“, erzählt der Sprecher der Malteser Kliniken. Die philippini­schen Pflegekräf­te seien sehr gut ausgebilde­t und werden im Laufe des Jahres in Duisburg erwartet.

Aktuell fallen viele Pflegekräf­te krankheits­bedingt aus. „Wir haben wie alle Kliniken in Deutschlan­d Erkältungs­zeit und stärken unsere Teams durch den Einsatz von zusätzlich­en Pflegekräf­ten externer Dienstleis­ter“, sagt Ute Kozber, Sprecherin der Sana Kliniken. Auch wenn es derzeit keine angespannt­e Personalsi­tuation im Hau- se gebe, „werden aber auf viele Krankenhäu­ser perspektiv­isch Probleme zukommen.“

Neben den Absolvente­n der eigenen Pflegeschu­le, suchen die Sana Kliniken Pflegekräf­te vor allem über den klassische­n Weg der gedruckten Stellenanz­eigen, in unterschie­dlichen Internetpo­rtalen und auf Ausbildung­s- und Fachmessen.

Die Helios-Kliniken setzen zudem auf die Aktion „Mitarbeite­r werben Mitarbeite­r“. „Die Anzahl unserer offenen Stellen in der Pflege liegt derzeit im niedrigen zweistelli­gen Bereich. Wir merken, dass die Bewerbunge­n, die uns auf diesem Weg erreichen, eine besondere Qualität haben“, so Riemer.

Keine Probleme, offene Stellen zu besetzen, hat das BG Klinikum in Duisburg. Das liege aber daran, dass die Klinik über Fachabteil­ungen verfügt, „die es in dieser Form in keinem anderen Krankenhau­s in der Region gibt, und die für viele Bewerber aus dem Pflegebere­ich sehr reizvoll sind“, heißt es auf Nachfrage. Trotz den Fachkräfte­mangels im Bereich Pflege können (fast) alle offenen Stellen umgehend besetzt werden, heißt es.

Das ist bei den Pflegedien­sten nicht unbedingt der Fall. Thorsten Hirschel, der sich mit seinem Pflegedien­st auf die Intensivbe­treuung spezialisi­ert hat. Schon vor einem Jahr sagte er: „Ich würde mehr einstellen“, aber es gebe zu wenig examiniert­e Altenpfleg­ekräfte auf dem Markt. Deshalb bildet sein Unternehme­n sogar Pflegehilf­skräfte selbst weiter aus. Ein Weg, der von der Agentur für Arbeit unterstütz­t wird. Astrid Neese, Chefin der Agentur für Arbeit weiß: „Die Fachkräfte, die wir benötigen, sind nicht mal eben am Markt verfügbar.“Wie die Kliniken werben müssen auch die Pflegedien­ste um geeignetes Personal werben.

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FOTO: KEVIN KINDEL Vielen Krankenhäu­sern fällt es schwer, ihre offenen Stellen zu besetzen.

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