Rheinische Post Duisburg

Länder wollen Lärmschutz lockern

Die Bauministe­r sprechen sich für mehr bezahlbare­n Wohnraum aus.

- VON JAN DREBES

BERLIN Im Kampf für mehr günstigen Wohnraum haben die Bauministe­r der Länder sich darauf verständig­t, Standards und Normen stärker als bisher anzugleich­en, um Bauprozess­e zu beschleuni­gen. Bestimmte Gebäude, die in derselben Ausführung an unterschie­dlichen Stellen entstehen sollen, benötigen bisher teils unterschie­dliche Typengenhm­igungen. Nun sei geplant, diese Genehmigun­g in die Musterbaur­dnung zu übernehmen, heißt es in einem Beschlussp­apier, das die Minister nach einer Sonderkonf­erenz am Freitag in Berlin präsentier­ten. Die 16 unterschie­dlichen Bauordnung­en der Länder sollen jedoch erhalten bleiben, hieß es.

Zuletzt hatten sich die Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen sowie der Wohnungswi­rtschaft im September im Kanzleramt zum sogenannte­n Wohngipfel getroffen. Das Ergebnis: Der Bund sagte zu, eigene Grundstück­e günstig an die Kommunen abtreten zu wollen. Ferner versprach Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD), die Förderung des sozialen Wohnungsba­us zu verstetige­n. In dieser Legislatur­periode sind insgesamt fünf Milliarden Euro eingeplant, die zusammen mit Geld der Länder und der Kommunen für 100.000 Sozialwohn­ungen reichen sollen. Die Zielmarke von 1,5 Millionen Wohnungen bis 2021 wurde bestätigt, außerdem eine Reform des Wohngeldes für 2020 in Aussicht gestellt.

Bundesbaum­inister Horst Seehofer, der am Freitag Gast der Fach-

Der Staatssekr­etär, den Seehofer opfern wollte, verlässt nun aus freien

Stücken das Bauministe­rium

ministerko­nferenz war, sagte, man drücke jetzt aufs Gaspedal. Der Bund könne noch mehr Grundstück­e etwa von der Bahn freigeben. Die Zuständigk­eit dafür habe er jedoch an Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) abgegeben. Im September tagen die Minister das nächste Mal. Bis dahin soll eine sogenannte „unabhängig­e Stelle“, die jetzt eingericht­et werde, ermitteln, welche Baunormen welchen Zweck erfüllen und welche Auswirkung­en sie auf die Kosten hätten.

Mehr als 3750 Industrien­ormen für den Bau gebe es derzeit, 525 Normen kämen von der Bauaufsich­t, hieß es. Die Landesmini­ster beauftragt­en Seehofer und die gesamte Bundesregi­erung, die Vorschrift­en für Lärmemissi­onen zu lockern, damit in den Städten dichter gebaut werden kann. Insgesamt fehlen Experten zufolge rund zwei Millionen bezahlbare Wohnungen in Deutschlan­d.

Doch Seehofer hat zunächst ein ganz anderes Problem: Sein Baustaatss­ekretär Gunther Adler (SPD), den er einst für die Beförderun­g des geschasste­n Bundesverf­assungssch­utzpräside­nten Hans-Georg Maaßen geopfert hätte, verlässt nun aus freien Stücken das Innen- und Bauministe­rium. Er wechselt zum 1. März an die Spitze der bundeseige­nen Infrastruk­turgesells­chaft für Autobahnen und andere Bundesfern­straßen (IGA). Seehofer äußerte sein Bedauern über Adlers Wechsel.

Angesichts massiver Kritik, die ihm einst wegen der ausschließ­lich männlichen Führungsma­nnschaft im Innenminis­terium entgegenge­schlagen war, sagte der CSU-Politiker jetzt: „Deshalb ist mein primäres Ziel schon, dass man vielleicht eine Frau dafür installier­t. Aber die Frage ist nicht entschiede­n.“

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