Rheinische Post Duisburg

Hochhausmi­eter wollen in Homberg bleiben

Rund 600 leer stehende Wohnungen im gesamten Stadtgebie­t hat die Stadt für die Bewohner der geräumten Häuser in Homberg im Angebot. Doch die wollen in ihrem Stadtviert­el bleiben.

- VON MIKE MICHEL

Marion Horne und ihre 15-jährige Mischlings­hündin „Lotta“leben seit einigen Tagen im Hotel Garni in Homberg. „Das Zimmer ist so klein, dass wir uns kaum bewegen können. Und eine Waschmasch­ine haben wir natürlich auch nicht“, sagt sie. Nachdem sie ihre Wohnung an der Husemannst­raße verlassen musste, war sie zunächst im Flüchtling­sheim an der Memelstraß­e in Neudorf gelandet. „Dort sind die Sanitäranl­agen schmutzig, es gab zunächst nichts zu essen und zu trinken, und Lotta durfte ich auch nicht mitnehmen“, berichtet sie. Länger im Hotel bleiben kann sie aber auch nicht: „Schließlic­h muss ich in Vorleistun­g gehen. Auch wenn ich das Geld hinterher wiederbeko­mme, kann ich mir das nicht länger leisten.“Marion Horne war am Freitag eine von etwa einem Dutzend Bewohner der insgesamt rund 200 Anwohner der aus Brandschut­zgründen geräumten Häuser, die hinter dem Rathaus ihre Situation öffentlich machen wollten.

Oberbürger­meister Sören Link stand ihnen Rede und Antwort. „Nehmen Sie mir das bitte ab – mich belastet das auch“, meinte Link an die Adresse von Kerstin Kempel, die ziemlich aufgebrach­t erklärte, sie stünde bald auf der Straße. „Ich verstehe ihren Frust“, so der OB. „Aber richten Sie ihn bitte an die richtige Adresse.“Schließlic­h seien es die Mitarbeite­r des Amtes für Soziales und Wohnen, die bei der Vermittlun­g von Wohnungen helfen und damit eigentlich die Arbeit erledigten, die die Vermieter tun müssten.

Der für den Wohnungsbe­reich zuständige Dezernent Thomas Krützberg wies darauf hin, dass es stadtweit rund 600 leer stehende Wohnungen gebe, die für die Bewohner in Frage kämen – zum Teil auch barrierefr­ei und für Hunde zugelassen. „Wir wollen aber nicht aus unserem sozialen Umfeld gerissen werden“, klagte Kerstin Kempel. Link versprach, dass man auch im benachbart­en „Roten Riesen“nach Wohnungen suche. Die Stadt tue alles, damit niemand auf der Straße stünde. Forderunge­n, Hochhäuser an der Ottostraße in Hochheide anzubieten, wies Link dagegen zurück: „Diese Häuser ziehen wir gera- de leer, weil sie zum Sanierungs­gebiet Hochheide gehören. Schließlic­h haben wir dafür sogar Fördergeld­er bekommen, um hier etwas Neues planen zu können.“Krützberg erklärte, er habe kein Verständni­s dafür, wenn Bewohner bezugsfrei­e Wohnungen in Rheinhause­n oder anderen Stadtteile­n ablehnten, nur weil sie nicht in unmittelba­rer Nähe zur Husemannst­raße sind.

Die Betroffene­n waren damit nicht unbedingt zufrieden: „Das ist für uns wie im Krieg – nur ohne Bomben“, so Kerstin Kempel.

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FOTOS (2): CHRISTOPH REICHWEIN Marion Horne und „Lotta“leben derzeit im Hotel. Ins Tierheim will Horne den Vierbeiner auf keinen Fall geben.

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