Freie Wohnungen am falschen Ort
Das Wohnen in Duisburg stand in dieser Woche auf der Themenagenda ganz oben. Rund 200 Bewohner der Häuser Husemannstraße 1 und 3 in Homberg mussten bereits in der vergangenen Woche ihre Häuser verlassen – die sozialen Folgen beschäftigen die Stadt natürlich immer noch. Eine neue – bezahlbare – Wohnung zu finden, ist in Duisburg ganz einfach. Aber: Sie sind dort, wo nicht unbedingt jeder hin will. Und wer zuvor in Alt-Homberg gewohnt hat, der möchte nicht unbedingt nach Laar, Bruckhausen oder Marxloh. Im Zweifelsfall möchten die Bewohner sogar auf der linken Rheinseite bleiben, weil sie dort zu Hause sind. Das ist ebenso verständlich wie nachvollziehbar. Dass die Partei Die Linke darauf pocht, benachbarte Hochhäuser in Hochheide als Ausweichquartier anzubieten, hilft am Ende aber auch nicht weiter. Bekanntlich hat die Stadt mit ihren Ideen für das Sanierungsgebiet Hochheide langfristige Pläne – und die lassen sich nicht umsetzen, so lange die auf Sicht nicht mehr zeitgemäßen Wohnhäuser weiter genutzt werden. Dafür zeigten die Bewohner, die am Freitag hinter dem Rathaus demonstrierten, wenig Verständnis. Wer bei Verwandten auf der Couch oder in einem Flüchtlingsheim schlafen muss, der braucht eine echte Perspektive.
Da passt es gut, wenn Gebag-Chef Bernd Wortmeyer nun ankündigt, rund 1000 Sozialwohnungen in Duisburg bauen zu lassen. Gleichzeitig kauft die Gebag sanierungsbedürftige Häuser wie das an der Klever Straße in Neuenkamp, um sie wieder bewohnbar zu machen. Dass dort Strom und Wasser abgestellt werden mussten, ist für die Betroffenen sehr schlimm. Wenn das Leben dort allerdings andernfalls lebensgefährlich ist, bleibt den Verantwortlichen auch gar nichts anderes übrig.
Dass gestern erstmals auch in Duisburg Schüler eine „Fridays for future“-Demo ausrichteten, ist Beleg für eine engagierte Jugend in unserer Stadt. Wer ihnen unterstellt, sie wollten nur die Schule schwänzen, erstickt gesellschaftliches Engagement im Keim. Und Unterrichtsausfälle haben wir an Duisburger Schulen auch ohne eine solche Demonstration schon viel zu viele. Mike Michel