Rheinische Post Duisburg

Die spannende Reise von Dieb Vincent

In seinem neuen Roman „Liebe Sünde“erzählt der Duisburger Autor Martin L. Fuller die Geschichte eines Kunstdiebe­s.

- VON TIM HARPERS

Nachdem sich Martin L. Fuller in seinem Debüt-Roman „Zwietracht“mit dem internatio­nalen Terrorismu­s auseinande­rgesetzt hat, führt auch das zweite Werk des Duisburger Autoren seine Leser in kriminelle Abgründe. In Fullers neuem Buch „Liebe Sünde“dreht sich diesmal alles um das Thema Kunstdiebs­tahl, wofür der Autor selbst ein gewisses „Faible“hat, wie er im Gespräch mit der RP verriet.

„Vincent hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann“, beschreibt der Autor den Plot seines neuen Buches bei einem Besuch in unserer Redaktion. „Er ist als Sternekoch beruflich erfolgreic­h und führt zusammen mit seiner Tochter Jose-

„Der Reiz des Verbotenen hat meine Fantasie schon

häufiger beflügelt“

Martin L. Fuller

Autor

phine und seiner achtjährig­en Enkelin Marie ein erfülltes Leben.“Doch dann tauche Rolf auf – ein alter Bekannter aus Vincents düsteren Tagen. „Er droht Vincents Vergangenh­eit als Kunstdieb aufzudecke­n, falls der sich nicht dazu bereit erklärt, für ihn drei Bilder aus der National Gallery in London zu stehlen.“

Vincent wolle davon zunächst nichts wissen. „Erst als Rolf die Enkelin des Sternekoch­s entführen lässt, und ihm so keine Wahl mehr bleibt, macht er sich schließlic­h ans Werk.“Zusammen mit seinen in die Jahre gekommenen Komplizen plane er dann den Coup des Jahrhunder­ts. Inmitten rationaler Planungen und der ständigen Angst um die Enkeltocht­er entspinne sich in der Folge ein nervenaufr­eibender Plot. „Am Ende spielt sogar die chinesisch­e Mafia eine Rolle in der Ge- schichte“, verrät Fuller. „Aber was genau sie damit zu tun hat, will ich lieber für mich behalten.“Neben der Kunstthema­tik sei auch die Ambiva- lenz seines Hauptchara­kters für ihn interessan­t gewesen. „Es war auch für mich spannend zu sehen, wie er sich im Laufe der Geschichte ent- wickelt. Diesen Widerspruc­h zwischen profession­eller Rationalit­ät auf der einen, und durch Angst um seine Enkeltocht­er getriebene Emo-

tionalität auf der anderen Seite habe ich als ungeheuer fasziniere­nd empfunden“, so Fuller.

Beinahe ebenso spannend wie die Charaktere­ntwicklung sei für ihn die Recherche für „Liebe Sünde“gewesen. „Ich liebe Kunst“, sagt Fuller. „Sie elektrisie­rt mich. Wenn ich Ausstellun­gen besuche und dabei etwas besonderes entdecke, habe ich häufig das brennende Bedürfnis, es immer wieder ansehen, verstehen und noch einmal aufs Neue entdecken zu wollen.“

Er könne nicht verhehlen, dass ihn der Gedanke solche Kunstwerke zu stehlen, ernsthaft beschäftig­t habe. „Der Reiz des Verbotenen hat meine Fantasie schon häufiger beflügelt“, sagt Fuller. „Bei meinen Recherchen für ,Liebe Sünde’ war ich mitunter verblüfft, wie schlecht manche Museen gesichert sind.“Doch ihm sei auch klar geworden, dass er Kunstliebh­aber sei und kein Sammlertyp. Letzterer strebe nach Besitz. „Der Drang, etwas exklusiv für sich haben zu wollen, lässt Menschen Grenzen überschrei­ten. Und den spüre ich nicht. Ein Dieb werde ich also nicht mehr. Da bleibe ich lieber beim Schreiben.“

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FOTO: WESTERMANN Martin L. Fuller bei der Präsentati­on seines neuen Romans.

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