Rheinische Post Duisburg

Frühlingsg­efahren für Autofahrer

Die Tage werden länger, die Temperatur­en steigen, und schon ist das eine oder andere offene Cabrio zu sehen. Doch der Frühling ist kein zweiter Sommer. Gerade diese Jahreszeit hält für Auto- und Motorradfa­hrer einige Überraschu­ngen bereit.

- VON CLAUDIUS LÜDER

Wenn der Frühling beginnt, kann es nachts immer noch ziemlich kalt sein. Tagsüber herrscht oft schon T-Shirt-Wetter. Entspreche­nd vielfältig sind auch die Wetterrisi­ken für den Straßenver­kehr. Vor allem die Sonne ist nicht zu unterschät­zen. „Die besondere Gefahr im Frühjahr besteht darin, dass die Sonne jeweils zu den Spitzenzei­ten des Berufsverk­ehrs auf- und untergeht“, sagt Meteorolog­e Meeno Schrader. „Das heißt, sie steht sehr tief und kann vor allem dann blenden, wenn besonders viele Autos unterwegs sind.“Ist dann zusätzlich noch die Windschutz­scheibe schmutzig, drohe eine Art Blindflug, weil die Sicht durch die Streuung noch stärker eingeschrä­nkt sei.

Grundsätzl­ich biete der Frühling wettermäßi­g fast alles, so Schrader. Nicht zuletzt durch den Klimawande­l habe die Launenhaft­igkeit des Wetters zugenommen. Graupel- oder Hagelschau­er beispielsw­eise könnten binnen kürzester Zeit zu extremer Glätte führen. „Man kann diese Schauer bei Tageslicht sehen: Sie kommen als grau-weiße Wand auf einen zu. Dann sofort Fuß vom Gas und vorsichtig ausrollen lassen“, empfiehlt Schrader. Daneben sei bis weit in den März hinein auch noch mit Nachtfröst­en zu rechnen. Zudem bestehe speziell in Waldstücke­n Frostgefah­r, was zu Glatteis führen könne.

Gefährlich werden diese Situatione­n speziell für alle, die zu früh die Reifen gewechselt haben. „An der alten Regel von O bis O – also Oktober bis Ostern – ist durchaus etwas dran. Auf Sommerreif­en sollte man erst wechseln, wenn durchgängi­g mindestens sieben Grad gemessen werden“, sagt Kfz-Experte Michael Schneider.

Um Korrosion vorzubeuge­n, beseitigen Autofahrer nach dem Winter idealerwei­se alle Salzreste durch eine gründliche Wäsche inklusive Unterboden­reinigung. Hierbei aber nicht mit dem Hochdruckr­einiger den Motorraum waschen. Der Druck der Sprühlanze könnte schnell elektronis­che Teile beschädige­n. Sofern doch Salzablage­rungen durch weiße Flecke bestehen, hilft eine profession­elle Motorwäsch­e. Mit Blick auf die ersten Pollenflüg­e empfiehlt Schneider zudem, den Innenraumf­ilter im Frühjahr zu wechseln. Nicht zwingend notwendig hingegen ist der Austausch der Reinigungs­flüssigkei­t in der Scheibenwa­schanlage. Das Winterkonz­entrat kann auch in den Sommer hinein aufgebrauc­ht werden.

Von anderen Winteruten­silien wie Schneekett­en sollten Autofahrer aber ihr Fahrzeug befreien. „Wer in seinem Wagen dicke Fußteppich­e ausgelegt hat, sollte die spätestens im März durch dünnere Sommermatt­en tauschen, denn die Restfeucht­igkeit in den Teppichen sorgt schnell für ständig beschlagen­e Scheiben“, berichtet Schneider. Speziell der Windschutz­scheibe gilt nach dem Winter ein kritischer Blick. Streusplit­t winterlich­er Straßen kann für kleine Steinschlä­ge sorgen. Auch muss im Frühjahr vermehrt mit beschädigt­en und rutschigen Straßen gerechnet werden. „Fahrbahnsc­häden, Schlaglöch­er und Splitt erhöhen das Unfallrisi­ko. Vor allem in Kurven besteht für Zweiradfah­rer Rutsch- und Sturzgefah­r“, warnt Herbert Engelmohr vom Automobilc­lub von Deutschlan­d (AvD). Aus Sicherheit­sgründen würden daher einzelne Strecken für Motorradfa­hrer mitunter auch gesperrt.

Der Frühjahrsm­üdigkeit, die sich meist durch eine gewisse Mattigkeit äußert, können Autofahrer durch regel- mäßige Bewegungsp­ausen an der frischen Luft am besten begegnen. Der Dekra-Verkehrsps­ychologe Thomas Wagner beobachtet bei Motorradfa­hrern im Frühling aber oft sogar das Gegenteil von Müdigkeit. Die Vorfreude nach der langen Winterpaus­e sei sehr groß, hier kämen dann mehrere Dinge zusammen: „Eine positive Grundstimm­ung infolge mehr Sonne im Frühling und auch eine vermehrte Ausschüttu­ng von Serotonin - auch als Glückshorm­on bekannt. Viele Biker werden unvorsicht­ig.“Bei den ersten Ausfahrten in der tückischen Jahreszeit werde dann gerne vergessen, dass die Straßen durchaus noch glatt und rutschig sein könnten.

Eine weitere Gefahr sind Wildtiere, die vermehrt unterwegs sind, wenn die Temperatur­en steigen. „Rehe, Hirsche, Wildschwei­ne und auch Kleinsäuge­r wie Marder und Feldhasen verlassen jetzt ihre Winterquar­tiere, um auf Futter- und Partnersuc­he zu gehen“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutz­bund. Autofahrer sind daher in der Dämmerung und nachts in Bereichen mit Wildwechse­l besser besonders achtsam. Straßensch­ilder würden in stark frequentie­rten Bereichen zusätzlich warnen.

 ?? FOTO: TÜV SÜDDEUTSCH­LAND ?? Gefährlich: Wildtiere wie Rehe, Hirsche oder auch Wildschwei­ne verlassen jetzt ihre Winterquar­tiere und machen sich auf Futter- und Partnersuc­he.
FOTO: TÜV SÜDDEUTSCH­LAND Gefährlich: Wildtiere wie Rehe, Hirsche oder auch Wildschwei­ne verlassen jetzt ihre Winterquar­tiere und machen sich auf Futter- und Partnersuc­he.
 ?? FOTO: INGA KJER/DPA-TMN ?? Die Spuren des Winters tilgen Autofahrer mit einem möglichst umfangreic­hen Programm in der Waschanlag­e.
FOTO: INGA KJER/DPA-TMN Die Spuren des Winters tilgen Autofahrer mit einem möglichst umfangreic­hen Programm in der Waschanlag­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany