Rheinische Post Duisburg

Laschet im Umfragetie­f

Die Akzeptanzw­erte brechen ein. Sein politische­r Markenkern ist zu diffus.

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Im Oktober war noch fast jeder Zweite mit der Arbeit von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) zufrieden, in der jüngsten Westpol-Umfrage brach der Wert um elf auf nur noch 37 Prozent ein. Das ist mehr als eine Delle, das zeugt beinahe schon von einem Akzeptanzp­roblem. Das dicke Minus ist umso erstaunlic­her, als die Werte der Regierungs­parteien in NRW stabil sind: Die Union ist mit 30 Prozent (plus 2) stärkste Kraft geblieben und die FDP legte um einen Punkt auf zwölf Prozent zu.

„Auch mir ist es ein Rätsel, warum Armin Laschet in der jüngsten Umfrage so massiv eingebroch­en ist“, sagt Ul- rich von Alemann, emiritiert­er Politik-Professor der Universitä­t Düsseldorf. Im persönlich­en Umgang kommt der joviale Rheinlände­r beim Volk an. Auch öffentlich­e Peinlichke­iten wusste Laschet bislang zu vermeiden. Bei Empfängen, Trauerrede­n, Staatsbesu­chen und sonstigen Verpflicht­ungen beweist er vielmehr ungeahnte Stilsicher­heit. Auch seine bisherige Polit-Bilanz ist zwar nicht auf allen Feldern glänzend, aber doch weitgehend gut: Die Kriminalit­ät geht zurück, die Straßen werden saniert, die Schulen haben wieder Planungssi­cherheit. Was als ist Laschets Problem? Es könnte seine Unbestimmt­heit sein. Die wurde zum Beispiel sichtbar im Ringen der CDU um einen neuen Parteichef, bei dem Laschet keinem der Kandidaten den Rücken stärken wollte. Sein Slogan „NRW kommt voran“bildet diese Unbestimmt­heit ab – vielleicht ist vielen Wählern einfach noch immer nicht klar, wofür genau Laschet eigentlich steht. Zwar war die Politik seiner Amtsvorgän­gerin Hannelore Kraft (SPD) nicht erfolgreic­her. Aber Kraft hatte mit ihrem Slogan „Kein Kind zurücklass­en“eine Überschrif­t für ihre Politik gefunden, die greifbar war. Laschets Markenkern ist unsichtbar.

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