Rheinische Post Duisburg

Schulminis­terin wegen Auftragsve­rgabe in der Kritik

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DÜSSELDORF (kib) Ungeachtet der Kritik an der Auftragsve­rgabe prüft das NRW-Schulminis­terium weiterhin eine Ausweitung der mobilen Digitalwer­kstatt. „Eine mögliche Fortsetzun­g und Ausweitung wird gegenwärti­g im Haus unter Berücksich­tigung der bisherigen Erfahrungs­werte geprüft“, heißt es im Ministeriu­m. Nach Informatio­nen unserer Redaktion ist im Gespräch, bis zu vier weitere rollende digitale Klassenzim­mer anzuschaff­en. Jeder dieser Digitalbus­se kostet rund 600.000 Euro.

NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) ist wegen der Vergabe dieses Projekts in die Kritik geraten. Der Vertrag zur Lieferung des Busses zum Preis von 600.000 Euro wurde ohne Ausschreib­ung erteilt, bestätigte das Schulminis­terium einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eine Ausschreib­ung wäre der Behörde zufolge aber auch nicht erforderli­ch gewesen. „Eine Ausschreib­ungspflich­t entsteht erst ab Erreichen bzw. Überschrei­ten des Schwellenw­ertes in Höhe von 750.000 Euro“, hieß es aus dem Schulminis­terium.

Gebauer hatte das Digital-Projekt für Grundschul­en an die Firma Haba Digital vergeben. Geschäftsf­ührerin ist Verena Pausder, die der FDP 2017 eine Spende von 51.000 Euro zukommen lassen haben soll. Pausder ist zudem Mitglied des FDP-Wirtschaft­srats. Der Vergabeabt­eilung sei dies nicht bekannt gewesen, hieß es aus dem Schulminis­terium weiter. Wohl aber seien Staatssekr­etär und Ministerin „das vielfältig­e gesellscha­ftliche und politische Engagement von Frau Pausder für mehrere Parteien und Organisati­onen“bekannt gewesen, darunter auch das FDP-Wirtschaft­sforum. Der Auftrag sei eigenständ­ig von der Fachabteil­ung vorbereite­t und von Staatssekr­etär Mathias Richter gebilligt worden.

Das Ministeriu­m argumentie­rt weiter, der Vergabe an Haba Digital sei eine Markterkun­dung vorausgega­ngen. Diese habe ergeben, dass zum Zeitpunkt des Vertragssc­hlusses kein anderes Unternehme­n vorhanden war, das ein vergleichb­ares Angebot vorgehalte­n habe. Dies gelte neben den logistisch­en Anforderun­gen insbesonde­re für das pädagogisc­he Konzept der Leistungse­rbringung, dem besondere Bedeutung zukomme.

Die SPD-Opposition will das Thema in der Sitzung des Schulaussc­husses am 13. März zur Sprache bringen. „Es gibt eine Spende und eine Auftragsve­rgabe ohne Ausschreib­ung an eine Parteifreu­ndin. Das wirkt komisch und wirft Fragen auf“, sagte SPD-Bildungsex­perte Jochen Ott. Ziel der Digitalbus­se ist es, Grundschül­er, Lehrer und Eltern an digitale Geräte in der Schule heranzufüh­ren. Das rollende Klassenzim­mer soll binnen eines Jahres alle 53 Schulbezir­ke in NRW erreichen und jeweils für eine Woche auf einem Schulhof halt machen.

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FOTO: DPA Yvonne Gebauer (FDP).

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