Rheinische Post Duisburg

Anhörung von Trumps Ex-Anwalt soll Klarheit bringen

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Michael Cohen, zehn Jahre lang Donald Trumps persönlich­er Anwalt, muss sich am Mittwoch in öffentlich­er Anhörung im US-Kongress den Fragen der Abgeordnet­en stellen. Die Demokraten erhoffen sich davon erhellende Details, insbesonde­re zu Kontakten Trumps nach Russland.

Was ist von der Anhörung zu erwarten? Eigentlich sind es drei Anhörungen. Am Dienstag musste Cohen hinter verschloss­enen Türen vor dem Geheimdien­stausschus­s des Senats aussagen. Am Mittwoch folgt ein Auftritt im Repräsenta­nten- haus, in dem die Demokraten neuerdings die Mehrheit stellen. Die Befragung des 52-Jährigen wird live im Fernsehen übertragen. Am Donnerstag soll Cohen dem Geheimdien­stausschus­s der Abgeordnet­enkammer Rede und Antwort stehen, unter Ausschluss der Öffentlich­keit.

Was will der Kongress herausfind­en? Der New Yorker Jurist gehörte lange zu den engsten Vertrauten Trumps. Er weiß, was hinter den Kulissen geschah.

Was sind die brisantest­en Punkte? Als Trump 2015 mit dem Gedanken spielte, einen Wolkenkrat­zer in Moskau zu bauen, nutzte Co- hen seine Kontakte zu Felix Sater, einem in der Sowjetunio­n geborenen Geschäftsm­ann. Sater soll vorgeschla­gen haben, dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin ein 50 Millionen Dollar teures Penthouse in dem Gebäude zu schenken. Russlands Oligarchen würden alles daran setzen, unter demselben Dach wie Putin zu wohnen, folglich könne man höhere Kaufpreise ansetzen. Im Januar 2016 sprach Cohen mit einem Assistente­n Dmitri Peskows, des Sprechers Putins. Im Mai ließ ihm Sater eine Einladung Peskows zu einer Konferenz in St. Petersburg zukommen: Dort könne er voraussich­tlich mit Putin oder Dmitri Medwedjew, dem russischen Re- gierungsch­ef, reden. Am Ende führte das alles zu nichts.

Was hat das mit dem amerikanis­chen Wahlkampf zu tun? Das Parlament will der Frage nachgehen, ob Trumps russlandfr­eundliche Rhetorik auch auf eigenen Geschäftsi­nteressen beruhte. Im Wahlkampf hat Trump Putin förmlich mit Lorbeeren überhäuft.

Was hat Cohen bisher enthüllt? Zunächst hat er gelogen. Als ihn Kongressab­geordnete im Oktober 2017 nach dem Moskauer Bauvorhabe­n fragten, behauptete er, sämtliche Sondierung­en dazu seien im Januar 2016, mit Beginn des republika- nischen Kandidaten­wettlaufs, abgebroche­n worden. In Wahrheit liefen die Gespräche weiter bis Juni, wenige Wochen bevor Trump von den Konservati­ven offiziell zum Anwärter fürs Weiße Haus gekürt wurde. Seine Falschauss­age hat Cohen inzwischen zugegeben: Er habe Trump, der aktuelle Geschäftsk­ontakte nach Russland seinerzeit kategorisc­h bestritt, nicht widersprec­hen wollen. Zudem hat Cohen auf Weisung Trumps Schweigege­ld-Zahlungen arrangiert, um zu verhindern, dass zwei Frauen über vermeintli­che Sexaffären mit Trump plaudern.

Was ist noch unklar? Cohen könn- te zusätzlich­e Informatio­nen zu einem Gespräch liefern, zu dem am 9. Juni 2016 ein Spitzentri­o des TrumpTeams die regierungs­nahe russische Rechtsanwä­ltin Natalja Weselnizka­ja empfing. Am Tisch saßen Donald Trump Junior, Jared Kushner und Paul Manafort, der älteste Sohn, der Schwiegers­ohn und der Wahlkampfl­eiter des Kandidaten. Weselnizka­ja werde belastende­s Material über Hillary Clinton liefern, hatte ein britischer Mittelsman­n zuvor in Aussicht gestellt. Im Raum steht die Frage, ob auch Angriffe russischer Hacker auf die Computer der Parteizent­rale der US-Demokraten zur Sprache kamen. Cohen könnte helfen, die Hintergrün­de zu erhellen.

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