Rheinische Post Duisburg

Arbeitsbes­uch in angespannt­en Zeiten

Wenn Angela Merkel auf Emmanuel Macron trifft, müssen die beiden Regierungs­chefs einiges besprechen.

- VON KNUT KROHN

PARIS Es läuft nicht rund im Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschlan­d. Angela Merkel und Präsident Emmanuel Macron haben beim Besuch der Bundeskanz­lerin in Paris viele offene Baustellen zu bearbeiten. Etwa beim Streit um Rüstungsex­porte. Die Kooperatio­n bei der Rüstung gilt als Beispiel der funktionie­renden Zusammenar­beit. So soll ein gemeinsame­r Kampfjet entwickelt werden. Zum Problem könnte werden, dass es zwischen Paris und Berlin unterschie­dliche Vorstellun­gen in Sachen Rüstungsex­porte gibt. So liefert Deutschlan­d keine Waffen nach Saudi-Arabien – ganz im Gegensatz zu Frankreich.

Zudem wollen Paris und Berlin eine „europäisch­e Armee“. Doch gibt es grundsätzl­iche Unterschie­de, wie wo und wann dieser Armee eingesetzt werden soll. Präsident Macron schweben gemeinsame Interventi­onen in Krisengebi­eten vor. Für die Kanzlerin aber wären solche Kampfeinsä­tze undenkbar – auch wegen des deutschen Parlaments­vorbehalts für Interventi­onen.

Auch die EU ist ein beliebter Streitpunk­t. Emmanuel Macron hat die Präsidents­chaftswahl mit einem Pro-Europa-Wahlkampf gewonnen. Doch von seinen EU-Reformvors­chlägen ist wenig übriggebli­eben. Von einem gemeinsame­n Finanzmini­ster für die Eurozone ist keine Rede mehr. Einig ist man sich in Sachen Haushalt für die Eurozone. Die europäisch­en Staatsund Regierungs­chefs verständig­ten sich jüngst auf einen gemeinsame­n Geldtopf für die Eurostaate­n, allerdings innerhalb des EU-Haushalts.

Angesichts des immer näher rückenden Austritts von Großbritan­nien aus der EU und den nicht absehbaren ökonomisch­en Folgen des Brexit, suchen Deutschlan­d und Frankreich eine verstärkte Zusammenar­beit in wirtschaft­lichen Bereichen. Doch diese europäisch­e Industries­trategie hat den ersten großen Dämpfer erhalten: die geplatzte Fusion der Bahnherste­ller Siemens und Alstom. Berlin und Paris geht es darum, „europäisch­e Spitzenrei­ter“zu bilden - nach dem Vorbild des Flugzeugba­uers Airbus.

Auch auf die USA blicken die beiden Länder unterschie­dlich. Berlin will angesichts der drohenden Strafzölle auf europäisch­e Autos, dass die EU-Kommission schnell Handelsges­präche mit den USA aufnimmt. Das sieht Frankreich anders. Paris fürchtet negative Folgen für seine Agrarprodu­kte, da US-Präsident Donald Trump auch die Landwirtsc­haft in die Gespräche einbeziehe­n will.

Für schlechte Stimmung zwischen Berlin und Paris sorgt zudem, dass Deutschlan­d keine EU-Digitalste­uer unterstütz­t. Damit sollte eine gemeinsame Besteuerun­gsgrundlag­e für US-Konzerne wie Google, Amazon oder Apple geschaffte­n werden. Stattdesse­n müssen Merkel und Macron klären, wie die Steuer auf OECD-Ebene vorangetri­eben werden kann. Bis dahin erhebt Frankreich die Abgabe im Alleingang.

 ??  ?? Nicht immer einig: Emmanuel Macron und Angela Merkel.
Nicht immer einig: Emmanuel Macron und Angela Merkel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany