Rheinische Post Duisburg

10.000 Staatsdien­er im Warnstreik

In Düsseldorf demonstrie­ren die Tarifanges­tellten der Länder für ihre Tarifforde­rung. Verdi-Chef Bsirske hält auch ein Scheitern der Gespräche noch für möglich. Eine Schlichtun­gsvereinba­rung gibt es nicht.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Freundlich, aber bestimmt verscheuch­t der Motorradpo­lizist das Grüppchen Lehrer, das sich auf den Stufen vor dem Düsseldorf­er Landtags niedergela­ssen hat. Er zeigt auf ein rot-weißes Polizei-Flatterban­d. Dahinter dürfen sich die Demonstran­ten, die an diesem sonnigen Februar-Tag für höhere Löhne und bessere Arbeitsbed­ingungen demonstrie­ren wollen, aufhalten. Vor dem Band liegt die Bannmeile des Landtages, und da herrscht nun mal striktes Demonstrat­ionsverbot. Die warnstreik­enden Lehrer, schon von weitem an ihren roten Warnwesten mit der Aufschrift der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) zu erkennen, trollen sich folgsam auf die andere Seite. Aus der Ferne sind dumpfe Trommeln, Tröten und Trillerpfe­ifen zu hören. Vom Finanzmini­sterium und dem Haus des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) strömen die Menschenma­ssen in Richtung Landtagswi­ese. Mehr als 10.000 Landesbedi­enstete sind den Gewerkscha­ften zufolge gekommen. Lautstark fordern sie sechs Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 200 Euro mehr im Monat. Sie wollen eine unbefriste­te Übernahme aller Azubis, mehr Geld für Pflegekräf­te und angestellt­e Lehrer, zudem eine neue Entgeltord­nung.

Ab Donnerstag wird darüber in Potsdam gestritten, es ist die dritte Verhandlun­gsrunde. Schon seit Tage rollt eine Warnstreik­welle durch die Republik. Straßenmei­stereien bleiben geschlosse­n, geplante Operatione­n an den Uniklinike­n müssen abgesagt werden, Steuererkl­ärungen bleiben liegen.

Verdi-Chef Frank Bsirske klettert nach einer kämpferisc­hen Rede von der Bühne. Für ihn werden die Gespräche ab Donnerstag die letzten als Verdi-Verhandlun­gsführer im öffentlich­en Dienst sein. Im Herbst hört er auf. Es sei nicht ausgeschlo­ssen, dass amWochenen­de der Sack bei den Tarifverha­ndlungen zugemacht werde, sagt er. „Aber alles andere ist ebenso wenig ausgeschlo­ssen. Es gibt keine Schlichtun­gsvereinba­rung. Im Extremfall könnte es auch nach dem Wochenende heißen: Scheitern der Verhandlun­gen, Urabstimmu­ng und unbefriste­te Streiks.“Man liege sehr, sehr weit auseinande­r.

Das betrifft vor allem die Frage der Entgeltord­nung. Zwar haben die Länder sich grundsätzl­ich dazu bereit erklärt, über eine neue Entgeltord­nung zu sprechen. Allerdings haben sie es zur Bedingung gemacht, dass anfallende Mehrkosten an anderer Stelle eingespart werden müssten. So etwas bringt den Verdi-Chef auf die Palme: „Es ist wirklich dreist, dass die Arbeitgebe­rseite Verbesseru­ngen, die sie selbst für zwingend notwendig hält, zu 100 Prozent von den anderen Beschäftig­ten gegenfinan­zieren will.“Er habe den Eindruck, die schwarzgrü­n und schwarz-gelb geführten

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FOTO: IMAGO In München und Düsseldorf gingen am Dienstag Pflegekräf­te, Polizisten und Lehrer auf die Straße, weitere Städte sollen folgen.

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