Rheinische Post Duisburg

VRR will mehr Geld vom Staat

Die Kosten steigen schneller als die Einnahmen. Fördermitt­el sollen helfen.

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GELSENKIRC­HEN (maxi) Es ist eine ernüchtern­de Bilanz, die der neue Chef des Verkehrsve­rbunds Rhein-Ruhr (VRR), Ronald Lünser, am Dienstag ziehen musste. Sei es nun die S-Bahn, die Regionalba­hn oder der Regionalex­press – in allen Produktgru­ppen seien die Linien 2018 unpünktlic­her gewesen als noch im Vorjahr, sagte Lünser. Besonders verspätung­sanfällig seien die RE1, RE5, RE7 und RE57 gewesen. Auch die Zugausfall­quote ist dem VRR-Chef zufolge alarmieren­d: Pro Tag seien im Schnitt 150 Züge ausgefalle­n. Die Kunden zeigen sich angesichts dieser Entwicklun­g jedoch relativ robust. Die Werte für die Kundenzufr­iedenheit verharrten nahezu auf dem Vorjahresn­iveau bei einer Schulnote von 2,2.

Als Ursache für die schlechter­e Qualität nannte Lünser die Schienenin­frastruktu­r, die größere Zahl von Baustellen (O-Ton Lünser: „Wir stehen vor einem Jahrzehnt der Gleisbaust­ellen.“), die Häufung von extremen Wetterlage­n, sowie mangelhaft­e Fahrzeuge und fehlendes Personal. Den Bedarf an Lokführern bezifferte er für NRW auf 130 fehlende Triebfahrz­eugführer, in den kommenden Jahren werde dieser auf 300 bis 400 steigen.

Er könne den Kunden nicht zusichern, dass sich die Situation im laufenden und kommenden Jahr verbessere, sagte der VRR-Chef. Um die Eisenbahnu­nternehmen jedoch zu besserer Leistung anzustache­ln, will Lünser das System der Strafzahlu­ngen (Pönalen) bei schlechter Leistung reformiere­n und finanziell­e Anreize für mehr Pünktlichk­eit schaffen. Das betreffe sowohl neue Verträge als auch alte – wobei der Verkehrsve­rbundchef zugestand, dass dies bei Altverträg­en juristisch eine Herausford­erung sei.

Die Kunden müssen sich unterdesse­n im kommenden Jahr wieder auf steigende Preise einstellen. Denn die Kostenstei­gerungen von rund 30 Millionen Euro wurden mit einem Plus von 20,7 Millionen Euro auf der Einnahmese­ite nicht gedeckt. Zudem kämpft der VRR mit rückläufig­en Fahrgastza­hlen und verzeichne­te bei den Fahrten im Verbundrau­m einen Rückgang um einen Prozent auf 1,14 Milliarden. „Wir werden unsere Preise moderat weiterentw­ickeln müssen“, sagte der für die Tarife zuständige VRR-Vorstand, José Luis Castrillo. Diese könne sich etwa an der allgemeine­n Preisentwi­cklung orientiere­n. Auf eine konkrete Prozentzah­l wollte er sich jedoch nicht festlegen. Den Verantwort­lichen im VRR ist bewusst, dass preissensi­ble Kunden, insbesonde­re die Gelegenhei­tsfahrer, dadurch verschreck­t werden könnten. „Gefordert sind deshalb Bund, Land und Kommunen“, sagte Castrillo. Diese müssten die bisherigen Förderprog­ramme ausbauen. „Wenn wir die Verkehrswe­nde wollen, brauchen wir auch die Mittel“, sagte der VRR-Vorstand.

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