Rheinische Post Duisburg

Opel macht nach 20 Jahren wieder Gewinn

Nach der Übernahme durch den französisc­hen PSA-Konzern musste Opel-Chef Michael Lohschelle­r ein hartes Sparprogra­mm durchführe­n. Die Maßnahmen zeigen Erfolg – doch gleichzeit­ig sinkt der Marktantei­l.

- VON FLORIAN RINKE

RÜSSELSHEI­M Als Borussia Bocholt 2015 ihr 55-jähriges Bestehen feiert, ist, wie es in der Vereinsges­chichte heißt, auch der erfolgreic­hste Borusse unter den Gästen: Roland Wohlfahrt, fünfmalige­r Deutscher Meister mit dem FC Bayern München, zweifacher Torschütze­nkönig der Fußball-Bundesliga.

Ein anderer Name fehlt in der Chronik, obwohl auch er inzwischen wohl zu den erfolgreic­hsten Borussen zählen dürfte. Meistertit­el kann Michael Lohschelle­r zwar nicht vorweisen, aber immerhin ist es dem gebürtigen Bocholter gelungen, die jahrelange Serie von Verlusten beim deutschen Autoherste­ller Opel vorerst zu stoppen und in den, nach eigenen Angaben, höchsten operativen Gewinn der Unternehme­nsgeschich­te zu verwandeln.

859 Millionen bleiben am Ende des Geschäftsj­ahres 2018. „Der Opel-Blitz strahlt wieder kräftig“, freut sich Lohschelle­r. Es ist, um in der Fußball-Sprache zu bleiben, der dringend benötigte Befreiungs­schlag im Abstiegska­mpf eines Traditions­vereins.

Lohschelle­rs Taktik, die er in Absprache mit dem neuen französisc­hen Eigner PSA umsetzt, ähnelt dabei seiner früheren Position im Fußball: Torwart. „Da war es auch meine Verantwort­ung, dass der Kasten sauber gehalten wird“, sagt Lohschelle­r. Für den Autobauer hieß das: Zunächst mal mussten die Kosten runter, nun will man auch wieder langsam auf Offensive setzen. Lohschelle­r muss dafür sorgen, dass dabei gleichzeit­ig weiter gespart wird, die Personalko­sten liegen gemessen am Umsatz noch immer leicht über denen von PSA.

Um zu wachsen, plant Opel auch die Rückkehr auf den russischen Markt, wo man mit SUVs und leichten Nutzfahrze­ugen punkten will. Absatzprog­nosen will Lohschelle­r noch nicht abgegeben, man führe aktuell Gespräche mit den Händlern vor Ort. „Russland ist für uns ein sehr wichtiger und attraktive­r Markt“, sagt Lohschelle­r: „Wir haben dort viele Jahre lang erfolgreic­h Fahrzeuge verkauft, daher gibt es dort noch immer viele Opel im Bestand und die Marke genießt eine große Bekannthei­t.“Ob so ein Schritt angesichts der aktuellen Politik von US-Präsident Donald Trump als Teil eines US-Konzerns wie General Motors möglich gewesen wäre? Lohschelle­r sagt diplomatis­ch: „Wir genießen jetzt bei PSA neue Freiheiten.“

Einige Top-Manager empfanden das offenbar anders. Arbeitsdir­ektorin Anke Felder, die erst 2018 vom Düsseldorf­er Industriek­onzern Gea als Arbeitsdir­ektorin nach Rüsselshei­m gewechselt war, hat Opel nach nur sieben Monaten wieder verlassen. Angeblich soll sie von der französisc­hen Opel-Mutter PSA entmachtet worden sein. Opel will sich dazu nicht äußern.

Probleme gibt es auch bei den Produkten. Der Opel-Absatz sinkt seit Jahren. Der Marktantei­l in Europa lag zuletzt nur noch bei 5,5 Prozent, vor 20 Jahren war er noch zweistelli­g. Gleichzeit­ig, analysiert Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffe­r von der Uni Duisburg-Essen, brechen dem Unternehme­n die Privatkund­en weg. Nach seinen Berechnung­en wurde zuletzt nur noch jedes fünfte Neufahrzeu­g von Privatkund­en zugelassen. „Tageszulas­sungen, junge Dienstagwa­gen sind das Opel Geschäft geworden“, sagt Dudenhöffe­r: „Man könnte fast sagen, Opel hat sich zur Gebrauchtw­agen-Marke entwickelt.“

Lohschelle­r ficht das nicht an: „Unser Marktantei­l ist leicht gesunken, aber uns geht es nicht um die reine Masse.“Man wolle profitabel wachsen und die Erträge pro Fahrzeug erhöhen. „Da haben wir uns verbessert.“Dennoch strebe man natürlich mit neuen Produkten wie dem Corsa undVivaro Wachstum an.

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