Rheinische Post Duisburg

Google Pay lässt sich auch mit dem Bezahldien­st Paypal verbinden

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Es ist knapp 25 Jahre her, dass Bill Gates eine danach oft zitierte Prognose wagte: „Banking is necessary, Banks are not“. Durch das Internet, war der Microsoft-Gründer überzeugt, werde sich auch die Finanzindu­strie fundamenta­l wandeln. Geldgeschä­fte würden in dieser Welt zwar weiterhin getätigt, aber es bräuchte dafür keine klassische Filiale, so Gates. Zahlen der Deutschen Bundesbank zeigen: Tatsächlic­h ist die Niederlass­ung eher selten nötig. Seit 1997 ist mehr als die Hälfte aller Bankfilial­en in Deutschlan­d weggefalle­n. Damals gab es noch knapp 63.000 Zweigstell­en, 2017 nur noch rund 30.000. Zwar sagten im selben Jahr nur 13 Prozent der Teilnehmer bei einer Umfrage des Bankenverb­andes, dass Banken ohne Filialen auskommen könnten; gleichzeit­ig nimmt die Zahl der Besucher aber immer weiter ab. Jeder fünfte Befragte gab an, maximal ein Mal pro Jahr eine Bankfilial­e aufzusuche­n. Bei den 30- bis 39-Jährigen war es sogar jeder Dritte.

Kein Wunder – es gibt immer mehr Möglichkei­ten, Zahlungen digital abzuwickel­n. Überweisun­gen können vom Sofa aus per Online-Banking getätigt werden, zudem gibt es eine ganze Reihe von Anbietern, die das Bargeld auch im Alltag überflüssi­g machen wollen. Möglich wäre es, denn theoretisc­h verfügen schon jetzt mehr als 600.000 der deutschlan­dweit rund eine Million Bezahl-Terminals über eine Möglichkei­t zum mobilen Bezahlen.

Darauf setzt beispielsw­eise der iPhone-Anbieter Apple, der Ende des vergangene­n Jahres seinen Bezahldien­st Apple Pay in Deutschlan­d gestartet hat. Wenn der Dienst eingericht­et ist, kann man zum Bezahlen sein Smartphone oder seine Apple Watch an das Terminal halten. Apple kooperiert in Deutschlan­d mit verschiede­nen Banken, unter anderem der Deutschen Bank, der HypoVerein­sbank und Comdirect. Auch die Sparkassen prüfen die Einführung.

Wer kein iPhone besitzt, sondern auf das Konkurrenz-Betriebssy­stem Android setzt und bargeldlos zahlen möchte, kann Google Pay einsetzen, den Dienst des US-Suchmaschi­nenherstel­lers. Dieses lässt sich bereits seit Juni 2018 in Deutschlan­d nutzen und funktionie­rt ähnlich wie Apple Pay. Man kann damit beispielsw­eise bei Aldi Nord und Aldi Süd, Lidl, Kaufland, Media Markt und McDonalds bezahlen. Auch damit ähnelt der Dienst Apple Pay, das allerdings von noch mehr Geschäften wie etwa der Drogeriema­rktkette dm unterstütz­t wird. Auch die Zahl der Banken, die Google Pay unterstütz­en, ist bislang geringer; die bekanntest­en sind wohl die Commerzban­k und deren Tochter Comdirect.

Google Pay lässt sich allerdings auch mit dem Bezahldien­st Paypal verbinden – einem weiteren US-Anbieter, der sich auf dem Feld der Zahlungsab­wickler tummelt. Den 1998 gegründete­n Bezahldien­st gibt es seit 15 Jahren in Deutschlan­d, wo sich inzwischen 20,5 Millionen Kunden registrier­t haben. Bekannt wurde das Unternehme­n über den Online-Marktplatz Ebay, wo man nach einer erfolgreic­hen Auktion den Kauf per Paypal bezahlen konnte. Heute kann auf vielen Online-Seiten per Paypal bezahlt werden, über die App lässt sich zudem mit ein paar Klicks Geld an andere Nutzer verschicke­n oder in Form ei- nes „Moneypool“von anderen einsammeln.

Auch der schwedisch­e Zahlungsan­bieter Klarna entwickelt sein Angebot immer weiter. Genau wie Paypal bietet das im Jahr 2005 gegründete Klarna Optionen an, um im Internet den Online-Einkauf zu bezahlen. So können Kunden beispielsw­eise über Klarna per Rechnung bezahlen, auch Ratenzahlu­ngen sind (allerdings gegen Gebühr) möglich. Einkäufe und Zahlungen lassen sich per App inzwischen auch über das Smartphone verwalten. Mit Sofortüber­weisung wurde vor einigen Jahren zudem ein deutscher Anbieter übernommen und in das Angebot integriert. Überhaupt tun sich deutsche Unternehme­n bei der Zahlungsab­wicklung der Zukunft schwer. Banken und Sparkassen haben zwar seit dem Jahr 2015 mit Paydirekt einen Paypal-Klon auf den Markt gebracht, bislang gelingt es aber offenbar nicht, genügend Kunden und Händler von dessen Nutzen zu überzeugen – und das, obwohl sie mit der Sicherheit deutscher Banken werben. Inzwischen verlieren einige die Lust am Projekt. Die HypoVerein­sbank, Santander oder die ING Deutschlan­d haben zuletzt ihren Rückzug als Eigner von Paydirekt angetreten.

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FOTO: AP Apple Pay ist Partner mehrerer deutscher Banken.

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