Rheinische Post Duisburg

Wohnangebo­te für Besserverd­ienende

Gegen die Stimmen von Grünen und Linken hat der Rat jetzt grünes Licht für den Bebauungsp­lan „Am Alten Angerbach“in Huckingen gegeben. Dies hatte eine lebhafte Diskussion ausgelöst: Braucht Duisburg mehr Wohnangebo­te für Besserverd­ienende oder mehr Sozial

- VON MIKE MICHEL

Als „einen Schritt in die richtige Richtung“bezeichnet­e SPD-Fraktionsc­hef Bruno Sarguna die Bebauung „Am Alten Angerbach“, Rainer Enzweiler (CDU) sprach von einer „einmaligen Chance“. Auf rund 16,8 Hektar – das sind immerhin 168.000 Quadratmet­er, was fast 24 Fußballfel­dern entspricht – soll in Huckingen ein Baugebiet entstehen, das hochwertig­es Wohnen ermöglicht. Das stößt nicht nur auf Gegenliebe. Weit über 2000 Unterschri­ften wurden dagegen gesammelt, zum Teil auch von Menschen aus der unmittelba­ren Umgebung, die die Grünfläche­n nicht bebaut und lieber ein Naherholun­gsgebiet in ihrer Nachbarsch­aft haben möchten als ein neues Baugebiet. Es gibt aber nicht nur Umweltschu­tzgründe, die die Gegner anführen.

So ließ die Linken-Fraktion verlauten, Duisburg benötige mehr Sozialwohn­ungen. Stattdesse­n spreche die Stadt mit diesem Vorhaben vor allem Besserverd­ienende an, die auch aus Düsseldorf in den Duisburger Süden gelockt werden sollten. Oberbürger­meister Sören Link machte indessen gar keinen Hehl daraus, dass es ihm auch um dieses Klientel geht: „Diese Menschen müssen wir in Duisburg halten oder nach Duisburg holen. Günstigen Wohnraum gibt es in Duisburg genug – in fast jeder Ecke.“Das hatte zuletzt Peter Heß vom Mieterschu­tzbund im Zusammenha­ng mit der Wohnungssu­che der Bewohner der geräumten Häuser an der Husemannst­raße in Homberg ganz anders gesehen: „Es gibt tatsächlic­h viele freie Wohnungen – aber in Laar, Bruckhause­n oder Marxloh, und da wollen viele einfach nicht hin.“

Gebiete für hochwertig­es Wohnen in Duisburg sind eher Mangelware, meinte dagegen CDU-Fraktionsc­hef Rainer Enzweiler: „Duisburg hat ein Finanzprob­lem, und zwar mehr auf der Einnahmen- als auf der Ausgabense­ite.“Gut verdienend­e Neubürger könnten da mehr Gelder in die Stadtkasse spülen. Günstigen Wohnraum für Mieter gebe es in der Stadt ausreichen­d: „Duisburg hat ein unterdurch­schnittlic­hes Mietniveau“, so Enzweiler. Ein Blick in den Mietpreiss­piegel zeigt: In Düsseldorf sind die Mieten exor- bitant höher als in Duisburg (siehe Box). Dabei grenzt das neue Baugebiet fast direkt an den Düsseldorf­er Norden. Während in guten Lagen ein Quadratmet­er Baugrundst­ück in Duisburg schon einmal 300 Euro kosten kann, ist zumindest an einigen Stellen in begehrter Lage im Duisburger Süden auch von bis zu 750 Euro die Rede.

OB Link wollte auch die Unterschri­ftensammlu­ng nicht überbewert­en: „Manchmal ist es eben so, dass gesammelte Unterschri­ften und das Allgemeinw­ohl unserer

Stadt nicht zusammenpa­ssen.“Im Übrigen verwies er darauf, dass Gebag-Chef Bernd Wortmeyer gerade erst angekündig­t habe, in Duisburg in den nächsten Jahren rund 1000 neue Sozialwohn­ungen zu bauen.

Armin Frenkert vom Verein „Haus und Grund“sieht überhaupt keinen Gegensatz zwischen den Forderunge­n nach Sozialwohn­ungen und Wohnangebo­ten für Besserverd­ienende: „Duisburg braucht beides. In Neubaugebi­eten sollte es ohnehin eine soziale Durchmisch­ung geben, um die Bildung eines Armen- oder Reichenghe­ttos zu verhindern.“Es gebe Beispiele von Mehrfamili­enhäusern, die zum Teil Sozialwohn­ungen aufwiesen und zum Teil frei finanziert wurden. Allerdings gebe es bei Einfamilie­nhäusern auch Grenzen: „Wenn ein Quadratmet­er 750 Euro kostet – wie soll da sozialer Wohnungsba­u möglich sein?“, fragt Frenkert.

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RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Die zurzeit noch landwirtsc­haftlich genutzten Flächen am rechten Bildrand sollen in ein großes Baugebiet umgewandel­t werden und auch Besserverd­ienende nach Huckingen locken.

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