Wohnangebote für Besserverdienende
Gegen die Stimmen von Grünen und Linken hat der Rat jetzt grünes Licht für den Bebauungsplan „Am Alten Angerbach“in Huckingen gegeben. Dies hatte eine lebhafte Diskussion ausgelöst: Braucht Duisburg mehr Wohnangebote für Besserverdienende oder mehr Sozial
Als „einen Schritt in die richtige Richtung“bezeichnete SPD-Fraktionschef Bruno Sarguna die Bebauung „Am Alten Angerbach“, Rainer Enzweiler (CDU) sprach von einer „einmaligen Chance“. Auf rund 16,8 Hektar – das sind immerhin 168.000 Quadratmeter, was fast 24 Fußballfeldern entspricht – soll in Huckingen ein Baugebiet entstehen, das hochwertiges Wohnen ermöglicht. Das stößt nicht nur auf Gegenliebe. Weit über 2000 Unterschriften wurden dagegen gesammelt, zum Teil auch von Menschen aus der unmittelbaren Umgebung, die die Grünflächen nicht bebaut und lieber ein Naherholungsgebiet in ihrer Nachbarschaft haben möchten als ein neues Baugebiet. Es gibt aber nicht nur Umweltschutzgründe, die die Gegner anführen.
So ließ die Linken-Fraktion verlauten, Duisburg benötige mehr Sozialwohnungen. Stattdessen spreche die Stadt mit diesem Vorhaben vor allem Besserverdienende an, die auch aus Düsseldorf in den Duisburger Süden gelockt werden sollten. Oberbürgermeister Sören Link machte indessen gar keinen Hehl daraus, dass es ihm auch um dieses Klientel geht: „Diese Menschen müssen wir in Duisburg halten oder nach Duisburg holen. Günstigen Wohnraum gibt es in Duisburg genug – in fast jeder Ecke.“Das hatte zuletzt Peter Heß vom Mieterschutzbund im Zusammenhang mit der Wohnungssuche der Bewohner der geräumten Häuser an der Husemannstraße in Homberg ganz anders gesehen: „Es gibt tatsächlich viele freie Wohnungen – aber in Laar, Bruckhausen oder Marxloh, und da wollen viele einfach nicht hin.“
Gebiete für hochwertiges Wohnen in Duisburg sind eher Mangelware, meinte dagegen CDU-Fraktionschef Rainer Enzweiler: „Duisburg hat ein Finanzproblem, und zwar mehr auf der Einnahmen- als auf der Ausgabenseite.“Gut verdienende Neubürger könnten da mehr Gelder in die Stadtkasse spülen. Günstigen Wohnraum für Mieter gebe es in der Stadt ausreichend: „Duisburg hat ein unterdurchschnittliches Mietniveau“, so Enzweiler. Ein Blick in den Mietpreisspiegel zeigt: In Düsseldorf sind die Mieten exor- bitant höher als in Duisburg (siehe Box). Dabei grenzt das neue Baugebiet fast direkt an den Düsseldorfer Norden. Während in guten Lagen ein Quadratmeter Baugrundstück in Duisburg schon einmal 300 Euro kosten kann, ist zumindest an einigen Stellen in begehrter Lage im Duisburger Süden auch von bis zu 750 Euro die Rede.
OB Link wollte auch die Unterschriftensammlung nicht überbewerten: „Manchmal ist es eben so, dass gesammelte Unterschriften und das Allgemeinwohl unserer
Stadt nicht zusammenpassen.“Im Übrigen verwies er darauf, dass Gebag-Chef Bernd Wortmeyer gerade erst angekündigt habe, in Duisburg in den nächsten Jahren rund 1000 neue Sozialwohnungen zu bauen.
Armin Frenkert vom Verein „Haus und Grund“sieht überhaupt keinen Gegensatz zwischen den Forderungen nach Sozialwohnungen und Wohnangeboten für Besserverdienende: „Duisburg braucht beides. In Neubaugebieten sollte es ohnehin eine soziale Durchmischung geben, um die Bildung eines Armen- oder Reichenghettos zu verhindern.“Es gebe Beispiele von Mehrfamilienhäusern, die zum Teil Sozialwohnungen aufwiesen und zum Teil frei finanziert wurden. Allerdings gebe es bei Einfamilienhäusern auch Grenzen: „Wenn ein Quadratmeter 750 Euro kostet – wie soll da sozialer Wohnungsbau möglich sein?“, fragt Frenkert.