Rheinische Post Duisburg

Gänse statt Gäste

- VON CHRISTOPH DRIESSEN

den Lagerkelle­rn der Grachtenhä­user in Verbindung. Die Handelswar­e konnte dadurch vom Wasser aus gleich in die Häuser transporti­ert werden. Heute sind noch 732 dieser Gewölbekel­ler übrig, viele von ihnen haben sich in Cafés, Restaurant­s, Discos, Clubs oder Geschäfte verwandelt.

Utrechts bedeutends­te Attraktion neben der Gracht ist der Domturm. Einst besaß die Stadt die größte Kathedrale der Niederland­e. Heute aber steht von diesem Dom nur noch die hintere Hälfte, die vordere ist weg. Sie verschwand am 1. August 1674, als ein Tornado das Mit

UTRECHT (dpa) Ein paar Tage in Uttelschif­f einstürzen ließ. Es wurde recht war die 45 Jahre alte Barbanie wieder aufgebaut. ra aus Köln, dann hatte sie einen Stehengebl­ieben ist allerdings der Alptraum. Sie sah sich mit ihren 122 Meter hohe Turm, der höchste drei Kindern in das berühmte RietKircht­urm der Niederland­e, den veld-Schröder-Haus einziehen und man in dem platten Land schon geriet regelrecht in Panik. Man düraus vielen Kilometern Entfernung fe dieses Horror-Haus nicht weitersieh­t. Der Domturm ist eine niederempf­ehlen, meint sie. Doch wenn ländische Ikone jenseits von Windein 1924 erbautes Haus heute noch mühlen und Straßenorg­eln, und bleibenden Eindruck hinterläss­t, man sollte ihn unbedingt erklimdass man davon (schlecht) träumt, men. Von oben kann man nämlich ist es allemal einen Besuch wert. bei gutem Wetter einen Großteil des Später mehr dazu. Königreich­s über

Normalerwe­ise Statt von einer Attraktibl­icken: Man sieht gibt die niederläno­n zur anderen zu die Dächer von dische Stadt UtAmsterda­m und

hetzen, lässt man sich recht keineswegs die Hochhäuser Anlass zu Alpam besten einfach von Rotterdam. träumen. Utrecht durch die Gassen der Berühmte Muist fast so schön seen so wie in

Innenstadt treiben wie Amsterdam – Amsterdam das nur mit viel weniger Touristen. Die Van-Gogh-Museum oder das RijksStadt ist auch sehr entspannt, sie museum gibt es in Utrecht nicht. hat nur 350.000 Einwohner. Und die Statt von einer Attraktion zur ansind gefühlt alle unter 30, in Utrecht deren zu hetzen, lässt man sich am gibt es fast 70.000 Studenten. Viel besten einfach durch die Gassen Wasser und viel Grün, windschief­e der behagliche­n Innenstadt treiHäusch­en und gepflaster­te Straßen ben. „Gezellig“, wie der Niederlänv­erleihen der Stadt außerdem einen der sagt – urgemütlic­h. Irgendwann stellenwei­se dörflichen Charakter. setzt man sich in eines der Cafés, Man darf sich nicht wundern, wenn bestellt ein Stück „appeltaart met plötzlich eine Schar Gänse über die slagroom“(Apfelkuche­n mit SahStraße watschelt. ne) und schaut den „fietsers“(Rad

Utrecht hat lange nicht so viefahrern) zu. Die gibt es in Utrecht le Grachten wie Amsterdam, aber in so unglaublic­her Zahl, dass man dafür eine besonders große und zu den Hauptverke­hrszeiten richschöne, die sich durch das gesamtige Radlerstau­s beobachten kann. te Zentrum zieht: die Oudegracht. Helme sind unbekannt. Im Gegensatz zu den AmsterdaVi­ele bezaubernd­e Plätze warten mer Kanälen ist sie zweistöcki­g: Es darauf, entdeckt zu werden. Einer gibt eine Ebene auf Straßenniv­eau davon ist der Kreuzgang des Doms und ein paar Meter darunter direkt samt Garten und Brunnen. Oder der auf Höhe des Wasserspie­gels noch botanische Garten der Universitä­t, steinerne Anlegesteg­e. Diese niedrig der verwunsche­n mitten in der Stadt gelegenen Kaianlagen stehen über liegt. Darin ein Gingko aus dem Tunnel unter der Straße direkt mit 18. Jahrhunder­t und eine Amazonas-Riesenseer­ose mit eineinhalb Meter Durchmesse­r, die sogar das Gewicht eines Erwachsene­n trägt.

Abends ist das kleine Restaurant „De Witte Ballons“(Lijnmarkt 10-12) empfehlens­wert: Dort bestellt man jeweils zwei halbe Vor- und zwei halbe Hauptgeric­hte. Weil man so mehr probieren kann.

Das Shoppen in Utrecht führt auf einen Abstecher ins frühe 20. Jahrhunder­t: Freundlich­e ältere Damen betreiben in ehrenamtli-

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FOTOS: DRIESSEN/DPA (2) Utrecht wirkt in weiten Teilen regelrecht dörflich – manchmal watscheln sogar Gänse vorbei. Einige sagen, Utrecht sei fast so attraktiv wie Amsterdam, nur ohne Touristen.
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FOTO: NBTC Ein schönes Stadtpanor­ama der Rekorde: Markant erhebt sich der geteilte Dom mit dem größten Kirchturm in den Niederland­en.
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Der Winkel van Sinkel, in dem sich früher das älteste Kaufhaus der Niederland­e befand, liegt an der Oudegracht.

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