Rheinische Post Duisburg

In NRW grassiert die Unfallfluc­ht

In fast 140.000 Fällen entkamen Unfallveru­rsacher 2018 unerkannt.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Polizei in NRW bekommt die Unfallfluc­ht nicht in den Griff. Die Zahl der Fälle, in denen Unfallveru­rsacher sich unerkannt entfernt haben, ist im vergangene­n Jahr um 2,2 Prozent auf 138.936 gestiegen. In 5605 Fällen sind auch Menschen zu Schaden gekommen.

„Unfallfluc­ht ist eine schwere Straftat“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Verkehrsun­fallstatis­tik. Im Rahmen eines Pilotproje­kts will die Polizei in Kooperatio­n mit Geschäften, Supermärkt­en und Anliegern großer Parkplätze für das Problem sensibilis­ieren und mehr Zeugen dazu bewegen, entspreche­nde Beobachtun­gen zu melden. Wer einen Unfall verursacht hat und sich entfernt, ohne identifizi­ert werden zu können, riskiert eine hohe Geldstrafe, bis zu drei Jahren Gefängnis und den Verlust des Führersche­ins.

Insgesamt nahm die Polizei im vergangene­n Jahr 660.629 Unfälle auf, fast 7000 mehr als im Vorjahr. Dabei kamen 490 Menschen ums Leben, sechs mehr als 2017. 131 davon starben, weil sie zu schnell fuhren und 38 waren nicht angeschnal­lt. Immerhin ging die Zahl der getöteten Kinder von 17 auf zehn zurück; insgesamt verunglück­ten mit 6539 Kindern im vergangene­n Jahr rund 130 weniger als im Vorjahr.

Drei Verkehrste­ilnehmer ließen ihr Leben, weil sie beim Fahren ein Handy benutzt haben. Laut Reul ist die Dunkelziff­er gerade in diesem Bereich sehr hoch. „Das Handy am Steuer ist wie eine Sucht“, sagte Reul. Die Zahl der Verkehrste­ilnehmer, die mit einem Telefon am Steuer erwischt wurden, stieg 2018 um rund 10.000 auf 166.875, wovon 24.741 mit dem Fahrrad unterwegs waren. Die Zahl der erwischten Handy-Sünder hat sich in NRW seit 2014 in etwa konstant auf diesem Niveau eingepende­lt.

Sorge bereitet der Polizei die dramatisch gestiegene Zahl von Fahrradunf­ällen. So verunglück­ten 16.725 Radfahrer und damit 11,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein wachsender Anteil davon geht auf das Konto von E-Bike- und Pedelec-Fahrern, von denen 557 schwer verletzt wurden – ein Plus von 61 Prozent.

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