In NRW grassiert die Unfallflucht
In fast 140.000 Fällen entkamen Unfallverursacher 2018 unerkannt.
DÜSSELDORF Die Polizei in NRW bekommt die Unfallflucht nicht in den Griff. Die Zahl der Fälle, in denen Unfallverursacher sich unerkannt entfernt haben, ist im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf 138.936 gestiegen. In 5605 Fällen sind auch Menschen zu Schaden gekommen.
„Unfallflucht ist eine schwere Straftat“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik. Im Rahmen eines Pilotprojekts will die Polizei in Kooperation mit Geschäften, Supermärkten und Anliegern großer Parkplätze für das Problem sensibilisieren und mehr Zeugen dazu bewegen, entsprechende Beobachtungen zu melden. Wer einen Unfall verursacht hat und sich entfernt, ohne identifiziert werden zu können, riskiert eine hohe Geldstrafe, bis zu drei Jahren Gefängnis und den Verlust des Führerscheins.
Insgesamt nahm die Polizei im vergangenen Jahr 660.629 Unfälle auf, fast 7000 mehr als im Vorjahr. Dabei kamen 490 Menschen ums Leben, sechs mehr als 2017. 131 davon starben, weil sie zu schnell fuhren und 38 waren nicht angeschnallt. Immerhin ging die Zahl der getöteten Kinder von 17 auf zehn zurück; insgesamt verunglückten mit 6539 Kindern im vergangenen Jahr rund 130 weniger als im Vorjahr.
Drei Verkehrsteilnehmer ließen ihr Leben, weil sie beim Fahren ein Handy benutzt haben. Laut Reul ist die Dunkelziffer gerade in diesem Bereich sehr hoch. „Das Handy am Steuer ist wie eine Sucht“, sagte Reul. Die Zahl der Verkehrsteilnehmer, die mit einem Telefon am Steuer erwischt wurden, stieg 2018 um rund 10.000 auf 166.875, wovon 24.741 mit dem Fahrrad unterwegs waren. Die Zahl der erwischten Handy-Sünder hat sich in NRW seit 2014 in etwa konstant auf diesem Niveau eingependelt.
Sorge bereitet der Polizei die dramatisch gestiegene Zahl von Fahrradunfällen. So verunglückten 16.725 Radfahrer und damit 11,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein wachsender Anteil davon geht auf das Konto von E-Bike- und Pedelec-Fahrern, von denen 557 schwer verletzt wurden – ein Plus von 61 Prozent.