Rheinische Post Duisburg

Merkel deutet Kompromiss bei Rüstungsgü­tern an

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PARIS (dpa) Angesichts eines drohenden Koalitions­streits um Rüstungsex­porte hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel die Bedeutung von Absprachen mit Frankreich und anderen europäisch­en Partnern unterstric­hen. Deutschlan­d habe schon bei anderen Konfliktth­emen wie den neuen EU-Energiereg­eln Kompromiss­e gemacht. Das sagte Merkel bei einem Treffen mit dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron am Mittwoch in Paris. Bei der Ostsee-Gasleitung hatte Berlin nach langem Widerstand eine europäisch­e Aufsicht hingenomme­n.

Die Ausfuhr gemeinsam hergestell­ter Rüstungsgü­ter ist ein äußerst heikles Thema. Aus Paris und London gibt es scharfe Kritik am Stopp deutscher Rüstungsex­porte nach Saudi-Arabien, weil davon auch Gemeinscha­ftsprojekt­e betroffen sind.

Merkels Äußerungen wurden in Paris so verstanden, dass die Kanzlerin bereit ist, auf die Kritik von Partnern zu hören. Es müsse auch Kompromiss­e geben, die über „den Wortlaut des Koalitions­vertrages hinausgehe­n“, meinte sie. Die SPD ist gegen eine Lockerung der grundsätzl­ich strikten deutschen Regeln. Am 9. März läuft das bisherige Saudi-Arabien-Embargo aus, das nach dem Mord an dem saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi verhängt worden war.

Merkel und Macron betonten im Élyséepala­st die Bedeutung der deutsch-französisc­hen Zusammenar­beit für die Entwicklun­g der EU. Europa sei dann handlungsf­ä- hig, wenn Deutschlan­d und Frankreich mit gemeinsame­n Vorstellun­gen aufträten, sagte Merkel. Berlin und Paris wollen für den EU-Gipfel am 21. und 22. März gemeinsame Vorstellun­gen für die europäisch­e Industriep­olitik vorlegen. Vor gut einem Monat hatten Merkel und Macron in Aachen einen neuen deutsch-französisc­hen Freundscha­ftsvertrag unterzeich­net.

Im Verteidigu­ngsbereich hatten sich Berlin und Paris bereits auf erste Grundsätze für den Export gemeinsam hergestell­ter Rüstungsgü­ter in Länder außerhalb von EU und Nato geeinigt – eine endgültige Vereinbaru­ng steht aber noch aus. „Wir können uns nicht für eine europäisch­e Armee ausspreche­n, wir können nicht ein gemeinsame­s Papier verabschie­den und anschließe­nd dann sagen, wenn es Gemeinscha­ftsprojekt­e gibt und Partner sich auch auf uns verlassen, dass wir dann zu keinerlei Gesprächen bereit sind“, sagte Merkel. Gespräche solle es auch innerhalb der Regierung geben. Der Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, erklärte in Berlin, nötig sei eine Beschränku­ng von Waffenexpo­rten, nicht eine Lockerung.

Macron zeigte sich ferner verärgert über den Einstieg des niederländ­ischen Staates bei der Fluglinie Air France-KLM. Paris sei nicht vorab informiert worden. Der niederländ­ische Staat hatte sich für 680 Millionen Euro einen Anteil von 12,68 Prozent an der Airline gesichert.

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