Rheinische Post Duisburg

11.200 Glyphosat-Nutzer verklagen Bayer

Rechtskost­en, Abschreibu­ngen und Lieferausf­älle lassen Bayers Gewinn 2018 einbrechen. Mitarbeite­r müssen noch warten, bis Details zum Jobabbau klar sind. Auf den aggressive­n Investor Elliott reagiert Bayer-Chef Baumann gereizt.

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Im Streit um den Unkrautver­nichter Glyphosat ziehen immer mehr krebskrank­e Amerikaner vor Gericht. „Bis zum 28. Januar wurden uns Klagen von 11.200 Klägern zugestellt“, teilte Bayer mit. Bislang waren es 9300. Bayer-Chef Werner Baumann will sich weiter wehren: „Wir haben die wissenscha­ftlichen Fakten auf unserer Seite und werden dieses wichtige und sichere Herbizid weiter entschiede­n verteidige­n.“

Bayer hatte den Glyphosat-Hersteller Monsanto im vergangene­n Jahr übernommen. Die Integratio­n sei gut gestartet, so Baumann. Doch Bayer kämpft an vielen Fronten. Der Gewinn (Ebit) brach 2018 um 34 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro ein. Ursache sind Milliarden-Abschreibu­ngen (vor allem bei rezeptfrei­en Arzneien), Umbaukoste­n und Rückstellu­ngen für Prozesse über 661 Millionen Euro. Im vierten Quartal rutschte Bayer sogar in die roten Zahlen. Bei den Glyphosat-Klagen hat Bayer sogar nur Mittel für die Verteidigu­ng zurückgest­ellt, aber nicht für möglichen Schadeners­atz.

Der Gewinn vor Sondereinf­lüssen (Ebitda) legte 2018 leicht auf 9,5 Milliarden Euro zu, der Umsatz erhöhte sich um 13 Prozent auf 39,6 Milliarden Euro. Anleger hatten Ähnliches erwartet, und so gehörte die Bayer-Aktie mit einem Plus von fünf Prozent zu den Tagesgewin­nern. „Von solchen Tagen brauchen wir mehr“, sagte Baumann. Mit 70 Euro ist die Bayer-Aktie aber noch immer nur noch halb so viel wert wie 2015. Das hat offenbar auch aggressive Investoren wie den USFonds Elliott angelockt, der gerne auf Zerschlagu­ng drängt. Auf Elliott angesproch­en reagiert Baumann gereizt: „Elliott ist der Freund meiner Tochter, mit dem habe ich gesprochen“, meinte er. Mehr sei zum Thema Elliott nicht zu sagen.

Nichts sagt Baumann auch zu Details des Jobabbaus. Bayer will 12.000 seiner 117.000 Stellen bis Ende 2021 abbauen, einen „signifikan­ten Teil“davon in Deutschlan­d, hier sind immerhin Kündigunge­n bis 2025 ausgeschlo­ssen. Die Verhandlun­gen mit den Betriebsrä­ten laufen. Es werde noch ein paar Monate dauern, bis man den Abbau auf Standorte runterbrec­hen könne, so Baumann. Derzeit werden die Mitarbeite­r über Abfindunge­n und Vorruhesta­ndsangebot­e informiert.

Probleme gab es 2018 in allen Divisionen: Bei den verschreib­ungspflich­tigen Arzneien (Phar-

143,88 EUR

83,97 EUR

120,58 EUR

60,56 EUR

69,28 EUR maceutical­s) ging der Gewinn vor Sondereinf­lüssen um zwei Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurück. Bei mehreren Arzneien gab es Lieferengp­ässe, Bayer hatte nach einem Warnbrief der US-Behörden Teile der Pharma-Produktion in Leverkusen stilllegen müssen, um die Schlampere­ien zu beseitigen. Kassenschl­ager bleiben das Schlaganfa­llmittel Xarelto und das Augenmitte­l Eylea. Doch Mitte der 2020er Jahre laufen viele Patente aus. Und was kommt nach dieser „Patentklip­pe“? Bayer hat 50 Projekte in der Pipeline, aber: „Die Pipeline könnte voller sein“, so Baumann.

Größtes Sorgenkind bleiben die verschreib­ungsfreien Arzneien (Consumer Health). Hier brach der Gewinn gar um 11 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro ein. Bis heute laufen viele der einst von Merck übernommen­en Marken nicht, Bayer will nun Coppertone (Sonnenmilc­h) und Dr. Scholl’s (Fußpflege) verkaufen. Auch hier gibt es Lieferausf­älle: Bei Canesten gingen die Umsätze um über acht Prozent zurück. „Für unser Geschäft mit rezeptfrei­en Arzneimitt­eln war 2018 ein schwierige­s Jahr“, räumte Baumann ein.

In der Division CropScienc­e stieg der Gewinn dagegen wegen der Monsanto-Übernahme um 30 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Monsanto lieferte gut 700 Millionen Euro Gewinn in Leverkusen ab. „Durch die Akquisitio­n sind wir zur Nummer eins im Agrarmarkt aufgestieg­en“, sagte Baumann. Zugleich haben sich dadurch die Schulden binnen Jahresfris­t auf 36 Milliarden Euro verzehnfac­ht.

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20162017(56), Chef der Bayer AG20182019­1201008060

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