Rheinische Post Duisburg

Huawei rechnet mit deutschen 5G-Aufträgen

Trotz des starken politische­n Gegenwinds ist der chinesisch­e Netzaussta­tter zuversicht­lich, in Deutschlan­d zum Zuge zu kommen. Europa habe die Chance, die USA beim schnellen Internet zu überholen, sagt der Huawei-Europa-Chef.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BARCELONA Der chinesisch­e Technologi­eriese Huawei geht davon aus, die deutschen Telefonkon­zerne Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschlan­d trotz des politische­n Gegenwinds beim Aufbau der 5G-Netze in Deutschlan­d mit wichtigen Komponente­n zu beliefern. Das sagte Europachef Vincent Pang unserer Redaktion am Rande der Mobilfunkm­esse in Barcelona: „Wir rechnen mit Verträgen in Deutschlan­d. Wir haben eine gute Kooperatio­n mit allen lokalen Netzbetrei­bern in Deutschlan­d.“Er sei offen für Vorschläge, wie die künftigen Netze noch besser gegen Hackerangr­iffe geschützt werden könnten.

Pang wies allerdings auch darauf hin, dass die 5G-Netze dank der integriert­en Verschlüss­elungstech­nik ohnehin deutlich besser gegen illegales Ausspionie­ren geschützt seien als alle anderen bisherigen Netze: „Eigentlich würde es selbst mit ei- nem extrem schnellen Rechner Jahre lang dauern, die Verschlüss­elung zu knacken.“

Huawei hätte kein Problem damit, wenn die deutsche Politik alle Lieferante­n von Telekommun­ikationsne­tzen zur Erfüllung schärferer Regeln verpflicht­ete. „Es ist gut, wenn Deutschlan­d nun einen Standard festlegt, wie Sicherheit geprüft wird.“Er sei sich sicher, dass Deutschlan­d eine „richtige Entscheidu­ng auf Basis von Fakten treffen wird. Wir erfüllen alle nationalen Gesetze und wollen dies auch künftig tun“.

Pang, der seit elf Jahren in Deutschlan­d lebt und die Europazent­rale in Düsseldorf seit April 2015 leitet, verteidigt­e seinen Konzern gegen den Verdacht aus den USA, Huawei könnte in künftige 5G-Netze geheime Software zum Ausspionie­ren einbauen: „Es gibt keine eingebaute­n Hintertüre­n.“Huawei sei auch kein verlängert­er Arm der Regierung in Peking, sondern ein privates Unternehme­n, das nur den Mitarbeite­rn gehöre. Pang antwortete auch auf den Vorwurf, dass ein chinesisch­es Gesetz die dortigen High-Tech-Unternehme­n zur Weitergabe von Daten an die Regierung verpflicht­e: Diese Festlegung gelte nur im Inland, im Ausland seien allein die dortigen Regeln verpflicht­end. China habe im Gegensatz „zu einem anderen Land“(gemeint sind die USA) nicht den Anspruch, seine Gesetze für weltweit gültig zu erklären. Falls der Staat in China etwas anderes von Huawei fordere, müsse er das Unternehme­n verklagen. Das ist allerdings eine ungewöhnli­che Vorstellun­g, weil es in China keine wirklich unabhängig­e Justiz gibt.

Pang sagte, Huawei habe in Europa bereits 16 Verträge für 5G-Netze erhalten. Deutschlan­d gehöre zu den Nachzügler­n, weil die Frequenzen für den Betrieb der neuen Infrastruk­tur noch nicht vergeben worden seien. Huawei setze auf eine starke Präsenz in Europa, weil der Kontinent bei Innovation­en und bei der Zusammenar­beit von Hochschule­n, Privat- wirtschaft und Staat sehr weit sei. Er geht davon aus, dass die 5G-Netze nicht nur die Welt der Telekommun­ikation, sondern die ganze Wirtschaft verändern werden:„Wir werden ganz andere Wertschöpf­ungsketten bekommen. Es wird viele Innovation­en geben.“So bietet Huawei den Netzbetrei­bern an, Mobilfunkm­asten direkt mit Speicherco­mputern auszurüste­n, damit Videos und andere Infos leichter aufgerufen werden können.

Pang zufolge sind in Europa die Netzliefer­anten Ericsson (Schweden), Nokia (Finnland) und Huawei ungefähr gleich stark. Für die USA sei es ein Nachteil, dass Huawei dorthin nicht liefern dürfe: „Die USA sind stark geworden durch einen offenen Markt. Wenn sie nun einen Markt verschließ­en, haben sie weniger Konkurrenz und schaden sich selbst.“Er sehe nun eine große Chance, dass die europäisch­en Netze besser würden als die in Amerika.

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