Dem Sport fehlt Glaubwürdigkeit
Die Doping-Razzia bei der Nordischen Ski-WM im österreichischen Seefeld kam nicht überraschend. Und auch das Ergebnis dürfte nur die allerletzten gutgläubigen überraschen, die hoffen, dass alle Sportler mit fairen Mitteln kämpfen. Jahr für Jahr, Rennen für Rennen läuft der Doping-Verdacht bei Langläufern und Biathleten mit. Denn zu oft hat sich herausgestellt, dass Bestleistungen eben nicht nur durch hartes Training erreicht werden, sondern das eine oder andere leistungssteigernde Mittel eine Rolle spielt. Mal konnte Langläufern wie dem Österreicher Johannes Dürr Blutdoping nachgewiesen werden, mal war für die positive Dopingprobe der neuen Weltmeisterin Therese Johaug eine falsche Lippencreme verantwortlich. Und auch der der neue Weltmeister Martin Johnsrud Sundby war bereits wegen Dopings gesperrt.
Für sie alle gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Aber seit den Enthüllungen über das Dopingsystem durch Dürr dürfte den Sportlern klar gewesen sein, dass es ausgerechnet bei der WM in Österreich Ermittlungen geben könnte. Umso überraschender ist es, mit welchem Selbstverständnis die nun ertappten Sportler weiter betrogen haben. Sie haben sich in Seefeld auf frischer Tat ertappen lassen. Das ist nicht nur unfair ihren Kollegen gegenüber, sondern zeugt auch von hoher krimineller Energie. Denn nichts anderes ist der Betrug mit Doping: kriminell. Er raubt anderen Sportlern die Chance auf Titel und Siegprämien. Er unterstützt das kriminelle System hinter den Sportlern und kostet die letzte Glaubwürdigkeit der Sportart – und am Ende das Interesse von Fans und Sponsoren.