Leonore und Helmut Loewnich feiern Eiserne Hochzeit
RHEINHAUSEN (jum) Manchmal passt es einfach. Ein Rezept für die Liebe? Leonore Loewnich hält die Hand ihres Mannes und denkt nach. Vor 65 Jahren haben sie sich die goldenen Ringe an die Finger gesteckt. Dort sind sie noch immer. Auch das Händchen halten fühlt sich genauso gut an wie früher. Das machen Leonore und Helmut auch mit Mitte 80 noch gerne und oft. Wer es so lange in Liebe miteinander aushält, der kann jungen Paaren vielleicht den Weg zu einer so tiefen und treuen Verbindung weisen. Die 85-Jährige sucht nach Worten, die ihr Lebensglück beschreiben können, das sich für sie so selbstverständlich anfühlt: „Wir zwei haben einfach immer zusammen gehalten.“
Wer mitten im Krieg geboren und in der harten Nachkriegszeit groß geworden ist, der hat gelernt, das Beste aus dem Leben herauszuholen. Und wer 2019 mit Helmut und Leonore Loewnich am runden Esstisch in der Rheinhauser Wohnung sitzt, der spürt besonders eines: Zufriedenheit. Das ist vor allem deshalb so schön, weil die beiden auch vieles beklagen könnten. Krankheit, Trauer, Sorge, Ärger, finanzielle Not – als Eltern von sechs Kindern hatten sie in den vergangenen Jahrzehnten mit den Herausforderun- gen einer Großfamilie oft auch zu kämpfen. Aber ihre Kraft, die haben sie immer aus dem Positiven geschöpft, aus den schönen Erlebnissen des Familienalltags.
Leonore Loewnich hat so einige dieser Augenblicke für die Nachwelt festgehalten. Sie schleppt ei- nen Haufen Fotoalben zum Tisch. Sechs Kinder, 14 Enkel und 13 Urenkel brauchen Platz. Der Gatte hat stets fotografiert, und sie hat die vielen Fotos liebevoll eingeklebt. Für jeden gibt es ein eigenes Album. Und was ist mit ihnen beiden? Die Mutter, Oma und Uroma lächelt. Na klar, da gibt es natürlich auch etwas. Zur Goldhochzeit haben die Kinder zuletzt ein hübsches Album mit Fotos und Texten gebastelt. Darin blättern die Eheleute gerne – auch wenn die Stationen ihrer Liebe in der Erinnerung viel tiefer wurzeln als auf Papier.
Helmut Loewnich sieht seine Leonore noch vor sich, wie sie damals, 1952, in der alten Rheinhausen-Halle zum ersten Mal mit ihm tanzte. Er hatte dort bei einem Konzert Akkordeon gespielt und sie bei der anschließenden Feier zum Tanz aufgefordert. Warum ausgerechnet Leonore? „Weil sie eindeutig die Schönste war.“Aber: Er war nicht der einzige Interessent, weshalb der junge Mann ein gutes Stück Überzeugungsarbeit vor sich hatte. Dazu gehörte auch ein bleibender Eindruck, den er eher unfreiwillig mit seinem Motorrad hinterließ. Damit fuhr er an der Wohnung von Leonore und ihrer Familie an der Werthauser Straße auf und ab, in der Hoffnung, das hübsche Mädchen zu sehen – als sich plötzlich der Gaszug verhakte und die Maschine wie verrückt aufheulte.
Wenn Helmut und Leonore Loewnich ihre Eiserne Hochzeit am 1. März im Krupp-Casino feiern, dann kommen mit engster Verwandtschaft und Freunden schon gut 40 Gäste zusammen. So gerne hätten sie das seltene Ehejubiläum auch in ihrer Heimatkirche St. Peter mit einem Gottesdienst gefeiert. Diesen Wunsch konnte ihnen Pfarrer Johannes Mehring aus organisatorischen Gründen nicht erfüllen. Das war für sie enttäuschend, da sie sich immer für die Gemeinde engagiert haben. Mehr als 20 Jahre lang haben sie die Pfarrfeste unterstützt. „Wir hätten die Kirche bestimmt voll bekommen“, sagt Helmut Loewnich. Denn die beiden haben sich in so vielen Bereichen engagiert, dass sie viele Bekannte haben.
Der 1932 in Danzig geborene Helmut Loewnich arbeitete 23 Jahre als Lokführer bei Krupp, zwölf Jahre war er im Betriebsrat. Von 1983 bis 2005 war er Vorsitzender der KAB St. Peter Rheinhausen, seit 2010 Vorsitzender der Pensionärsvereinigung KruppStahl AG. Für die Kruppianer organisiert er noch immer Ausflüge und Reisen. Und: Bereits seit 1984 leitet Loewnich den Holzschnitz-Kursus im Katholischen Bildungsforum.
Zueinander stehen und sich gegenseitig Freiraum lassen – das ist eines der Erfolgsrezepte der Loewnichs. Und es darf ruhig noch ein paar Jährchen weiter gehen. Die Ehefrau ist optimistisch: „Ich sage immer, ich werde 99 Jahre alt, mein Schatz 100, und dann gehen wir gemeinsam.“