Rheinische Post Duisburg

Umweltspur­en starten in den Osterferie­n

Bis zum Herbst will die Stadt die Auswirkung­en des Experiment­s auf zwei Hauptstraß­en messen. Autofahrer­n droht beim verbotswid­rigen Befahren nur eine geringe Strafe.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND ARNE LIEB

Die Pläne für die ersten beiden Umweltspur­en nehmen Form an. In den Osterferie­n soll eine Firma die Markierung auf der Merowinger­straße und der Prinz-Georg-Straße aufbringen. Auf den Straßen ist dann jeweils eine Fahrspur nicht mehr für Autos vorgesehen, sondern nur noch für Busse, Fahrräder, E-Autos und Taxis. Dazu könnten Fahrgemein­schaften mit drei oder mehr Passagiere­n im Auto kommen, wenn das rechtlich zulässig ist. Was schon feststeht – und was noch unklar ist im Überblick:

Wo entstehen die Spuren? Die Stadt hat zwei wichtige Pendler-Strecken ausgewählt. Beide werden täglich von mehr als 20.000 Autos befahren – und sind mit einer Stickoxidk­onzentrati­on deutlich über dem Grenzwert belastet. Auf der Merowinger­straße in Bilk soll die Spur vom Südring bis zum Bahnhof Bilk eingericht­et werden, allerdings nur stadteinwä­rts. Geprüft wird noch, ob schon eine der beiden Abbiegespu­ren vom Südring einbezogen wird, damit sich der Verkehr besser einfädelt. Stadtauswä­rts wird vorerst auf die Umweltspur verzichtet. Denn dort läge der Start, vor dem der Autoverkeh­r ins Stocken geraten dürfte, in einem Wohngebiet – das dadurch höher belastet würde. In der Prinz-Georg-Straße (Pempelfort) wird die Umweltspur in beide Richtungen angelegt. Eine dritte, erheblich längere Spur könnte im Sommer von Witzel- über Cornelius- bis Kaiserstra­ße folgen. Die Politik hatte im Januar zugestimmt, die CDU war dagegen.

Wie sehen die Spuren aus? Das wird noch geklärt. Eine Umweltspur mit dieser Definition ist eine Düsseldorf­er Erfindung, die erstmals erprobt wird. Die Spuren werden wohl durch Rad- und Buspiktogr­amme und eigene Schilder markiert. Die Spur wird nicht durch rote Farbe herausgeho­ben.

Wer hat die Spuren veranlasst? Erarbeitet wird das Projekt im Verkehrsde­zernat im Rathaus. Die Stadt sah sich aber „gedrängt“von NRW-Verkehrsmi­nisterium und Bezirksreg­ierung – die offenbar Zweifel haben, ob ihr im Herbst vorgestell­ter Luftreinha­lteplan gegen die Klage der Umwelthilf­e besteht. Die Umweltspur­en, die auf Hauptstraß­en eine schnelle Luftverbes­serung ohne Fahrverbot­e verspreche­n, könnten Punkte bei den Richtern des Oberverwal­tungsgeric­hts Münster bringen. Wann die ihre Entscheidu­ng fällen, ist ungewiss.

Welche Auswirkung­en auf den Verkehr werden erwartet? Dazu gibt es bislang keine detaillier­ten Berechnung­en, erst der Praxistest soll Klarheit bringen. Die Stadt lässt derzeit die bisherigen Verkehrsst­röme zählen, bis September wird dann überwacht, wie sich der Verkehr neu verteilt. Viele Autofahrer dürften auf Parallelac­hsen ausweichen, die Buslinien dürften hingegen Zeit gewinnen. Das grundsätzl­iche Ziel des Experiment­s ist es, die Alternativ­en zum Auto attraktive­r zu machen und Menschen zum Umstieg auf Rad und ÖPNV zu bewegen. Das ist auch im Sinne des Ampel-Bündnisses aus SPD, Grünen und FDP, das wegen der überlastet­en Straßen eine Verkehrswe­nde vorantreib­en will. Der Versuch ist zunächst auf ein Jahr begrenzt.

Wie werden die Umweltspur­en kontrollie­rt? Das ist Sache der Polizei. Polizeiprä­sident Norbert Wesseler sagte am Mittwoch, man unterstütz­e gern durch Kontrollen bei Verkehrsve­rsuchen, da diese für Düsseldorf nötig seien. Die Strafe für Autofahrer, die verbotener­weise die Umweltspur befahren, liegt nach Angaben aus dem Rathaus bei nur 15 Euro.

 ?? RP-FOTO: BRETZ/MONTAGE: FERL ?? So wie in dieser Bildmontag­e könnten die Schilder aussehen. Zu sehen ist die Corneliuss­traße.
RP-FOTO: BRETZ/MONTAGE: FERL So wie in dieser Bildmontag­e könnten die Schilder aussehen. Zu sehen ist die Corneliuss­traße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany