Rheinische Post Duisburg

Kreativer Sisyphus: Heine-Kreis ehrt Jacques Tilly

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Die Wahl des Preisträge­rs 2019 fiel dem Heine-Kreis leicht. „Jacques Tilly steht für Mut ohne Massen im Rücken“, sagt der Vorsitzend­e Andreas Turnsek. „Seine Botschafte­n werden von vielen wahrgenomm­en. Doch die Anfeindung­en trägt er allein.“Am 28. März erhält der Bildhauer und Karnevalsw­agen-Künstler im Plenarsaal des Rathauses die „Auszeichnu­ng für Zivilcoura­ge“. Mit der Bronze-Skulptur werde seine kreative Sisyphusar­beit gewürdigt, so Turnsek. „Pappmaché gegen Populismus – gewinnen kann man da nicht, aber immer wieder dagegen angehen.“

Laudatorin ist Sabine Brenner-Wilczek, Direktorin des Heine-Instituts. „Es ist mir eine Freude, für Jacques Tilly zu sprechen“, bestätigt sie. Seine Arbeit sei eine wilde Ehe zwischen Scherz und Freiheit. Unter Tillys Vorgängern waren seit 2006 der Publizist Ralph Giordano, die Schauspiel­erin Iris Berben, die Reporterin Antonia Rados und der Sänger und Komponist Peter Maffay.

„Wenn ich mir die Namen anschaue, spiele ich eher in der Regionalli­ga“, räumt der neue Preisträge­r bescheiden ein. Und Heldenmut brauche er auch nicht: „Wir leben in einem Rechtsstaa­t, mich schützt die funktionie­rende Justiz.“Gleichwohl sei er stolz auf die Würde im Namen des Dichters: „Heine ist seit Schultagen mein Fixstern. Einer der wenigen deutschen Literaten, die mit Humor und Selbstiron­ie umgehen konnten. Er hatte eine charmante Leichtigke­it.“In Düsseldorf genieße er buchstäbli­ch Narrenfrei­heit, merkte Tilly dankbar an. „Hier werden die härtesten Wagen durchgewun­ken. Das erzeugt Feindschaf­t bis hin zu Morddrohun­gen. Aber ich bin angstfrei. Und meine Karnevals-Oberen sind es auch. Es gibt nur eine Zensur: Nicht langweilen!“

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FOTO. GOLDLÜCKE Jacques Tilly mit Sabine Brenner-Wilczek und Andreas Turnsek (r.).

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