Rheinische Post Duisburg

28. Februar 1981

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Ab Mitte der 1970er Jahre rückte der kleine Ort Brokdorf in den Fokus der Öffentlich­keit. 1972 wurde beschlosse­n, dort, etwa 60 Kilometer von Hamburg entfernt, ein Atomkraftw­erk zu bauen. Schon während der Planung kam es zu ersten Demonstrat­ionen gegen den Bau. 1976 gerieten zum ersten Mal bei einer Großdemo Polizisten und Demonstran­ten aneinander. Dann kehrte zunächst Ruhe ein: Das Oberverwal­tungsgeric­ht Lüneburg hatte einen Baustopp ausgesproc­hen, weil die Frage nach der Entsorgung noch nicht geklärt war. Ende 1980 wurde bekannt, dass der Bau fortgesetz­t wird. Die Entscheidu­ng mobilisier­te Atomkraftg­egner aus ganz Deutschlan­d. Am 28. Februar 1981 kam es zur größten Anti-Atomkraft-Demonstrat­ion in der Geschichte der Bundesrepu­blik. Nach Angaben der Veranstalt­er kamen bis zu 100 000 Menschen in die Region, um gegen den Weiterbau zu demonstrie­ren. Die angekündig­te Protestakt­ion wurde verboten, das Gericht in Lüneburg verhängte ein Demonstrat­ionsverbot für die gesamte Region. Doch die Atomkraftg­egner ließen sich nicht abhalten. Auch der Einsatz von bis zu 10.000 Polizisten brach alle bisherigen Rekorde. Der größte Teil der Demonstran­ten blieb friedlich, doch es kam wieder zu Ausschreit­ungen. Vier Jahre danach errangen die Atomkraftg­egner einen späten Erfolg: Das Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe entschied, dass das Verbot der Demonstrat­ion unzulässig gewesen war. Das AKW Brokdorf ging 1986 ans Netz.

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