„Couch“zieht ins Schauspielhaus
Finale auf großer Bühne: Das Kom(m)ödchen spielt seinen Erfolgsabend „Couch“noch ein Mal – im Düsseldorfer Schauspielhaus.
DÜSSELDORF Wer hat nicht schon alles auf dem weißen Möbel gesessen: Jana, die Langzeitstudentin, die ihren Kellnerjob gerade verloren hat; Isabell, Ex-Karrierefrau und Alleinerzieherin, die zu erschöpft ist für die nächste Liebe; Klaus und Manu, das Langweilerpaar – Kenner haben an dieser Stelle den Geigenalarm aus „Psycho“im Ohr – die einander immer ähnlicher werden, und natürlich, aber Hallo, aber Klärchen, Elmar, der Hausbesitzer und Leuteentlasser, der ein fettes Ego, aber keine Freunde hat. Sie alle ha-
Knapp 14.000 Zuschauer sahen „Couch“– das Programm läuft seit zwölfeinhalb Jahren
ben sich produziert und ausgeheult auf der Couch des Kabarettisten Christian Ehring. Dabei brauchte der doch Ruhe. Er musste doch seinen Auftritt vorbereiten beim „Verband kritischer Metzger“. Stattdessen all diese Besucher aus der Mitte der Gesellschaft, dieser prekäre Heimatabend mitten im Wohnzimmer, obwohl Ehring doch arbeiten muss.
Aus dieser Idee wurde das erfolgreichste Kabarett-Ensembleprogramm aller Zeiten. Mehr als 700 Mal haben die Drei vom Düsseldorfer Kom(m)ödchen, Maike Kühl, Christian Ehring und Heiko Seidel, den Dauerbrenner „Couch. Ein Heimatabend“auf die Bühne gebracht. Zwölfeinhalb Jahre ist das Stück gelaufen, knapp 140.000 Menschen haben es gesehen, 166 Vorstellungen gab das Ensemble auswärts – auch an entfernten Orten in Belgrad etwa, Lissabon, Helsinki und Stockholm.
Die Mischung aus Kabarett, Comedy, Theater, Sketch und Musik, die den Autoren Dietmar Jacobs und Christian Ehring mit diesem Programm gelungen ist, war neu – und taugte für lange Zeit. Denn die Geschichten von der Couch zielen auf gesellschaftliche Phänomene und lassen der kabarettistischen Hauptfigur den Raum, Tagesaktuelles in den Abend einzubauen. Über „Couch“konnte man auch zwei Mal lachen, und nochmal, weil’s so schön war. Viele Fans haben das getan.
Am 2. Juni nimmt das Kom(m)ödchen nun zusammen mit der Rheinischen Post feierlich Abschied von seinem erfolgreichsten Programm und schiebt dafür sein berühmtes Sitzmöbel hinüber ins Düsseldorfer Schauspielhaus. Auf der großen Bühne vor großem Publikum werden Elmar, Jana, Isabell und die anderen Christian Ehring ein letztes Mal auf die Nerven gehen. „Das Stück war all die Jahre ausverkauft. Für die letzte Vorstellung haben wir uns gewünscht, dass mehr zuschauen können als die 200 Menschen, die in unser eigenes Theater passen“, sagt Kom(m)ödchen-Chef Kay Lorentz, „darum geben wir dem weißen Sofa einen Schubs und spielen im Schauspielhaus.“Der Vorverkauf beginnt heute.
Nach der Vorstellung wird es ein „Wir sind Couch“-Begleitprogramm geben. Fans des Heimatabends können neben den Darstellern aus dem Kom(m)ödchen-Ensemble auf dem Originalsofa Platz nehmen und sich fotografieren lassen. Und wenn das gute Stück dann final durchgesessen ist, werden Kom(m)ödchen-Ensemblemitglieder Martin Maier-Bode und Daniel Graf das weiße Originalsofa von der Bühne weg versteigern – für einen guten Zweck. Das Sofageld geht an die Düsseldorfer Initiative gegen Obdachlosigkeit „fiftyfifty“.
Und natürlich möchte das Ensemble mit denen feiern, die den Erfolg getragen haben: mit dem Publikum. Nach der Vorstellung werden die Zuschauer im Foyer des Schauspielhauses bewirtet und können bei der Gelegenheit den Couch-Stars Maike Kühl, Christian Ehring, Heiko Seidel, Regisseur Hans Holzbecher, Autor Dietmar Jacobs und vielen Freunden des Kom(m)ödchens ungezwungen begegnen. Ein satirisches Klassentreffen rund um eine altgediente Couch.
Mit der Sofaversteigerung schafft das Kom(m)ödchen Platz für Neues: „Unser Ensemble wollte unbedingt mal ein Programm mit vielen schar-
fen, witzigen, frechen Nummern machen“, sagt Kay Lorentz, „also lassen wir dem Spieldrang freien Lauf und nehmen eine Sketch-Revue ins Programm mit vielen aktuellen Satiren und Nummern zur Lage der Nation“. Das neue Programm wird „Quickies“heißen und gespielt von den Ensemblemitgliedern Maike Kühl, Heiko Seidel, Daniel Graf und Martin Maier-Bode, der auch am Programm mitschreibt. Hauptautor ist einmal mehr „Couch“-Erfinder Dietmar Jacobs. Premiere ist am 19. Juni. „Wir verstehen den Abend als flottes Beiboot zum Hauptprogramm ,Irgendwas mit Menschen’, das sehr erfolgreich läuft“, sagt Lorentz, „es gibt uns die Möglichkeit, blitzschnell auf aktuelle Ereignisse zu reagieren.“
Wer am 2. Juni also im Schauspielhaus gediegen Abschied genommen hat von der geliebten „Couch“, kann gleich mit „Quickies“aus Düsseldorfs Satire-Schmiede weitermachen – und den neuen Elmars, Janas und Isabells begegnen, die das Land zu bieten hat.