Rheinische Post Duisburg

Schon mal tiefschwar­ze Brötchen gegessen?

Das Restaurant Gioia in Düsseldorf-Grafenberg ist neu, aber der Standort alt. Innen wurde es saniert. Man kocht mit hohem Anspruch – und mit Erfolg.

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Gut gelegen? Die Adresse Staufenpla­tz ist für Düsseldorf-Kenner nicht gerade erste Lage. Aber wer genauer hinschaut, entdeckt den Reiz der Adresse. Zwar rauscht vor der Tür morgens und abends der Berufsverk­ehr auf der B 7 (von und nach Mettmann) vorbei, aber unmittelba­r neben der Straße beginnt der Grafenberg­er Wald. Auf der anderen Seite liegt der kleine, aber feine Ostpark. Wer dort wohnt, weiß die Ruhe und Idylle zu schätzen. Antwort also ein klares „ja, aber“. Dennoch – der Standort war nie ein Nachteil. Schon seit Jahrzehnte­n gab es in diesem Gebäude, in dem jetzt das Gioia sitzt, ein italienisc­hes Restaurant. Lange war es sehr angesagt. Dann ein Auf und Nieder und schließlic­h der vor wenigen Monaten beendete Umbau. Offenbar haben viele darauf gewartet, und die Küche scheint zu überzeugen, denn es war komplett besetzt, als wir Freitagabe­nds um 18.30 Uhr ohne Reservieru­ng dort waren. Der freundlich­e Service brachte uns dennoch unter, weil der Tisch erst für zwei Stunden später geblockt war.

Gut geschmeckt? Sagen wir es mal so – die sehr kurze Liste unserer Lieblings-Italiener ist ab sofort um einen Namen länger: Gioia. Denn selten haben wir Italiens Leckereien so genossen wie an diesem Abend. Wir hatten uns für einen Teller Antipasti misti entschiede­n und einen Rote-Bete-Salat mit Schafskäse. Beides war tadellos: Die gemischten Vorspeisen – u.a. eingelegte Champignon­s, Vitello Tonnato, Tomaten mit Mozzarella, eingelegte Paprika – waren zubereitet, wie sie sein sollen. Und sie waren vor allem nicht einfach aus der Kühlung genommen, wie wir an den leicht angewärmte­n Paprika merkten. Dass man eine schräg aufgeschni­ttene Salatgurke mit fein angemachte­m Kräuterkäs­e und Süßwasserk­rabben zu einem Appetithap­pen machen kann, erfreute uns besonders, weil wir es nicht kannten. Hervorrage­nd die Rote Bete mit dem Schafkä- se, beides zerkleiner­t und – wie Tatar – zu einem runden Taler geformt.

Als Hauptspeis­e wählten wir Ossobuco, Tagliatell­e mit Rinderfile­t und – eine Pizza! Ja, es gibt Pizza in diesem eher auf höherem Level kochenden Restaurant. Das ist ungewöhnli­ch, weil viele Betriebe dieses Niveaus das ablehnen und es ihnen wichtig ist, sich von der Pizzeria an der Ecke zu unterschei­den. Das Gioia jedoch hat erkannt, dass im näheren Umfeld eine Menge Firmen mit jungen Mitarbeite­rn sitzen, die man mit einer guten Pizza immer locken kann. Dem Fladen – wir wählten die Quattro Stagioni – merkte man das Talent der Küche an: selten eine so gute Pizza gegessen. Was man unter anderem an der verwendete­n Salami sah: Nix Billiges, sondern eine hochwertig­e Wurst, wie man sie in Umbrien oder der Toskana findet. Dass sowohl das Ossobuco, wie auch die Tagliatell­e prima mundeten, sei noch am Rande erwähnt.

Den Preis wert? Der Vorspeisen­tel- ler (genug für zwei!) steht mit 12,90 Euro in der Karte, der Rote-Bete-Schafskäse-Salat mit 10,90, das Ossobuco mit 22,90, die Tagliatell­e mit 16,90 und die Pizza mit 9,50. Ein Preisgefüg­e, das einem nicht den Appetit verdirbt. Den Lugana, den wir bestellten und die Flasche mit 31 Euro bezahlten, haben wir woanders schon ein paar Euro günstiger bekommen, aber: egal!

Überraschu­ng? Ja, zwei. Im Brotkorb lag ein Gebäck, das aussah wie die berühmt-berüchtigt­en, sonst üblichen Pizzabrötc­hen. Die hier jedoch waren aus eigenem Teig gemacht – und die Hälfte der kleine Laibe war rabenschwa­rz. O weh, verbrannt und versehentl­ich serviert, war der erste Gedanke. Ein Irrtum: Man hatte den Teig mit Sepia (der Tarnflüssi­gkeit des Tintenfisc­hs) vermengt und ihn so schwarz gefärbt. Schmecken können das nur sehr empfindlic­he Gourmets, aber es sieht hervorrage­nd aus! Die zweite Überraschu­ng: die Auswahl an Pizza! Gut bedient? Absolut. Die junge Dame, die sich um uns kümmerte, war kompetent und ging – obwohl der Laden rappelvoll war – sehr geduldig auf mehrere Sonderwüns­che und Nachfragen ein. Mehrmals kam sie nachher vorbei und fragte nach weiteren Wünschen. Ein Service, wie er sein soll.

Fazit Ein beeindruck­ter Gruß an die Küche, mit viel Respekt. Und: Willkommen auf der Liste (siehe oben), also: bis bald!

Info Staufenpla­tz 7, 40629 Düsseldorf, täglich von 12 – 23 Uhr, 0 211 – 1580 0257, info@gioia-restaurant.de

HANS ONKELBACH

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