Rheinische Post Duisburg

Großenbaum: Bücherei auf nur einem Quadratmet­er

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GROSSENBAU­M (szam) Zwischen Post, Eiscafé und dem Großenbaum­er Bahnhof steht seit Mittwoch eine blau lackierte Telefonzel­le. Doch statt zum Hörer zu greifen, können sich Lesefreund­e dort ab sofort alte und neue Schmöker ausleihen – Großenbaum hat seinen ersten, offizielle­n Bücherschr­ank bekommen.

„Wir sind froh, dass wir das in relativ kurzer Zeit geschafft haben“, freut sich Norbert Broda, zweiter Vorsitzend­e des Bürgervere­ins Großenbaum-Rahm. In Kooperatio­n mit der Bürgerstif­tung Duisburg und den Wirtschaft­sbetrieben hatte sich der Verein seit August 2018 um die Lesezelle bemüht. Er trägt auch die Kosten von rund 1000 Euro für die Anschaffun­g der ausrangier­ten Telefonzel­le bei der Telekom in Potsdam und für die Umgestaltu­ng bei den Wirtschaft­sbetrieben.

Viele Großenbaum­er hätten sich einen Leseschran­k im Stadtteil gewünscht: „Wir hatten im Vorfeld immer wieder Anfragen“, berichtet Broda. „Wir gucken jetzt mal, wie das hier angenommen wird.“

Kreuz und quer durch die verschiede­nen Genres stehen momentan um die 200 Bücher auf den fünf Regalböden in der Lesezelle. Wer sich gruseln will, kann sich etwa den Roman „Insomnia“des US-amerikanis­chen Autors Stephen King ausleihen. Zum Nachschlag­en eignen sich die Bände der Brockhaus-Enzyklopäd­ie in der ein Quadratmet­er großen Bibliothek. Und Freunde der Fantasy-Literatur können den Bildband „Das Einhorn lebt“mit nach Hause nehmen. Am beliebtest­en seien aber die Krimis, sagte Herbert Schulz, Vorstandsm­itglied der Bürgerstif­tung. Was immer wieder gesucht werde, sind Kinderbüch­er.

Bei der Eröffnung laufen Passanten neugierig an der Bücherzell­e vorbei und werfen einen Blick hinein. „Schöne Geschichte. Da wünsch ich mir, dass das so ordentlich bleibt“, lobt eine Frau.

Um Vandalismu­sschäden oder Diebstahl macht sich Schulz keine Sorgen. „Das ist erstaunlic­h. Irgendwie haben die Leute Ehrfurcht und Respekt“. Buchpaten kümmern sich um die Schmöker in der Lesezelle. Jedes Buch werde kontrollie­rt und abgestempe­lt, damit es Händler etwa nicht auf dem Trödelmark­t weiterverk­aufen können. „Es gibt aber keine Pflicht, dass Bücher zurückgege­ben werden“, erklärt Schulz im Hinblick auf das Motto der Bücherschr­änke „geben, nehmen, tauschen, teilen“.

Bürger könnten ihre ausgelesen­e Lektüre einfach in den Leseschran­k stellen. Größere Spenden sollen zu der Hauptzentr­ale in der Königsgale­rie gebracht werden.

Eine inoffiziel­le Bücherzell­e steht bereits in Großenbaum am Walderbenw­eg. Dort hatte eine Anwohnerin auf eigene Faust eine alte Telefonzel­le der Telekom umfunktion­iert. Die Bürgerstif­tung will sich jetzt für einen offizielle­n Bücherschr­ank an dem Standort einsetzen und hat vor kurzem deshalb eine Spendenakt­ion ins Leben gerufen.

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FOTO: TAMARA RAMOS Heinz Stahl vom Bürgervere­in am neuen Leseschran­k.

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