Wäldchen in Wanheim abgeholzt
Das kleine Stück Natur im Hinterland des Grundstücks an der Römerstraße ist Geschichte: Auf knapp 5000 Quadratmetern wurden hier jetzt die Bäume beseitigt.
WANHEIM Fuchs und Buntspecht werden sich im kleinen Wäldchen im Hinterland des Grundstücks an der Römerstraße wohl nicht mehr „Gute Nacht“sagen. Den Wald gibt es nämlich seit Mittwoch nicht mehr. Der Mülheimer Spezialbetrieb „Baumdienst Pfeifer“hatte seinen Auftrag innerhalb eines Tages komplett erledigt und die Bäume und Büsche auf der halben Hektar großen Fläche fachmännisch abgeholzt. Auftraggeber war der Wanheimer Unternehmer Mehmet Akbaba, dem das Waldgrundstück im nördlichen Hinterland der Römerstraße gehört. Anwohnerin Andrea Joseph-Stefl und ihre Nachbarn hatten zuvor verzweifelt versucht, die Abholzung zu verhindern. Ohne Erfolg.
Angefangen hatte das Ganze vor knapp zwei Wochen, als die Anwohner eine Gruppe beobachteten, die offensichtlich fachkundig und professionell Messungen durchführte und Grundstücksmarkierungen vornahm. Am vergangenen Samstag stellten die Bewohner der direkt an das Grundstück angrenzenden Einfamilienhäuser zu ihrem Entsetzen fest, dass man begann, erste Bäume zu fällen. „Das war aber kein Profi-Unternehmen“, ist sich Elias Kelidis sicher. Am Abend war bereits ein Drittel des Baumbestandes nicht mehr vorhanden, Andrea Joseph-Stefl stellte auf Anraten der Duisburger BUND-Vorsitzenden Kerstin Ciesla Strafanzeige, die sie aber mangels Erfolgsaussichten wieder zurückzog. Dennoch war von da an für den Grundstückseigentümer erkennbar, dass sein Vorhaben auf Widerstand stieß.
Laut Joseph-Stefl äußerte sich Mehmet Akbaba dahingehend, dass er das Grundstück, wenn es als Bauland ausgewiesen ist, für 1,3 Millionen Euro verkaufen könne. Er nann- te der Anwohnerin mit der Gebag auch schon einen Interessenten. Für Thomas Joseph-Stefl würde das schon Sinn machen: „Immerhin ist die Gebag ja auf dem angrenzenden Kasernengrundstück engagiert.“
Nachfragen bei der Stadt ergaben, dass noch keine Anfrage des Grundstückinhabers wegen einer Umwidmung von
Grün- in Bauland vorliegt. Einer der Anwohner vermutet: „Ob da vielleicht Absprachen im Hinterzimmer getroffen worden sind?“Das Vorgehen von Mehmet Akbaba irritiert auch Michael Börth vom Regionalforstamt Ruhrgebiet (Landesbetrieb Wald und Holz NRW). Der Rechtsexperte der Behörde erläuterte, dass die Zuständigkeit für diesen Fall derzeit geprüft wird. „Das hängt von der baurechtlichen Situation und den Planungsabsichten der Stadt Duisburg ab“, so Börth. Ist der betroffene Bereich ein „baulicher Innenbereich“, liegt die Zuständigkeit bei der Stadt und es gilt das entsprechende Baurecht. Wird das Areal als „baulicher Außenbereich“geführt, gilt das Landesforstgesetz. Auf jeden Fall besteht die Pflicht, bei Waldumwandlungen in Bauland Kompensationsmaßnahmen (Ersatzanpflanzungen) durchzuführen. Den Wald „Immerhin ist die Gebag ja auf dem
angrenzenden Kasernengrundstück
aktiv“ abzuholzen ohne baurechtliche Schritte eingeleitet zu haben, bezeichnet Michael Börth als zumindest ungewöhnlich: „Der Mann weiß nicht, was er tut.“Vielleicht ja doch, wenn die Vermutung von Thomas Joseph-Stefl zutrifft.
Thomas Joseph-Stefl
Anwohner