Krautrock, Disco, Dosenbier
Kim Merz, „Wallenstein“-Sänger und Leiter einer Veranstaltungsagentur, präsentiert zusammen mit seinem Sohn David am 9. März im Steinbruch ein Bühnenprogramm, das wie eine muntere Vergangenheitsbewältigung wirkt.
Rückblickend betrachtet „waren wir wohl die erste Castingband in Deutschland“– der Mann, der das sagt, ist Kim Merz, Sänger der Gruppe Wallenstein und Solo-Künstler, geboren und aufgewachsen in Duisburg, wohnhaft in Mülheim. Von seinem Büro im Souterrain aus lenkt er heute seine Veranstaltungsagentur. Helge Schneider, Herbert Knebel und Jürgen von der Lippe gehören zu den Künstlern, für die er arbeitet. Jetzt hat er gemeinsam mit seinem Sohn David, der als freier Musiker unterwegs ist, eine Art Vergangenheitsbewältigung auf die Bühne gebracht: „Krautrock, Disco, Dosenbier“ist der Titel seines Revue-Programms, mit dem er am Samstag, 9. März, im Steinbruch auftreten wird.
Sohn David, war eigentlich der Initiator der Revue, die im ersten Teil aus alten Songs der Gruppe „Wallenstein“, im zweiten Teil aus Liedern der „Kim Merz Band“(„Der Typ neben ihr“) besteht. Zwischen den Songs erzählt er Anekdoten aus seinem Musikerleben, das in Duisburger Proberäumen begann. Von Touren, die ihn und die Band durch Deutschland führten, vom braunen Ford Transit, der als Bandbus diente und in dem die mittlere Sitzbank nicht einmal festgeschraubt war.
Die Idee, die alten Songs noch einmal zu reaktivieren, entstand eigentlich schon vor 15 Jahren. Aber wie das so ist, blieb es zunächst einmal nur bei der Idee, die bei jedem Familientreffen immer wieder belebt wurde bis sie jetzt in die Tat umgesetzt wurde. „Zunächst mussten alle Lieder umgeschrieben werden, denn meine Stimme ist nicht mehr so hoch wie damals“, erzählt Kim Merz. Das übernahm David Merz. Und wie das damals Ende der 70er bei den Musikproduktionen üblich war, sangen im Hintergrund hohe Frauenstimmen im Chor. Auch das Problem wurde gelöst: „Meine Frau übernimmt diesen Part“, freut sich Merz über das musikalische Familienunternehmen, das die Premiere schon hinter sich hat.
Am 21. November des vergangenen Jahres präsentierte Kim Merz „Krautrock, Disco, Dosenbier“mit den Songs und Geschichten zwischen Rockpalast, Ilja Richter und der ZDF-Hitparade erstmals dem Publikum – aber nicht in unserer Region, sondern in Bremervörde im Rahmen des dortigen Festivals „Zwischen den Stühlen“. „Wir wollten wissen, ob unser Konzept auch vor einem Publikum außerhalb funktioniert. Und es ist voll aufgegangen“, freut er sich.
Bei der nötigen „Recherche der eigenen Geschichte“, so erzählt er, hat ihm sein langjähriger Freund und Wallenstein-Urmitglied Michael Dommers, der jetzt auch zur Band gehört, geholfen. „Er hat mich bei der Datensammlung unterstützt. Ich hatte ja die Geschichten im Kopf. Die, die man erzählen kann, und die, die man nicht erzählen kann. Er hatte zum Glück die ganzen Daten aus der Zeit von Wallenstein gesam- melt.“Die schönsten Storys wurden zusammengestellt. Die ersten Überlegungen, die Geschichten jeweils in einen musikalischen Zusammenhang zu stellen, wurden verworfen. „Dann haben wir uns entschlossen, das erste Set mit den englischsprachigen Liedern von Wallenstein zu gestalten und das zweite Set nach der Pause mit meinen deutschen Liedern.“
Dazu wird auch „Wahnsinn“von Wolfgang Petry gehören, weil der Text aus der Feder von Kim Merz stammt. „Wir spielen allerdings eine ganz andere Version“, verspricht er. „Es ist eine wunderschöne Ballade geworden. Danach erzähle ich, wie es dazu gekommen ist, dass ich den Text für Wolfgang Petry geschrieben habe.“
Mit seinem Revue-Konzept sieht sich Kim Merz in guter Gesellschaft: Geschichten von damals, Musik von damals – Peter Rüchel vom Rockpalast macht das, Mary Roos und Wolfgang Trepper tun es sehr erfolgreich. Tommy Engel (ehemals „Bläck Fööss“) macht das ebenfalls und war auch mit ein Auslöser dafür, dass Kim Merz das Konzept übernahm: „Ich habe ihn im Duisburger Steinhof mit seinem Solo-Programm gesehen. Da gab es viele Lieder, die vielleicht in Köln alle kennen, aber darüber hinaus nicht so viele. Trotzdem funktionierte sein Konzept, zwischendurch Geschichten zu erzählen.“
Verzichten muss das Publikums allerdings auf die passende Kleidung aus der Zeit: Weder Schlaghose noch Plateauschuhe hängen im Schrank der Bühnenkleidung. Dafür verspricht Kim Merz „Harmoniegesang, zweistimmige Gitarrensoli und eine perfekte Band“, die neben seinem Sohn, seiner Frau und Mi- chael Dommers noch aus Ecky Zudrop (Keyboard), Marcel Marcus (Bass) und Arne Suter (Schlagzeug) besteht.
Geklärt ist nach vielen Jahren übrigens auch, wie Kim Merz zu Wallenstein kam: „Ich wusste viele Jahre nicht, wer mich da ins Gespräch gebracht hatte. Es war Axel Fischbacher, längst ein bekannter Jazz-Gitarrist, mit dem ich mal in einer Band gespielt hatte.“Band-Chef Jürgen Dolase habe ihn damals angerufen und ihn unter anderem gefragt, ob er denn schon Studio-Erfahrung habe. „,Klar’, habe ich gesagt,“lacht Kim Merz über seine erfolgreiche Notlüge.
Kim Merz tritt mit seiner Revue am Samstag, 9. März, um 20 Uhr im Steinbruch auf. Einen Tag später ist er um 19 Uhr noch einmal in Rees im „Buena Ressa Music Club“zu Gast.