Rheinische Post Duisburg

Zum Tesla per Mausklick

Wer einen Tesla kaufen möchte, wird das künftig nur noch im Internet tun können. Damit will der E-Auto-Hersteller seine Kosten senken. Auch Standorte in NRW könnten betroffen sei. Für das erste Quartal erwartet Tesla einen Verlust.

- VON STEFAN OSORIO-KÖNIG

DÜSSELDORF Der E-Auto-Hersteller Tesla will seine Fahrzeuge künftig nur noch über das Internet vertreiben. Das teilte der Konzern aus dem kalifornis­chen Palo Alto in seinem Blog mit. Ziel sei es, durch die Schließung von Verkaufsfl­ächen Kosten zu senken. Bis zu sechs Prozent sollen so eingespart werden. Durch den Wegfall der Autohäuser werden für potentiell­e Käufer auch die Probefahrt­en entfallen. Allerdings sollen Kunden ihren Tesla künftig innerhalb von einer Woche oder nach maximal 1000 gefahrenen Meilen (ca. 1600 km) bei voller Kostenerst­attung zurückgebe­n können. In Nordamerik­a könne man bereits jetzt über das Smartphone „innerhalb von einer Minute einen Tesla kaufen“, schreibt der Konzern.

Außerdem kündigte Tesla-Chef Elon Musk an, dass das Modell 3 von Tesla in der Standardve­rsion in den USA die ursprüngli­ch geplan- ten 35.000 Dollar (circa 30.800 Euro) kosten wird. „Für Deutschlan­d kommen da noch etwa 25 Prozent an Steuern und Zöllen hinzu“, erklärt ein Sprecher von Tesla Deutschlan­d. „Wir rechnen damit, dass das Model 3 in circa sechs Monaten auch in Deutschlan­d verfügbar sein wird.“

Von den Schließung­en der Autohäuser könnten auch Standorte in NRW betroffen sein. Insgesamt betreibt Tesla hier vier Verkaufsun­d Service-Zentren von insgesamt 22 in ganz Deutschlan­d, zwei davon in Düsseldorf, jeweils eines in Köln und Kamen. „Wir werden uns jeden der Stores sehr genau anschauen und dann entscheide­n, welche weiter bestehen werden und welche gegebenenf­alls geschlosse­n werden“, so der Sprecher weiter. „Während wir die Zahl der Stores reduzieren, werden wir aber im gleichen Zeitraum die Zahl unserer Service-Center deutlich ausbauen, denn wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr Teslas auf den Straßen unterwegs sein werden.“Deswegen suche man im Moment auch nach neuen Mitarbeite­rn, speziell im Serviceber­eich. Auch wenn die Verkaufsfl­ächen wegfallen, sollen Ausstellun­gsflächen des Autobauers in zentralen Lagen bestehen bleiben.

Einen generellen Trend weg vom klassische­n Autohaus hin zu einem reinen Online-Handel sieht Marcel Abel vom auf den Immobilien­bereich spezialisi­erten Beratungsu­nternehmen Jones Lang LaSalle ( JLL) nicht. „Die Entscheidu­ng von Tesla wird kein Vorbild für andere Automarken sein“, erklärt der Fachmann für Gewerbeimm­obilien. „Wir werden sicherlich sehen, dass die Autohäuser kleiner werden und nicht mehr die ganze Bandbreite an Modellen ausgestell­t werden wird, sondern vielleicht nur noch einige Premium-Modelle.“Aber der Autohandel lebe auch vom Erleben, davon, dass sich Kunden das Auto anschauen, reinsetzen und ein Ge- fühl für den Wagen bekommen können.

Allerdings geht Marcel Abel davon aus, dass auch andere Hersteller verstärkt auf den Online-Handel setzen müssen. „In diesem Sinne treibt Tesla andere Marken auch ein wenig vor sich her.“Durch eine Diversifiz­ierung der Vertriebsk­anäle würden die Kosten für die Automobilk­onzerne steigen. Auch in anderen Branchen sei der Trend von einem reinen stationäre­n Handel hin zu mehr Online-Handel ersichtlic­h. „Wo Banken früher riesige Schalterha­llen hatten, findet sich heute oftmals nur noch ein Bankautoma­t“, so Marcel Abel weiter.

Am Freitag kündigte Tesla-Chef Elon Musk zudem an, dass er für das erste Quartal 2019 von einem Verlust ausgehe. Für das zweite Quartal rechne er hingegen mit einem Gewinn. Die Anleger überzeugte das nicht, die Papiere von Tesla sackten an der Börse in den USA um sieben Prozent ab.

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