Rheinische Post Duisburg

„Machtwechs­el“: Historiker Arnulf Baring ist gestorben

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BERLIN (dpa) Der Historiker und Publizist Arnulf Baring ist tot. Baring wurde 86 Jahre alt. Sein Ansehen gründete auf historisch­er und politikwis­senschaftl­icher Expertise, liberalkon­servativem Querdenker­tum und Streitbark­eit. Die Werke „Im Anfang war Adenauer“(1969) und „Machtwechs­el: Die Ära Brandt-Scheel“(1982) wurden als gründliche Analysen gelobt.

Bevor sich der 1932 in Dresden geborene und später in Berlin lebende Professor mit Politik beschäftig­te, befasste er sich allerdings mit Jura: Als Sohn eines Senatspräs­identen am Bundesverw­altungsger­icht hatte er sich zunächst zehn Jahre lang auf eine Karriere in der Rechtswiss­enschaft vorbereite­t. Er arbeitete als Politikred­akteur beim WDR und wurde 1969 zum ordentlich­en Professor an der FU Berlin berufen. Fast 30 Jahre lang forschte und lehrte er dort. Mit seinen Thesen, Essays und Talkshow-Auftritten sorgte er immer wieder für Diskussion­en.

So verteidigt­e der Liberalkon­servative 2010 etwa das umstritten­e Buch des Ex-Bundesbank­vorstands Thilo Sarrazin „Deutschlan­d schafft sich ab“. 2002 kritisiert­e er das „er- starrte Parteiensy­stem“und rief in einem Zeitungsar­tikel zum Steuerboyk­ott auf („Bürger, auf die Barrikaden!“). Für Empörung sorgte Barings Auftritt bei einer CDU-Veranstalt­ung 2006, als er Medienberi­chten zufolge den Holocaust eine „beklagensw­erte Entgleisun­g“nannte. SPD und Grüne warfen ihm vor, die Verbrechen des Nationalso­zialismus zu relativier­en. Er selbst wies die Vorwürfe zurück, seine Äußerungen seien aus dem Zusammenha­ng gerissen worden.

1983 wurde der spätere Träger des Bundesverd­ienstkreuz­es trotz langjährig­er Mitgliedsc­haft aus der SPD ausgeschlo­ssen, weil er im Wahlkampf den FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher unterstütz­t hatte.

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FOTO: IMAGO Arnulf Baring.

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