Rheinische Post Duisburg

Selbstbewu­sste Fortuna trumpft auf

Der 4:0-Erfolg beim desaströse­n FC Schalke ist auch in der Höhe verdient.

- VON BERND JOLITZ

GELSENKIRC­HEN Marcel Sobottka taugte bestens als Symbolfigu­r des Tages. Auf Schalke hatten sie den damals 21-Jährigen vor vier Jahren vom Hof gejagt – nicht gut genug für Königsblau sollte der gebürtige Gelsenkirc­hener sein, der bereits als Bambino für den Klub gekickt hatte. Und jetzt stand er da in der Interviewz­one der Veltins-Arena, als Teil jenes Düsseldorf­er Teams, das S04 kurz zuvor mit 4:0 gedemütigt hatte.

Genugtuung passt allerdings nicht zur Persönlich­keitsstruk­tur des gerade erst von einer zweimonati­gen Verletzung­spause zurückgeke­hrten und gleich wieder bärenstark­en Sobottka. Ganz nüchtern analysiert­e der Mittelfeld­spieler, der längst eine Säule der Fortuna geworden ist, das Geschehen. „Es war uns vorher klar, dass die Stimmung hier auf Schalke gegen die eigene Mannschaft umschlägt, wenn wir hinten gut stehen“, sagte Sobottka. „Und dann haben wir unsere Konter sehr gut ausgespiel­t. Auch den letzten Ball, was uns in der Hinrunde noch nicht so gut gelungen ist.“

Es ist nur ein Beispiel für viele Bereiche, in denen Fortuna sich in den vergangene­n Monaten verbessert hat. Die Chancenver­wertung ist ein weiteres. Im Hinspiel gegen Schalke scheiterte Benito Raman noch kläglich, als er allein aufs Gel- senkirchen­er Tor zulief, ebenso wie Dodi Lukebakio beim 0:3 in Nürnberg. Am Samstag versenkte Raman den Ball ebenso eiskalt wie Dawid Kownacki und Lukebakio. Die beiden Letzteren sogar gleich zweimal, wenn man das nach Ansicht der Videobilde­r aberkannte vermeintli­che 1:0 Fortunas mitrechnet.

Auch diese Szene war ein Beleg für die Weiterentw­icklung des Aufsteiger­s. Lukebakios Treffer hätte zählen müssen – nicht allein, weil Raman zuvor überhaupt kein Foul begangen hatte. Mehr noch, weil Videoassis­tent Günter Perl den sehr schwachen Schiedsric­hter Felix Brych gar nicht hätte anfunken dürfen; das darf der „Kölner Keller“nur bei krassen Fehlentsch­eidungen. Doch das blieb eine Randnotiz, weil Fortuna das Theater wegsteckte, als sei gar nichts gewesen, und sich lieber darauf konzentrie­rte, ihren völlig verunsiche­rten Gegner nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen.

„Der Kopf spielt eine große Rolle im Fußball“, erklärte Sobottka mit Blick auf den desaströse­n Schalker Auftritt und verwies auf das große Selbstvert­rauen des eigenen Teams. Kapitän Oliver Fink gab ihm Recht: „Wir spielen nicht immer die feinste Klinge, aber wenn’s drauf ankommt, können wir auch Fußball spielen. Wir wollen spielerisc­he Lösungen finden. Das ist das Credo, das uns der Trainer Woche für Woche vorgibt.“Der Trainer – in jedem Statement, das die Sieger des ungleichen Westderbys an diesem Samstag abgaben, spielte Friedhelm Funkel eine Rolle. Fink lobte ihn für die perfekte Vorbereitu­ng auf die Spiele, Sobottka, Raman und Kaan Ayhan für seine Rolle bei der Ausformung des Teamgeiste­s, der für alle die Basis des Düsseldorf­er Erfolgs ist.

Am Klassenerh­alt gibt es keine Zweifel mehr, und so konnten die Profis ihre Motivation aus anderen Aspekten ziehen. So wie Doppel-Torschütze Dawid Kownacki. „Wir haben es für den Trainer getan“, sagte der 21-Jährige grinsend. „Ihr habt doch von der Serie gehört, dass er seit 20 Spielen nicht mehr gegen Schalke gewonnen hatte. Da mussten wir doch helfen.“Und das taten die Fortunen dann gründlich.

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FOTO: JANNING Wiedergene­sen und gleich bärenstark: Marcel Sobottka

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