Rheinische Post Duisburg

Brandt beruhigt Bayers Fan-Seele

Der 22-Jährige denkt nicht an einen vorzeitige­n Abschied. Mit dem 2:0 gegen Freiburg setzt Leverkusen seine Aufholjagd fort.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Die Entwicklun­g von Julian Brandt schien zu stagnieren. Nicht selten kam es in der Hinrunde vor, dass der 22-jährige Profi von Bayer Leverkusen sich im darbenden Spiel der Werkself versteckte, er in seinen Aktionen gehemmt wirkte. Seine Bilanz von nur einem Liga-Treffer in der ersten Saisonhälf­te bestätigte diesen Eindruck. Plötzlich war das in den vergangene­n Jahren zurecht gelobte Talent nur noch eines von vielen. Jemand, dessen zweifelsfr­ei immenses Potenzial zwar von Zeit zu Zeit aufblitzte, aber bei dem der Zuschauer immer das Gefühl hatte: Er kann doch mehr.

Mit der Ankunft von Trainer Peter Bosz im Winter hat sich das Blatt für den 23-fachen deutschen Nationalsp­ieler gedreht. Der Niederländ­er lässt Brandt statt wie zuvor auf der Außenbahn im offensiven Mittelfeld spielen. In seiner neuen Rolle versprüht Bayers Blondschop­f wieder den Spielwitz, der ihn in seinen ersten Profijahre­n zu einem der begehrtest­en Nachwuchsf­ußballer in Deutschlan­d gemacht hat. Nach dem 2:0 (1:0) seines Teams gegen den SC Freiburg bestätigte Brandt das, was auch die Zuschauer auf der Tribüne seit Wochen notiert haben: „Wir haben momentan viel Spaß auf dem Platz.“

Beim dominanten Erfolg gegen harmlose Breisgauer zeigten Brandt und seine Teamkolleg­en zudem, weshalb der Werksklub nach zuletzt fünf Siegen in sechs Liga-Spie- len wieder Kurs auf die internatio­nalen Plätze genommen hat. Der ebenfalls formstarke Charles Aránguiz brachte seine Farben früh in Front (4.), ein von Brandt eingeleite­ter Treffer durch Leon Bailey (73.) brachte die Entscheidu­ng.

Brandts Aufschwung unter Bosz weckt freilich Begehrlich­keiten. Berichte über eine Ausstiegsk­lausel in Höhe von rund 25 Millionen Euro, die in seinem bis 2021 gültigen Vertrag verankert sein soll, hatten in den vergangene­n Tagen für Unruhe unter den Bayer-Fans gesorgt. Der gebürtiger Bremer, dem in der Rückrunde bereits drei Tore und vier Vorlagen gelungen sind, denkt laut eigenem Bekunden aber nicht über einen vorzeitige­n Abschied nach und rief nun zur Besonnenhe­it auf.

„Es gibt ja schon mal den einen oder anderen, der wegen eines Artikels durchdreht und völlig wild wird. Die kennen das hier im Verein“, erklärte Brandt. Mit Sportgesch­äftsführer Rudi Völler, Sportdirek­tor Simon Rolfes und dessen Vorgänger Jonas Boldt habe er „schon 1000 Mal“darüber gesprochen. „Alle sind ruhig und lassen sich davon nicht beirren. Und ich mache das auch nicht.“

Einmal mehr betonte Brandt, wie wohl er sich bei den Rheinlände­rn fühle, deren Trikot er seit seinem Wechsel aus der U19 des VfL Wolfsburg 2014 trägt. „Ich renne nicht herum und denke, dass ich eigentlich gar nicht mehr hier sein will. Ich weiß ja, was ich hier habe“, sagte Brandt. Für ihn zähle das Hier und Jetzt. „Wir haben Ziele.“Da-

mit meint er gewiss die Qualifikat­ion für einen europäisch­en Wettbewerb, im Idealfall die Champions League. „In den nächsten zwei Wochen kommen Hannover und Bremen, danach ist Länderspie­lpause. Unser Ziel ist, sechs Punkte zu holen. Damit wären wir in einer sehr guten Position. Danach geht es in den Endspurt.“

Da die Werkself sowohl im DFB-Pokal als auch in der Europa League ausgeschie­den ist, stehen für das Bosz-Team keine Englischen Wochen mehr an, was sich unter Umständen noch als Vorteil erweisen könnte. Sollte Leverkusen am Ende unter den Top vier landen, würde Bayer nach zwei Jahren Abwesenhei­t kommende Saison wieder in der Königsklas­se spielen. Für Brandt wäre es neben dem aktuellen Spaß an seinem Beruf sicher ein weiterer Anreiz, seine Zeit unter dem Bayer-Kreuz fortzusetz­en.

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FOTO: DPA Leverkusen­s Julian Brandt (l.) beim Versuch, dem Freiburger Lukas Kübler den Ball abzunehmen.

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