Borussia Dortmund brockt sich Mentalitätsdebatte ein
AUGSBURG/DORTMUND (dpa) So wird das nichts mit einem Dortmunder Bundesliga-Triumph und dem erträumten Comeback-Coup in der Champions League. Das unnötige 1:2 (0:1) beim FC Augsburg hat Lucien Favres Fußball-Überfliegern a.D. nicht nur die letzten drei Punkte Vorsprung auf den FC Bayern gekostet. Vor der entscheidenden Saisonphase und dem schweren Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse gegen Tottenham brockten sich die Schwarz-Gelben auch eine Mentalitätsdebatte ein. Fehlt der Truppe gegen schwache Gegner die Motivation? „Nicht wie ein Champion, sondern wie eine Durchschnittsmannschaft in der Bundesliga“sei der BVB mal wieder aufgetreten, kritisierte Matthias Sammer.
Der Borussen-Berater erinnerte als Eurosport-Experte an die mickrigen zwei Punkte, die Dortmund in dieser Saison in den vier Auswärtsspielen gegen die Abstiegskandidaten Hannover, Düsseldorf, Nürnberg und nun Augsburg gewann. Mit solchen Vorstellungen verlieren auch tolle Erfolge wie in der Hinrunde gegen Bayern ihren Wert.
Die Münchner nutzten den schwarz-gelben Patzer vom Freitagabend prompt und schlossen durch ein famoses 5:1 im Topspiel in Mönchengladbach nach Punkten zu Dortmund auf. Der Schwung aus dem Spätherbst, als Favres Mannschaft teilweise neun Punkte Vorsprung auf den Rekordchampion hatte, ist dahin. „Wir können nicht mehr sagen, es ist okay, wenn wir mal eine schlechte Leistung bringen“, erkannte Mittelfeldspieler Thomas Delaney, „jetzt haben wir noch mehr Druck.“
Den machen nun auch die Bosse. Manager Michael Zorc kritisierte am Sonntag die Einstellung seines Teams. „Wenn man Meister werden will, was in unserem Fall ja kein Muss ist und eine riesige Sensation wäre, dürfen wir Spiele wie in Augsburg nicht auf diese Art und Weise verlieren“, sagte er den „Ruhr-Nachrichten“: „Es kann nicht sein, dass verunsicherte und qualitativ unterlegene Gegner uns allein durch Laufbereitschaft und Begeisterung komplett aus dem Spiel nehmen.“
Er habe „in den vergangenen Wochen das Gefühl, dass die letzten zwei, drei Prozent in puncto Fokussierung fehlten“, erklärte Zorc weiter: „Diese vermeidbaren Fehler, die wir machen, dürfen nicht passieren. Das ist zum Teil ein Preis der Jugend, aber vor allem auch eine Frage der Konzentration. Die letzte Gier, das Tor zu machen und dieser brachiale Wille, mit letzter Konsequenz zu verteidigen, haben mir gefehlt.“
Just in der Situation will Dortmund in der Champions League am Dienstag (21 Uhr/Sky) gegen Tottenham Hotspur ein 0:3 aus dem Hinspiel wettmachen. Ist der Glaube daran überhaupt noch da? Oder kommt es Favre vielleicht sogar ganz gelegen, sich angesichts der Leistungsschwankungen künftig auf einen Wettbewerb konzentrieren zu können? „Wir werden sehen“, sagte er am Freitagabend nachdenklich.
Fehlender Kampf, keine Konsequenz im Angriff und dazu individuelle Fehler vor den Gegentoren durch den Ex-Borussen Dong-won Ji (24./68. Minute) führten zur Niederlage in Augsburg. „Ich muss mich immer enorm zusammenreißen, dass ich nicht jemandem den Kopf abreiße“, schimpfte Torhüter Roman Bürki.