Rheinische Post Duisburg

Borussia Dortmund brockt sich Mentalität­sdebatte ein

- VON MANUEL SCHWARZ

AUGSBURG/DORTMUND (dpa) So wird das nichts mit einem Dortmunder Bundesliga-Triumph und dem erträumten Comeback-Coup in der Champions League. Das unnötige 1:2 (0:1) beim FC Augsburg hat Lucien Favres Fußball-Überfliege­rn a.D. nicht nur die letzten drei Punkte Vorsprung auf den FC Bayern gekostet. Vor der entscheide­nden Saisonphas­e und dem schweren Achtelfina­l-Rückspiel der Königsklas­se gegen Tottenham brockten sich die Schwarz-Gelben auch eine Mentalität­sdebatte ein. Fehlt der Truppe gegen schwache Gegner die Motivation? „Nicht wie ein Champion, sondern wie eine Durchschni­ttsmannsch­aft in der Bundesliga“sei der BVB mal wieder aufgetrete­n, kritisiert­e Matthias Sammer.

Der Borussen-Berater erinnerte als Eurosport-Experte an die mickrigen zwei Punkte, die Dortmund in dieser Saison in den vier Auswärtssp­ielen gegen die Abstiegska­ndidaten Hannover, Düsseldorf, Nürnberg und nun Augsburg gewann. Mit solchen Vorstellun­gen verlieren auch tolle Erfolge wie in der Hinrunde gegen Bayern ihren Wert.

Die Münchner nutzten den schwarz-gelben Patzer vom Freitagabe­nd prompt und schlossen durch ein famoses 5:1 im Topspiel in Mönchengla­dbach nach Punkten zu Dortmund auf. Der Schwung aus dem Spätherbst, als Favres Mannschaft teilweise neun Punkte Vorsprung auf den Rekordcham­pion hatte, ist dahin. „Wir können nicht mehr sagen, es ist okay, wenn wir mal eine schlechte Leistung bringen“, erkannte Mittelfeld­spieler Thomas Delaney, „jetzt haben wir noch mehr Druck.“

Den machen nun auch die Bosse. Manager Michael Zorc kritisiert­e am Sonntag die Einstellun­g seines Teams. „Wenn man Meister werden will, was in unserem Fall ja kein Muss ist und eine riesige Sensation wäre, dürfen wir Spiele wie in Augsburg nicht auf diese Art und Weise verlieren“, sagte er den „Ruhr-Nachrichte­n“: „Es kann nicht sein, dass verunsiche­rte und qualitativ unterlegen­e Gegner uns allein durch Laufbereit­schaft und Begeisteru­ng komplett aus dem Spiel nehmen.“

Er habe „in den vergangene­n Wochen das Gefühl, dass die letzten zwei, drei Prozent in puncto Fokussieru­ng fehlten“, erklärte Zorc weiter: „Diese vermeidbar­en Fehler, die wir machen, dürfen nicht passieren. Das ist zum Teil ein Preis der Jugend, aber vor allem auch eine Frage der Konzentrat­ion. Die letzte Gier, das Tor zu machen und dieser brachiale Wille, mit letzter Konsequenz zu verteidige­n, haben mir gefehlt.“

Just in der Situation will Dortmund in der Champions League am Dienstag (21 Uhr/Sky) gegen Tottenham Hotspur ein 0:3 aus dem Hinspiel wettmachen. Ist der Glaube daran überhaupt noch da? Oder kommt es Favre vielleicht sogar ganz gelegen, sich angesichts der Leistungss­chwankunge­n künftig auf einen Wettbewerb konzentrie­ren zu können? „Wir werden sehen“, sagte er am Freitagabe­nd nachdenkli­ch.

Fehlender Kampf, keine Konsequenz im Angriff und dazu individuel­le Fehler vor den Gegentoren durch den Ex-Borussen Dong-won Ji (24./68. Minute) führten zur Niederlage in Augsburg. „Ich muss mich immer enorm zusammenre­ißen, dass ich nicht jemandem den Kopf abreiße“, schimpfte Torhüter Roman Bürki.

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FOTO: DPA BVB-Berater Matthias Sammer kritisiert Dortmunds Profis.

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